0048 - Ausflug ins Jenseits
untersucht. Und wehe Ihnen, wir finden etwas daran, Mr. Argyll. Im Mittelalter waren Giftringe für heimtückische Mordanschläge in Gebrauch. Lucrezia Borgia soll welche benutzt haben.«
»Sie werden nichts finden«, sagte Argyll so überzeugt, dass ich ihm glaubte.
Der Ring hatte eine magische Kraft, da würde kein im Labor nachweisbarer Giftstoff festzustellen sein. Jedenfalls wollte ich Thomas Argylls geheimnisvollen Wappenring für die nächsten acht bis zehn Tage beim Yard wissen.
Vielleicht reagierte er auf einen meiner Tests.
»Gehen Sie endlich«, verlangte Thomas Argyll. Er schielte auf meine Jacketttasche, in der Kreuz und Weihwasser steckten, auf die Beretta am Tisch und den Einsatzkoffer. »Hier hat ein Spuk stattgefunden«, sagte er, »aber daran bin ich natürlich völlig unschuldig. Offiziell gebe ich von dem Horror nichts zu, ich muss an den guten Ruf meines Unternehmens denken.«
Das war blanker Hohn. »Ich verstehe aber das Entsetzen von Miss Collins und das Ihre, Oberinspektor«, fuhr Argyll fort. »Daher will ich auf eine Anzeige gegen Miss Collins und eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Sie, Oberinspektor, verzichten.«
»Zu gütig.«
»Man ist schließlich Mensch.«
Ich hätte ihn am liebsten gepackt und ihm das geweihte Kreuz ins Gesicht gedrückt. Mir blieb nur eine Möglichkeit. Selbst unter Ausnutzung aller legalen Mittel und bei Anwendung einiger Tricks würde ich Argylls Schottlandrundreise nicht verhindern können.
Wenn ich das Schlimmste verhindern wollte, musste ich mitfahren.
»Sie bestehen darauf, dass die Schottlandtour ab Montag durchgeführt wird, Mr. Argyll?«
»Selbstverständlich.«
»Gut, ich reise mit.«
»Ich auch«, sagte Jane Collins sofort. »Jetzt will ich Argyll Castle und den finsteren See Loch Argyll wirklich sehen.«
Thomas Argyll schaute uns beide überrascht an. Dann lachte er schallend auf. Ein bösartiges, meckerndes Gelächter. Er schlug sich vor Vergnügen auf die Schenkel.
»Ist das ihr Ernst? Sie beide wollen wirklich an der Rundreise teilnehmen?«
»Allerdings«, sagte ich. »Stimmen Sie lieber gleich zu, Mr. Argyll. Ich setze meinen Willen doch durch.«
»Und ich bin auch dabei!« rief Jane Collins.
Ich kannte ihren Dickkopf. Die bildhübsche Privatdetektivin konnte so starrsinnig wie ein Maulesel sein.
»Aber warum sollte ich ablehnen?« sagte Thomas Argyll, er stand auf, hämisch grinsend und aufgekratzt. »Sie sind meine Ehrengäste, der Tourleiter wird sich besonders um sie beide kümmern. Sie, Oberinspektor, erhalten einen zehnprozentigen Behördenrabatt extra. Und Sie, Miss Collins, Sonderkonditionen. Es ist mir eine große Ehre, dass Sie das Schloss meiner Väter kennen lernen wollen. Ich nehme alles zurück, was ich gegen Sie gesagt habe. Sie sind meine sehr verehrten Gäste.«
Er führte etwas im Schilde. Große Gefahren erwarteten uns, doch wir waren beide fest entschlossen.
Argyll rief seine Angestellte herein, damit sie die Formalitäten erledigen sollte. Der Bobby im Reisebüro staunte nicht schlecht, als er erfuhr, dass Jane und ich bei »Argyll Tours« eine Reise buchen wollten.
»Das wird die Tour Ihres Lebens«, versicherte Argyll hinterhältig. »Sie werden sie niemals vergessen.«
***
Ich führte Jane in ein nahes Café, wo wir in Ruhe reden konnten. Ich versuchte vergeblich, sie dazu zu bewegen, der Schottlandrundreise von »Argyll Tours« fernzubleiben.
»Oh, nein, mein Lieber«, sagte die hübsche Jane und nippte an ihrem Tee. Vor dem Schaufenster des Cafés trieb der Wind dürre Blätter vorbei. »Davon bringst du mich nicht ab.«
»Hat dir nicht gereicht, was du vorhin erlebt hast?«
»Keineswegs. Meine Freundin Shirley Barnard ist in Gefahr. Mit ihr noch andere. Ich bin entschlossen, der Black Lady und der Dämonin Asmodara auf die Zehen zu steigen.«
Ich seufzte.
»Was ist mit Suko? Er wird uns doch sicher auch begleiten, John?«
»Nein, er liegt im Krankenhaus. Du weißt, dass zur Zeit eine Grippeepidemie in London grassiert, die bisher drei Todesopfer gefordert hat. Die Grippeviren haben auch Suko erwischt und aufs Kreuz geschmissen. Sein Zustand ist nicht besorgniserregend, bei seiner Roßnatur wird er sich schnell wieder aufrappeln. Aber bis Mitte nächster Woche will ihn der Chefarzt auf jeden Fall in der Klinik behalten.«
»Suko? Dieser Baum von einem Kerl, der mit seinen Karatefäusten Steine zerklopfen kann, liegt mit Grippe flach? Sachen gibt es.«
Ich zuckte die Achseln.
»Vielleicht
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