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0047 - Die Geisterfürstin

0047 - Die Geisterfürstin

Titel: 0047 - Die Geisterfürstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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er von seinem Erlebnis der letzten Nacht. Er gab fast wortgetreu wieder, was Hyros ihm mitgeteilt hatte.
    Zamorra wurde mit jedem Wort nachdenklicher. Er schwieg auch noch, als Bill schon längst geendet hatte.
    »Willst du gar nichts dazu sagen?«
    »Ich bin mit dem Nachdenken noch nicht fertig. Hyros sagte, wir dürften Suukaatan nicht in dieser Welt bekämpfen.«
    »Das sagte er.«
    »Vielleicht blicke ich jetzt durch.«
    »Von mir kann ich das leider nicht behaupten.«
    Bill hatte es in bedauerndem Ton gesagt.
    »Das musst du auch nicht, Bill. Außerdem haben wir jetzt keine Zeit mehr, lange zu diskutieren. Es muss auf Mittag zugehen. Auf dem Platz vor dem Palast ist die Krönung der neuen Königin. Ich weiß noch nicht, wie wir Nicole helfen sollen, aber wir werden alles versuchen.«
    »Willst du eine Zeitfalle stellen?«, fragte Bill.
    »So ähnlich«, antwortete Zamorra. »Wir müssen es nur schaffen, in Nicoles Nähe zu kommen.«
    »Dann lass dir schon mal was einfallen, Bruder.«
    Sie erhoben sich von ihren Plätzen. Zamorra warf zwei der Münzen auf den Tisch. Der Glatzköpfige verbeugte sich fast bis zum dreckigen Boden hinunter.
    »Hier werden die Touristen wenigstens mit Anstand übers Ohr gehauen«, gab Bill seinen Senf dazu.
    ***
    Die Szenerie erinnerte fatal an die Kulissen eines Monumentalfilms aus Hollywoods besten Tagen. Kriegerinnen in glänzenden Rüstungen und aufgepflanzten Lanzen standen entlang der Palastmauer breitbeinig Spalier. Auf den Köpfen trugen sie gefiederte Helme. Etwas überhöht, auf einem Mauervorsprung, knieten andere Amazonen mit langen Instrumenten in der Hand, die Fanfaren nicht unähnlich und mit Wimpeln geschmückt waren.
    Vor dem großen Tor zum Palast war eine Loge, errichtet worden, die fast bis an die obere Grenze des Tores reichte. Auf ihr ein reich verzierter Thron und einige gepolsterte Stühle und Schemel daneben. Ein Baldachin spannte sich darüber, von dem blutrote Tücher herabhingen. Zur Toröffnung hin wurde die Loge von einem schweren Vorhang aus Teppichen abgeschlossen, in die Symbole mit Goldfäden eingestickt waren.
    Von der Loge herunter führte eine Steintreppe mit etwa dreißig Stufen zu einem Stufengerüst, das von allen Seiten begehbar war.
    Auf ihm lag ein Richtblock.
    Daneben stand eine breit gebaute Amazone mit nacktem Oberkörper. Nur die Hüfte war umgürtet. Die Scharfrichterin hatte sich auf ein schweres, gezacktes Beil gestützt.
    Und um dieses Zentrum herum die schnatternde und gestikulierende Menge.
    Schlagartig trat Stille ein, als der Vorhang der Loge sich teilte und eine Frau heraustrat, die eine große Schale auf den Händen trug.
    Die Menschenmasse drängte sich nach vorn.
    In der Schale glitzerten Edelsteine. Eine Helferin kam und griff in diesen Schatz. Mit einer weiten Bewegung schleuderte sie die Steine unter das Volk. Die Menschen begannen sich sofort darum zu balgen. Es herrschte ein unbeschreibliches Durcheinander, das auch dann noch nicht beendet war, als die Schale leer und die Frau wieder verschwunden war.
    Erst als die Fanfarenstöße klirrend klar in den Himmel über den Platz vor der Loge klangen, kehrte allmählich Stille ein, ebbte das Wogen der gegeneinander brandenden Leiber ab. Die Menschen richteten sich auf. Alle Blicke wandten sich der Königsloge zu, gebannt von dem, was dort geschah.
    Erneut teilte sich der Vorhang. In prächtige Gewänder gehüllt kamen die Hofdamen der obersten Kaste heraus und nahmen auf den Stühlen und Schemeln Platz. Der Thron blieb leer.
    Neben dem Richtblock standen zwei Ständer. Mit Öl gefüllte Schalen standen darauf. Das Öl wurde entzündet. Flammen flackerten hoch, wirbelten funkenlos ins Blau des Himmels.
    Irgendwo wurden große Trommeln geschlagen, deren dumpfes Grollen den Boden erzittern ließ. Immer lauter wurde der Trommelschlag, immer durchdringender tönten die Fanfarenstöße.
    Dann trat sie heraus. In einen weiten, orangefarbenen Umhang gehüllt.
    Die neue Königin.
    Sie hob gebieterisch beide Hände gen Himmel, und auch das letzte Murmeln im Volk verstummte.
    Liifa, die neue Königin, richtete ein paar Worte an ihre Untertanen. Die dadurch entstandene Pause nützten Zamorra und Bill aus, um sich weiter nach vorn zu drängen. Bisher hatten sie am Rande des Platzes gestanden.
    »Alles klar?«, zischte Zamorra. Sein Burnus war durch die Waffe gebauscht, die er bei einem Händler erstanden hatte.
    Bill nickte.
    »Hoffentlich kann ich’s noch«, sagte er. »Es ist Jahre her,

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