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0048 - Ausflug ins Jenseits

0048 - Ausflug ins Jenseits

Titel: 0048 - Ausflug ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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hatte er Heimweh. Es ist die asiatische Grippe, musst du wissen.«
    »Schwätzer. Weshalb bist du denn verschont geblieben, John? Du bist doch ständig bei Suko?«
    »Schutzimpfung und warme Socken, Mädchen. Vielleicht sollte ich übers Wochenende dein Bett anwärmen, sonst erkältest du dich auch noch.«
    »Das muss ich mir sehr überlegen. Schließlich hast du mich gestern versetzt. Was ist eigentlich geschehen?«
    Ich sagte es ihr. Zehn Minuten später trennte ich mich von Jane Collins und fuhr zum Yard. Glenda Perkins, meine Sekretärin, zeigte mit Nadel und Faden hausfrauliche Qualitäten und stopfte provisorisch mein Jackett.
    »Fein, Glenda, wie Sie das können. Sie sollten heiraten.«
    Die hübsche schwarzhaarige Glenda bedachte mich mit einem schmachtenden Blick.
    »Soll das ein Antrag sein, John?«
    Ich musste husten.
    »Nein, nur eine Empfehlung. Es gibt Tausende von netten jungen Männern in sicheren Positionen, die sich nach einem Mädchen wie Ihnen sehnen. Und Sie machen sich rar, das ist unverantwortlich. Ich muss jetzt zum Chef.«
    Der Superintendent saß melancholisch hinterm Schreibtisch und beobachtete, wie sich eine Magentablette in seinem Sprudelwasser auflöste.
    »Na, wie haben Sie gestern Abend beim Billard abgeschnitten, Sir?«
    Er winkte ab.
    »Mittelprächtig. Setzen Sie sich. Was ist bei ›Argyll Tours‹ vorgefallen?«
    Ich berichtete und erklärte, weshalb ich an der Schottlandfahrt teilnehmen wollte.
    »Da nehmen Sie sich eine Menge vor, John. Nicht einmal Suko ist verfügbar. Aber es gibt keinen anderen Weg.« Er kippte sein Magensäftchen und setzte sich hinter seinem Schreibtisch kerzengerade auf. An der Wand hing eingerahmt sein Adelsbrief, sein ganzer Stolz. Er polierte Glas und Rahmen jeden Tag persönlich. »Sollten Sie scheitern, John, dann werde ich persönlich eingreifen.«
    »Sie sind nicht mehr der Jüngste, Sir.«
    »Wir Powells sind zäh und halten uns bis ins hohe Alter. Mein Vater war Kolonialoffizier. Er hat noch in Indien einen Tiger geschossen, als er schon fünfundachtzig Jahre alt war.«
    »Wer war fünfundachtzig Jahre alt? Der Tiger?«
    Das Gespräch dauerte nicht lange. Ich hatte Superintendent Powells volle Unterstützung. Anschließend brachte ich Argylls Wappenring, den ich Powell gezeigt hatte, ins Labor. Der Labormensch wollte ihn allen möglichen Gifttests unterziehen.
    Später rief mich der Prager Professor an, Hieronymus Adolf Melibocus. Er war nicht abzuwimmeln.
    »Das Reisebüro ist gefunden, Professor«, sagte ich. »Argyll Tours heißt es. Seien Sie unbesorgt, ich werde an der Schottlandrundreise teilnehmen. Wir sprechen uns heute Abend oder morgen persönlich.«
    »Ha, Argyll Tours, Schottlandfahrt, da bin ich auch dabei. Wann soll es losgehen? Am Montag? Ich buche sofort.«
    Ich legte auf, mein Gesicht war fast so lang wie des Professors. Ich hoffte nur, dass Professor Melibocus bei seinen magischen Bemühungen nicht mich außer Gefecht setzte oder etwas anderes anrichtete.
    ***
    »Argyll Tours« hatten bereits wieder geöffnet. An der Schottlandreise in der kommenden Woche konnten vierzig Personen teilnehmen. Dreißig waren bisher angemeldet.
    Fitz Fitzgerald, Mitarbeiter und Faktotum des Professors, fuhr im Taxi in der Little Chester Street vor, zahlte und stieg aus. Er schaute sich um, zog seinen alten Pelzkragenmantel zurecht und eilte an dem Bobby vorbei ins Reisebüro.
    Thomas Argyll ließ sich nicht blicken. Der kleine rothaarige Ire war der einzige Kunde. Er wendete sich an die Angestellte Cora Simpson.
    »Natürlich können Sie mitfahren«, sagte sie. »Zwei Personen? In Ordnung, das buchen wir gleich.«
    Sie spannte das Formular in die Schreibmaschine ein. Schon mit dem Namen des ehrenwerten Professors Melibocus hatte sie ihre Schwierigkeiten. Endlich stand das Namensungetüm mitsamt der Adresse da.
    »Und wie heißen Sie, bitte, Sir?«
    »Fitz Fitzgerald.«
    »Vorname?«
    »Der Vorname ist Fitz.«
    »Hm, hm. Fitz Fitzfitzgerald, das ist auch mal ein merkwürdiger Name.«
    »Nein, ich heiße nicht Fitz Fitzfitzgerald, sondern Fitz Fitzgerald. Fitz steht als Vorname davor.«
    »Also doch dreimal Fitz? Das sagte ich doch.«
    »Geben Sie mir ein Blatt Papier, Miss, ich schreibe es Ihnen auf.«
    ***
    Der Rest der Woche verstrich, ohne dass sich etwas Besonderes ereignete. Am frühen Montagmorgen fuhr ich mit Jane Collins im Taxi zur King’s Cross Station, dem großen Eisenbahn-, U-Bahn- und Busbahnhof. Von hier sollte die Schottlandtour um

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