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0045 - Der Höllensumpf

0045 - Der Höllensumpf

Titel: 0045 - Der Höllensumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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wohl in seiner Haut. Auch wenn die Geschichte mit Moreno so gut geklappt hatte.
    Dabei hatte er sich seine Worte so gut zurechtgelegt gehabt. Jetzt waren sie weg wie ausradiert.
    Macht nichts! dachte er und holte vor der zweiflügeligen Tür, bis zu der er dem schwarzen Lakai bisher gefolgt war, tief Luft. Ich habe zwar keine gedrechselten Worte, aber dafür habe ich ein Wesen, das meinen Befehlen blind gehorcht.
    Unwillkürlich griff er in die Innentasche seiner Anzugjacke. Ja.
    Das Bild war da. Es beruhigte ihn irgendwie. Seine Beklommenheit fiel ab. Er musste überhaupt noch eine Menge von Komplexen ablegen, wenn er erst einmal der Chef hier war. Eine ganz neue Zeit würde für ihn anbrechen. Warum fügte er sich nur so schwer in die neuen Tatsachen? Aldo Terzano seufzte leicht.
    Nicht wegen des Gesprächs, das ihm jetzt bevorstand. Eher wegen der neuen Rolle, die er jetzt zu spielen hatte. Bisher hatte er es gelernt zu kuschen und Befehle auszuführen. Sein ganzes bisheriges verpfuschtes Leben lang hatte er im Prinzip nichts anderes getan.
    Und jetzt musste plötzlich er die Befehle geben.
    Aldo Terzano war sich seiner Sache schon sehr sicher. Genauso sicher war er sich darüber, dass er auch seine künftigen Aufgaben als Befehlsgeber erfüllen würde.
    Nur einer der beiden Türflügel schwang auf. Der untersetzte Sizilianer musste sich ein wenig drehen, um mit seinen breiten Schultern hindurch und am Lakai vorbeizukommen. Dann stand er Bernard Luxington gegenüber. Einen Augenblick wollte ihn wieder so ein dummes Gefühl wie Ehrfurcht und Untertänigkeit überkommen, doch dann straffte er seine Schultern und schaute Luxington gerade in die Augen.
    Luxington war der einzige waschechte Amerikaner im Bunde der ehemaligen Drei. Sein Gesicht war rund und rot und schlohweiß sein Haar. Unter den Augen hingen bläuliche Tränensäcke, die davon kündeten, dass er kein Vergnügen an sich hatte vorbeigehen lassen.
    Und Luxington war schon alt. In den Augen Terzanos zumindest.
    Für ihn war Luxington nur mehr ein lebender Leichnam. Er brauchte den Mann ohnehin nur mehr ein oder zwei Tage, damit er ihn in die Geschäfte einweihen konnte. Und danach?
    Aldo Terzano zwang sich, nicht daran zu denken. Alles nur der Reihe nach, sagte er sich. Trotzig erwiderte er den forschenden Blick Luxingtons.
    »Wir kennen uns«, sagte der Alte mit Greisenstimme. Auf die Idee, seinem Besucher einen Platz anzubieten, kam er nicht.
    Aldo Terzano nickte. Du alter Knacker wirst mich bald noch viel besser kennen lernen, wollte er sagen, doch dann zwang er sich nur zu einem dürren Lächeln. »Ich war schon einmal hier.«
    Die wässrigblauen Augen des Alten fixierten ihn starr. Terzano sah, dass auch vor Luxington eine Ausgabe der »Gazette« lag. Der kleine Sizilianer holte seine Zeitung unter dem angewinkelten Arm hervor und schleuderte sie lässig auf Luxingtons barocken Schreibtisch.
    Der Alte schaute verwundert hoch, und der stechende Ausdruck in seinen Augen wurde noch durchdringender. Terzano scherte das nicht. Er fühlte sich im Vorteil. Die Pracht des Raumes beeindruckte ihn nicht mehr.
    Er ließ den verblüfften Luxington sitzen, ging an ihm vorbei und stellte sich ans Fenster, durch das er auf die Veranda und auf den Park mit einem künstlichen See in der Mitte hinausblickte. Er wippte auf den Zehenspitzen und hatte die Hände am Rücken verschränkt.
    »He, Terzano«, kam es unsicher. »Glauben Sie, dass Sie hier das richtige Benehmen an den Tag legen?«
    Aldo Terzano wippte weiter. Er ließ sich Zeit mit einer Antwort.
    »Was kümmert Sie mein Benehmen«, sagte er schließlich gedehnt.
    »Ist ja mein Benehmen, capito? Und ich bin der einzige hier, der ihnen etwas über die Hintergründe von Morenos Tod verraten kann. Sie sollten von Ihrem hohen Ross heruntersteigen. Ihr Sattel wackelt schon.«
    Terzano hörte das cholerische Keuchen in seinem Rücken. Jetzt drehte er sich doch um. Auch Soros Bild in der Tasche konnte ihn nicht von einem heimtückischen Schuss in den Rücken bewahren.
    Der Sizilianer hatte richtig kombiniert. Als er sich umdrehte, hatte Luxington ein Schießeisen in der Faust, und die Mündung zeigte genau auf seinen, Terzanos, Bauch. Die Greisenhand zitterte nicht. Nur Neugier, keine Angst, war in den wässrigen Augen erwacht.
    »Sie müssen gute Trümpfe in der Hand haben«, sagte der Greis, und seiner Stimme war anzuhören, dass er sich zwang, flacher zu atmen. »Sonst verlassen Sie diesen Raum nicht mehr lebend.

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