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0047 - Die Geisterfürstin

0047 - Die Geisterfürstin

Titel: 0047 - Die Geisterfürstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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musste Bill finden.
    Dann waren sie zwar nur zu zweit, doch wenn sie eine schnelle Flucht ergreifen wollten, dann mussten sie zusammen sein. Es hatte keinen Zweck, sich in diesem Augenblick die Haare zu raufen.
    Schließlich hatte er schon öfter das Unmögliche möglich gemacht.
    Doch da hatte er sich in einer Welt befunden, in der er sich auskannte, einer Welt, die seine Heimat war.
    Zamorra fing sich allmählich wieder. Jetzt durfte er erst recht nicht die Nerven verlieren. Er brauchte alle seine Sinne.
    Und vor allem brauchte er auch seine körperliche Kraft und die von Bill. Mit seinem Amulett kam er vielleicht gegen vier oder fünf Wachtposten an, aber nicht gegen ein Heer kämpferischer Amazonen. Da war es nicht mehr wert, als sein Gewicht auf der Bank.
    Scheinbar ziellos irrte Zamorra weiter durch die Stadt. Er kam in die Gegend, von der er die Nacht vorher angenommen hatte, sie wäre die noblere. Er hatte recht gehabt.
    Die Straßen waren hier breiter, die Plätze weiter und die Häuser großzügiger gebaut.
    Er hätte das Sonnensymbol nicht an einer glatten Wand zu sehen brauchen, um zu erkennen, dass er sein erstes Ziel erreicht hatte.
    Den Platz, auf dem Sklaven gehandelt wurden.
    Buntes, wirres Treiben herrschte hier. Aus roh behauenen Balken waren Podeste gezimmert worden, auf denen Menschen in abgerissener Kleidung eng zusammengedrängt standen. Weiber priesen ihre Sklaven an wie Handelsware. In ihren Augen waren sie auch nichts anderes.
    Zamorra bewegte sich so unauffällig, wie er nur konnte. Trotzdem wandten sich einige Leute nach ihm um. Er zog seinen Burnus weiter ins Gesicht, so dass nur mehr Augen und sein Nasenrücken zu sehen waren.
    Einen Moment dachte er daran, Bill zu kaufen. Doch wie sollte er das bewerkstelligen? Wenn er hier mit seinem Amulett zu operieren begann, fiel er todsicher auf, und das durfte er nicht, wenn er neuen Komplikationen ausweichen wollte. Er hatte bei Gott schon genug Sorgen am Hals.
    Auf dem Platz waren mindestens zweitausend Menschen zusammengepfercht. Schätzungsweise um die tausend davon waren auf den Podesten zusammengetrieben. Wie sollte er da Bill finden?
    Eines der Podeste war nicht so roh gezimmert wie die anderen. Es war sorgfältiger errichtet und überragte alle anderen. Neugierig trat Zamorra näher, horchte in sich hinein.
    Stand er hier vor den Sklaven des Königshofes?
    Vielleicht…
    Der mannshohe Aufbau maß etwa vierzig Meter im Quadrat. Wachen mit Hellebarden waren an allen Seiten aufmarschiert. Sie hielten die Sklaven in Schach.
    Zamorra wurde Zeuge eines Handels.
    Eine schlanke, ältere Frau aus einer höheren Kaste ließ sich einen Mann die schmalen Treppen herunterführen. Einen kräftigen Mann mit breiten Schultern. Ein Völkerkundler hätte ihn zur semitischen Rasse gehörig eingestuft.
    Die Frau kniff ihn am Hals und bedeutete ihm, den Mund aufzumachen, wohl um zu sehen, ob die Zähne noch in Ordnung waren.
    Sklaven mit Zahnschmerzen arbeiteten nicht so gut.
    Dann tastete sie seine Muskeln ab. Sie schien zufrieden zu sein, trat ein paar Schritte zurück und nickte dann. Der Handel schien perfekt.
    Aber wo war Bill?
    Zamorra ging um den Quader herum und schaute forschend nach oben. Er musste zurückdenken, was er am Vorabend noch über die Kultur der Amazonen »gehört« hatte.
    Die Königin herrschte unumschränkt. Wenn sie nicht mehr kampffähig war, musste sie abtreten und einer Jüngeren Platz machen. Die abgedankte Königin konnte dann in Ruhe ihre Tage verbringen.
    Am Palast selbst war die Liebe mit Männern verpönt. Doch da ohne Männer die Fortpflanzung nicht gesichert war, wurden alljährlich Hofdamen ausgelost, die mit Männern verkehren mussten. Keine tat das gerne. Kamen Mädchen aus diesen Verbindungen zustande, blieben sie am Leben. Von den männlichen Kindern überlebte nur ein ganz geringer Teil, der wiederum zur Aufzucht verwendet wurde. Hatten sie das zwanzigste Lebensjahr erreicht, wurden sie entweder umgebracht oder mussten Sklavendienste versehen, wenn sie nicht als Eunuchen dienten.
    Mit diesem System hielt die Oberschicht sich ständig an der Macht. Nur beim gemeinen Volk, aus dem sich auch die Kriegerinnen rekrutierten, kam es öfter vor, dass Frauen sich mit Männern paarten. Doch die Geburtenkontrolle war ähnlich wie im alten Sparta sehr streng. Was nicht des Überlebens für wert befunden wurde, wurde gnadenlos getötet.
    Zamorra war fast wieder am Ausgangspunkt seines Marsches angelangt. Er hatte Bill immer noch

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