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0048 - Die Dämonen aus dem Eis

0048 - Die Dämonen aus dem Eis

Titel: 0048 - Die Dämonen aus dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
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einspannen.
    Schlagartig wurde es ihm klar. Er sah auf das Amulett in seiner Hand nieder.
    »Ihr solltet endlich Ruhe finden«, sagte er mit fester Stimme. »Weit über hundert Jahre quält ihr euch schon im Reich der Unendlichkeit.«
    Da bemerkte er, wie der Kapitän zu Harriet Davis hinüberblickte.
    Harriet ließ die Arme sinken.
    Es wurde kein Wort gesprochen, und doch wußte Zamorra, daß der Kapitän seiner neuen Untertanin einen stummen Befehl erteilte.
    Harriet ging wie in Trance auf Zamorra zu.
    Er wollte zurückweichen, als ihr heißer Atem ihn streifte, doch viele knochige Arme hinderten ihn daran.
    Ganz dicht trat Harriet an Zamorra heran.
    Sie hob die Arme.
    Er konnte auf ihnen genau die Adern erkennen, durch die bläuliches Blut floß.
    Ihre Haut war durchsichtig.
    Sie sah so gespenstisch aus, daß es Zamorra schauderte.
    Viel zu spät bemerkte er, was sie vorhatte.
    Sie umarmte ihn, aber nur zu dem Zweck, um ihm blitzschnell die Kette mit dem Amulett über den Kopf zu streifen.
    Sie bleckte ihr Gebiß und schoß einen giftigen Blick aus grünen Augen auf ihn.
    Dann sang sie eine Weise, die er noch nie vorher gehört hatte. Die Knochenmänner umringten sie.
    Zamorra wurde abgedrängt.
    Sie hatten sein Amulett.
    Sie hatten ihn beraubt. Innerhalb von Sekunden hatten sie gemerkt, wie wehrlos das Amulett sie machte.
    Was würden sie jetzt beginnen?
    Er merkte, wie die Gestalt des Kapitäns auf ihn zutrat und vor ihm stehenblieb.
    »Wir haben dir eine Aufgabe zugedacht«, sagte er. »Folge mir.«
    »Was habt ihr vor?« keuchte Zamorra.
    Der faulige Atem aus der Mundöffnung des Dämons ekelte ihn an.
    »Sieh mich an…« befahl der Kapitän.
    Nur widerwillig starrte Zamorra in die glitzernden Diamanten in den beiden Augenhöhlen.
    »Ja?« fragte er.
    »Du hast mich vorhin gefragt, warum wir die neun Wissenschaftler getötet haben.«
    Neugier packte Zamorra. »Warum?« fragte er.
    »Wir waren es nicht. Wir nicht…« bekam er zur Antwort.
    Zamorra wollte es nicht glauben.
    »Wer sonst?« fragte er.
    Das grinsende Gesicht des Totenschädels war dicht vor ihm.
    »Die Piraten natürlich! Menjou und seine Leute.«
    Zamorra hatte das Gefühl, als würde ihm heiße Lava durch den Körper rinnen.
    »Die Geister der Piraten?« keuchte er.
    »Die Sprengung auf Biscoe-Island hat auch ihre Geister befreit«, antwortete der Dämon. »Wir alle waren über ein Jahrhundert dort unten beim Vulkan gefangen.«
    »Deine Besatzung – und die Piraten?« Zamorra wollte es nicht glauben.
    »Unsere Todfeinde«, sagte der Dämon. »Sie haben die Holländer getötet. Mit deiner Hilfe werden wir sie finden und vernichten.«
    Das klingt gar nicht so übel, dachte Zamorra.
    »Zuerst aber«, kam sofort die Einschränkung, »mußt du uns zeigen, daß du uns nicht betrügst. Du wirst den Männern der Antarktis eine Falle stellen, damit wir sie vernichten können.«
    Sekundenschnell mußte Zamorra an die vielen hundert Forscher und Wissenschaftler denken, die unter großen Entbehrungen auf dem Südpol Dienst taten.
    »Das werde ich nicht tun!« widersprach er ruhig, »ich bin kein Mörder.«
    Da rückten sie wie eine geschlossene Wand gegen ihn vor.
    Er fiel zu Boden. Unzählige Totenschädel beugten sich über ihn, setzten sich auf seinen Körper, hockten wie Riesenspinnen auf ihm und drückten ihm die Atemzufuhr ab.
    Jetzt bin ich verloren! schoß es Zamorra durch den Sinn.
    Und er bemerkte, wie sie seinen Pullover hochschoben und die Knochenfinger sich auf sein Herz preßten.
    Andere Skeletthände umschlossen seine Stirn.
    Und geifernd sagten die Dämonen im Chor:
    »wir sind die Herren deines Atems, sind die Gebieter deines Sinns. Dein eigener Wille hat zu schweigen. Dein Geist wendet sich zu uns hin…«
    Ehe Zamorra das Bewußtsein verlor, hörte er noch die schrille Stimme von Harriet Davis in der Tiefe der Grotte singen.
    ***
    »Diese Hexe!« sagte Frank Davis. »Harriet ist eine Hexe.«
    Er stand frierend in der offenen Tür des Funkraums und sah giftig zu Nicole Duval herunter.
    Nicole war die Situation mehr als peinlich.
    »Ich mache mir Sorgen um die beiden«, lenkte sie ab. »Wie leicht können sie die Orientierung verloren haben. Haben Sie schon mal vor die Tür gesehen? Da tobt ein Schneesturm, der nicht von schlechten Eltern ist.«
    »Scheint hier aber ein sehr alltägliches Wetter zu sein«, fuhr Davis sie an. »Oder haben Sie einen Notruf empfangen, Miss Duval?«
    Nicole schüttelte den Kopf.
    »Na also«, sagte Duval.

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