0046 - Wir deckten seine Karten auf
wohl eins da, aber ich war schließlich der Vertreter des Gesetzes, das sich in solchen Fällen sehr eindeutig auf die Seite der Bürger stellt.
Sollte ich warten?
Ich suchte nach einer Haustür, die ich auch prompt fand. Sie war nur angelehnt und sie lud mich direkt zum Eintreten ein. War das eine bewusst gestellte Falle? Wollte man mich in die Zange nehmen? Ich ließ es darauf ankommen, packte meine Kanone und sprang in den Korridor hinein.
Hier roch es nach frisch gebrühtem Kaffee. Ich kletterte über eine ziemlich steile Treppe in den ersten Stock hoch und sah mich einigen Türen gegenüber. Als ich mich suchend umsah, hörte ich aus dem Stockwerk über mir ein gurgelndes Stöhnen.
In der ersten Reaktion wollte ich sofort nach oben laufen. Dann erinnerte ich mich aber bestimmter Ratschläge, die man uns auf der Schule eingehämmert hatte. Übereifer führt schnell in den Tod.
Wesentlich bedächtiger pirschte ich mich weiter nach oben, und dabei wahrte ich alle Vorsichtsmaßregelen, deren ich mich erinnern konnte. Schließlich kam ich auch so oben an und sah tatsächlich einen Mann, der verkrümmt am Boden lag.
Als ich mich mit ihm befassen wollte, bellten zwei schallgedämpfte Schüsse auf, deren Landungen haarscharf an meinem Kopf vorbeipfiffen. Ich warf mich zu Boden, rollte mich seitlich ab und nahm hinter dem liegenden Mann Deckung.
Ein weiterer Schuss wurde abgefeuert, aber diesmal blieb ich die Antwort nicht schuldig. Leider hörte ich nichts von einer Reaktion, das heißt, eine Blechtür fiel schmetternd ins Schloss und ein Schlüssel wurde zweimal im Schloss herumgedreht.
Vorsichtig richtete ich mich auf. Ich drehte den liegenden Mann so herum, dass ich sein Gesicht erkennen konnte. Ich war nicht sonderlich überrascht, als ich den stämmigen Burschen aus der Kellerkneipe wiedererkannte. Sein Gesicht hatte eine wachsbleiche Farbe angenommen, er stand kurz vor dem Tod.
Ich untersuchte seine Verletzung und presste die Lippen zusammen, als ich den verhinderten Genickschuss erkannte. Dieser Mann starb nicht an der Verletzung, die ich ihm beigebracht hatte. Nein, seine Partner hatten versucht, ihn umzubringen. Sie wollten ihn daran hindern, Aussagen zu machen. Vielleicht war er ihnen auch durch seine Verletzung zu hinderlich geworden.
Aber noch atmete dieser Mann. Ich sprach ihn laut an, aber nur Stöhnen war seine Antwort. »Wer hat dir den Schuss verpasst?«, schrie ich ihn laut an. »Wer hat dich erschießen wollen…? Sag den Namen…! Wer hat dich niedergeschossen?«
Er gurgelte und öffnete für Bruchteile von Sekunden seine Augen, in denen aber keine Spur von einem Ausdruck zu erkennen war. Ich rief ihn wiederum an, und diesmal bewegten sich seine Lippen. Sie formten einen Namen, ohne ihn aber auszusprechen. Er hatte einfach nicht mehr die Kraft dazu, den Namen zu nennen.
Ich brachte mein Ohr dicht vor seinen Mund und hielt den Atem an, um besser verstehen zu können. Ich vernahm: »Joe Clar…«, mehr aber war wirklich nicht zu hören, denn plötzlich brach ein Höllenlärm los. Ich richtete mich wieder auf und drückte ihm die Augen zu. Dann zündete ich mir eine Zigarette an und suchte nach dem Urheber dieses verrückten Lärms.
***
Im Stockwerk unter mir stand eine Tür weit auf, ich sah ein junges Ding von vielleicht zwanzig Jahren, das sich in rhythmischen Bewegungen vor einem Apparat herumbewegte. Sie schwang dabei ihre Hüften und schien mich nicht zu sehen.
»Haben Sie schon mal was von Zimmerlautstärke gehört?«, brüllte ich sie an. Sie fuhr herum, nickte mir lächelnd zu und tänzelte zu mir herüber. Ich ging an ihr vorbei und stellte den Kasten ab. Sie sah mich verblüfft an.
»Im oberen Stockwerk ist gerade jemand erschossen worden«, sagte ich erklärend. »Erstaunlich, wie schnell Sie auf einmal Lust auf Tanzmusik bekamen.«
»Das geht Sie doch e'inen Dreck an, wie?«, fragte sie ruppig zurück.
»Ich weiß nicht«, war meine ruhige Antwort. »Zumindest werden Sie mir einige Fragen beantworten müssen: Weisen Sie sich mal aus und bevor Sie danach fragen, werde ich Ihnen meinen Dienstausweis zeigen.«
Sie biss sich auf die Lippen, als sie sah, zu welcher Behörde ich gehörte. Sie wurde plötzlich sehr brav und unsicher.
»Welche Fragen soll ich Ihnen beantworten?«, wollte sie endlich wissen.
»Wann klingelte das Telefon?«, fragte ich sie und wies auf den weißen Telefonapparat, der sich in dieser billigen Umgebung mehr als komisch ausmachte.
»Es hat
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