0048 - Rotes Auge Beteigeuze
auch in den Fernen des Raumes. Sie alle werden sich erinnern, daß wir eine Expedition starteten, um das Imperium der Arkoniden aufzusuchen, das im Sternennebel M-13, vierunddreißigtausend Lichtjahre von uns entfernt, existiert. Nun, wir fanden Arkon, das Hauptsystem, erlebten jedoch eine arge Enttäuschung. Vor sechs Jahren bereits wurden die Arkoniden dort von einem unvorstellbar großen Positronengehirn abgelöst, das nun über ein Sternenreich regiert, größer als alles, was je in dem bekannten Teil der Galaxis Bestand hatte.”
Rhodan machte eine kurze Pause, um die Bedeutung seiner Worte einwirken zu lassen. Die Kamera schwenkte kurz von ihm weg und zeigte die beiden Arkoniden Crest und Thora in Großaufnahme. Harper pfiff leise und meinte: „Eine tolle Frau, diese Thora. Schlank und groß. Die weißen Haare und die rötlichen Augen würden mich kaum stören. Sie ist nicht eigentlich schön, aber von ihr geht ein seltsamer Reiz aus, dem ich nicht widerstehen ...”
Rhodan kam wieder ins Bild. „Es gelang uns, dem Imperium das größte bisher gebaute Schlachtschiff abzunehmen - die TITAN. Durch äußere Feinde angegriffen, sah sich das Robotgehirn bedroht und verbündete sich mit uns. Wir halfen dem Regenten des arkonidischen Reiches und erwarben sein Vertrauen - soweit man bei einer Maschine davon sprechen darf. Im Verlauf unserer Operationen kristallisierte sich immer mehr heraus, daß das Imperium und unsere Erde einen ernstzunehmenden Gegner besaßen - nämlich die Springer. Sie alle hörten bereits von dieser humanoiden Rasse, die von den Arkoniden abstammt. Man nennt sie auch die galaktischen Händler. Sie waren es, die einst die Erde angriffen und zurückgeschlagen wurden. Der Überschwere Topthor kennt noch die Position der Erde - wenigstens glaubt er, sie zu kennen. Er und das Positronengehirn seines Schiffes. Aber es gibt noch jemand, der gern wüßte, wo die Erde zu finden ist: das gigantische Robotgehirn auf Arkon! Terraner, unsere Welt kennt keinen gefährlicheren Feind als dieses Robotgehirn, das keine andere Großmacht neben sich duldet. Und Terra ist im Begriff, eine galaktische Großmacht zu werden!”
Rhodan wurde durch Beifall der Delegierten unterbrochen. Er dankte ihnen durch ein Kopfnicken und fuhr fort: „Das Robotgehirn von Arkon besteht aus eiskalter Logik und völliger Kompromißlosigkeit. Es sieht in uns nichts als eine willkommene Hilfskraft, die es nach Belieben einsetzen kann, um seinen Belangen dienlich zu sein. Die Erde aber hat kein Interesse daran, eine Kolonie Arkons zu werden.”
Erneut brandete Beifall auf. Harper und Kowalski klatschten begeistert mit. Auf dem Bildschirm wurden wieder Crest und Thora sichtbar, die sich jeder Gefühlsäußerung enthielten. Reglos saßen sie auf ihren Plätzen. In den Augen des hochgewachsenen Crest leuchtete es kurz auf, aber niemand hätte zu sagen vermocht, ob es etwa Unwille war. Thora ließ Rhodan keine Sekunde aus den Augen. Ihr Blick hing an seinen Lippen, als erwarte sie von ihnen eine Offenbarung.
Rhodan wartete ab, bis es wieder ruhig wurde. „Ich betonte die eiskalte Logik des Robotgehirns. Wenn es von unserer Absicht erführe, nicht weiter Diener zu sein, würde es erbarmungslos zuschlagen und uns vernichten - wenn es wüßte, wo die Erde ist. Es weiß aber nicht, wo das Sonnensystem in der Unendlichkeit des Raumes steht. Noch weiß es das nicht. Und Topthor kann es nicht mehr verraten, da wir die Speicherabteilung seines kleinen Positronengehirns auf dem Schiff veränderten und ihm eine falsche Erinnerung gaben. Wenn Topthor heute seinen Roboter nach der Position der Erde befragt, so wird er die Antwort erhalten, daß sie der dritte Planet der Riesensonne Beteigeuze ist, im Orion, zweihundertzweiundsiebzig Lichtjahre von uns entfernt. Es ist mein Plan, daß die Händler - vielleicht sogar das Robotgehirn von Arkon - diesen dritten Planeten vernichten und fest daran glauben, die Erde zerstört zu haben. Den arkonidischen Katalogen nach ist dieser dritte Planet unbewohnt, aber wir werden dafür sorgen, daß man das nicht bemerkt. Die Erde wird also offiziell aufhören zu existieren. Erst dann werden wir Zeit erhalten, unsere Raumflotte in aller Ruhe aufzubauen, bis wir eines Tages vor Arkon hintreten und unsere Bedingungen stellen können. Und zwar nicht als Hilfsvolk, sondern zumindest als gleichberechtigter Partner.”
Wieder Beifall, sogar von den beiden Arkoniden, denen die Herrschaft eines Roboters über ihr
Weitere Kostenlose Bücher