Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0048 - Rotes Auge Beteigeuze

Titel: 0048 - Rotes Auge Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
Vom Netzwerk:
Abwehrchef der westlichen Welt in den vergangenen Monaten gealtert war. Die schwere Verantwortung, die nun auf seinen Schultern ruhte, zehrte an seinen Kräften. Der blonde Haarkranz um den kahlen Schädel zeigte erste Silberfäden.
    „Da gehen sie dahin und kommen - hoffentlich - bald wieder”, deklamierte er und achtete darauf, daß er mit den Füßen nicht auf einen herumkrabbelnden Nachtkäfer trat Mercant war trotz seiner berüchtigten Härte im Dienst ein großer Tierfreund. Oder vielleicht gerade deswegen. „Glücklicherweise bleibe ich diesmal nicht allein zurück.”
    Rhodan nahm den Blick nicht von den beiden schimmernden Kugeln. „Die TITAN bleibt in ständiger Bereitschaft, Mercant”, erinnerte er. „Sobald ich eine alarmierende Nachricht von Deringhouse erhalte, bin ich unterwegs.” Mercant verzog das Gesicht. „Was sollte schief gehen?”
    „Sie scheinen zu vergessen, daß wir Beteigeuzes System nicht kennen. Wir verlassen uns da auf die Kataloge der Arkoniden. Gut, der dritte Planet ist unbewohnt, eine Dschungelwelt, auf der es vielleicht erst in Jahrmillionen Leben geben würde. Was aber ist mit dem ersten und zweiten Planeten? Was mit dem vierten?”
    „Beteigeuze ist eine rote Riesensonne. Ihr Durchmesser vierhundertmal so groß wie der unserer eigenen Sonne. Ich wundere mich, daß der dritte Planet überhaupt Vegetation hat - oder haben soll.”
    „Sie sind Politiker, mein lieber Mercant, aber kein Wissenschaftler. Die Größe der Sonne spielt keine Rolle, auch nicht ihre Hitzeausstrahlung, wenn die Planeten genügend weit von ihr entfernt sind. Die Lebenszone eines Systems hängt von dem richtigen Verhältnis der Entfernungen und der ausgestrahlten beziehungsweise empfangenen Wärme ab. Wir werden ja sehen, welche Überraschungen uns die ‚zweite Erde' zu bieten hat.” Er sah auf seine Uhr. „In zwei Minuten starten sie.”
    Bully blieb auffallend schweigsam. Reglos stand er in der Nacht und sah zur CENTURIO und TERRA hinüber. Rhodan ahnte, was ihn bewegte. Bully wäre gern dabei gewesen, wenn es galt, den listigen Händlern ein Schnippchen zu schlagen. Nun mußte er auf der Erde zurückbleiben. Noch eine Minute.
    „Wenn der Plan gelingt”, sagte Crest in das Schweigen hinein, „dann hat Terra mehr als nur eine Schlacht gewonnen.”
    „Das ist der Zweck des Unternehmens”, nickte Rhodan.
    Die Sekunden tickten dahin. Nichts mehr konnte nun noch den Gang der Geschehnisse aufhalten. Niemand wollte es auch.
    „Jetzt!” murmelte Crest. Geräuschlos erhoben sich die beiden riesigen Metallkugeln und strebten langsam in den schwarzen Himmel empor. Die Scheinwerfer folgten ihnen eine Zeitlang, bis die schimmernden Schiffshüllen ihrer Reichweite entglitten und im großen Nichts untertauchten.
    Rhodan seufzte. „Das wäre das. Nun können wir nichts anderes tun als abwarten. Hoffen wir, daß unsere Rechnung glatt aufgeht - selbst ein winziger Kommafehler wäre verhängnisvoll.” Crest, Thora und Mercant nickten. Lediglich Bully knurrte: „Mathematik ist meine schwache Seite - vielleicht hätte ich doch mitfliegen sollen.”
    „Um alles zu verderben?” hielt Rhodan ihm lächelnd vor. „Nein, es ist wohl besser, wenn du deine Rechenfehler hier machst.”
    Was Bullys Laune keinesfalls verbesserte, insbesondere, als er seinen Ärger an Gucky auslassen wollte, ihn aber nicht finden konnte.
     
    *
     
    Als die CENTURIO wieder materialisierte, sah Major Deringhouse etwas, das ihn die Transitionsschmerzen sofort vergessen ließ. Er hielt sich in der Beobachtungskuppel nahe am Äquator des Schiffes auf. Das durchsichtige Dach machte alle Bildschirme unnötig. Als stünde man selbst mitten im Weltraum - das war der Eindruck, den jeder gewann, der von hier aus hinausblickte. An Backbord tauchte nun auch das Schwesterschiff TERRA auf. Aber das alles war es nicht, was Deringhouse so beeindruckte, der doch nun bereits einen großen Teil der Galaxis kannte. Es war der Stern, der vor den beiden mit Lichtgeschwindigkeit weiterfliegenden Schiffen im Raum stand. Beteigeuze! Wie ein gelbrotes Riesenauge schwamm das Gestirn in der Unendlichkeit des Universums, größer und mächtiger als alle Sterne, die Deringhouse je geschaut hatte. Die anderen Sonnen verblaßten vor dem matten Glanz des Giganten, und es schien, als schämten sie sich ihrer eigenen bescheidenen Helligkeit. Das war also Beteigeuze, die rote Riesin.
    Wenn man sie an die Stelle der Sonne setzen würde, reichte ihr flammender Rand bis

Weitere Kostenlose Bücher