0046 - Wir deckten seine Karten auf
geben.«
Ich fuhr mit dem Lift nach unten, setzte mich in den Wagen und fuhr sofort zum Hospital. Da die Straßen inzwischen etwa weniger voll waren, kam ich ziemlich schnell zum Ziel. Trotzdem war ich in Schweiß gebadet, als ich ausstieg.
»Er befindet sich jetzt bei Mr. Christor«, sagte der Kriminalbeamte, der die Korridorwache hielt. »Ich wollte ihn nicht an diesem Besuch hindern, weil Christor selbst auf diesem Gespräch bestand.«
»Nein, das geht vollkommen in Ordnung«, sagte ich zu dem Beamten. »Keine Sorge, so schnell passiert hier nichts.«
Ich trat ein, ohne anzuklopfen.
Braster und Christor sahen mich überrascht an, als ich plötzlich am Fußende des Bettes stand.
»Sie müssen mein Klopfen überhört haben«, entschuldigte ich mich lächelnd. »Na, Mr. Braster, wie war denn die Reise?«
»Habe ich Ihnen Kopfschmerzen bereitet?«
»Nur anfänglich, in Wirklichkeit wusste ich dann doch, wo Sie waren und was Sie taten. Sie vergessen, dass Sie es mit dem FBI zu tun hatten. Unsere Filialen sind überall auf Draht. Und dann vergessen Sie die Fernschreiber und Funkanlagen nicht.«
»Sie haben mich überwachen lassen?«
»Hatte ich dazu keinen Grund?«
»Wieso? Was soll ich denn getan haben?«
»Ja, was hat Braster getan?«, fragte Christor.
»Er hat immerhin die Unterlagen aus dem Safe geholt«, erwiderte ich lächelnd.
»Wie bitte?«, fragte Christor entrüstet und sah seinen Reporter an. »Das ist doch reiner Unsinn«, erwiderte Braster unwillig. »Wie kommen Sie zu dieser Behauptung?«
»Seit wann sind Tatsachen Behauptungen?«, gab ich zurück. »Wollen Sie abstreiten, Braster, die Unterlagen aus dem Safe geholt zu haben?«
»Ich halte für Mike Braster meine…«
»…Hand ins Feuer, ich weiß«, unterbrach ich Christor. »Aber Sie haben eine Nuance überhört. Ich sagte nicht, er hätte die Unterlagen gestohlen, nein, ich sagte, er hätte sie aus dem Safe geholt.«
»Worauf wollen Sie hinaus, Agent Cotton?«, erkundigte sich Christor.
»Auf die Tatsache will ich hinaus, dass Mike Braster in Ihrem Auftrag, Christor, die Unterlagen aus dem Safe geholt hat, stimmt es?«
Sie sagten kein Wort.
Sie sahen sich mehr als betreten an und senkten dann die Köpfe. Sie kamen mir wie Schulkinder vor, die man dabei ertappt hatte, dass sie Äpfel von einem Baum holten, der ihnen nicht gehört.
»Wir wollen uns doch gegenseitig nichts vormachen«, redete ich weiter. »Sie, Christor, befürchteten, dass Ihr Gegner die Unterlagen an sich bringen würde.' Da beauftragten Sie Braster damit, die Unterlagen aus dem Safe zu holen. Sie nannten ihm das Codewort und schickten ihn auf die Reise. Braster, Sie haben sich etwas verändert, eine Brille aufgesetzt und einen Schnurrbart angeklebt. Das veränderte sie so, dass man Sie später nicht als Braster identifizieren konnte. Als zusätzlichen Trick erschienen Sie unter Ihrem eigenen Namen. Wahrscheinlich haben Sie beim Betreten des Saferaumes auch Ihre Identitätskarte vorgezeigt, ja?«
»Woher wissen Sie das alles, Agent Cotton?«, fragte Christor perplex. »Ich gebe zu, dass es genau so war.«
»Die Lösung war im Grunde einfach«, erwiderte ich lächelnd. »Der Kreis der verdächtigen Personen war mehr als eingeschränkt. Wenn man es genau nahm, kamen nur Ihre Tochter und Sie selbst in Betracht, Christor. Ich telefonierte mit dem Vorstand der Bank und ließ mir mitteilen, welche Formalitäten notwendig sind, um in den Bankraum hereinzukommen. Die Schlussfolgerung lag danach sehr nahe. Sie, Christor, hatten den angeblichen Dieb bestellt, nicht, um die Polizei zu täuschen, sondern um den Chef der Spielhöllengangster hinters Licht zu führen, stimmt doch, oder?«
»Alle Achtung, das haben Sie erstklassig hinbekommen«, sagte Mike Braster in begeistertem Tonfall. »Wir wollten Sie wirklich nicht hinters Licht führen.«
»Schmeicheln können Sie auch nicht schlecht«, sagte ich abwehrend, »aber ich bin mit meinen Schlussfolgerungen noch nicht am Ende. Eines ergibt sich jetzt aus dem anderen. Sie beide wissen nämlich sehr genau, wer dieser Gangsterboss ist. Sie beide haben gewusst, dass Bandy nichts anderes als ein Geschäftsführer einer Gang war.«
»Wieso war?«
»Er ist erschossen worden, er und sein Butler. Die beiden wollten sich wohl absetzen, nachdem wir Clargo festnehmen konnten. Aber sein Chef und Mörder war schneller, viel schneller. Er war vor allen Dingen erstklassig informiert. Es gehört ja zu seinem Metier, stets informiert zu
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