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0049 - Das Grauen an der Themse

0049 - Das Grauen an der Themse

Titel: 0049 - Das Grauen an der Themse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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niemandem auffallen, daß er es nicht mit einem lebenden Menschen zu tun hatte. Nur bei genauerem Hinsehen bemerkte man die unnatürlich starren, glanzlosen Augen. Außerdem regte sich keine Miene in dem Gesicht der lebenden Leiche.
    Eine Weile blieb der Untote stehen und hielt den Kopf geneigt, als lausche er auf die Geräusche in dem Gebäude. Dabei war gar nichts zu hören, weil die dicken Mauern jeden Laut schluckten.
    Langsam und mit gleitenden Bewegungen näherte sich Fiddler der Tür. Auch sie war sorgfältig versperrt, was für den Untoten kein Hindernis darstellte. Er streckte die Hand aus und berührte die Tür.
    Sofort sprang sie mit einem lauten Knall auf. Jack Fiddler trat auf den Korridor hinaus, der von kalten Neonleuchten erhellt wurde. Nirgendwo war jemand zu sehen. Die Angestellten waren schon nach Hause gegangen, und es gab keinen Grund, die unterirdischen Räume zu kontrollieren. Normalerweise liefen die stummen Gäste dieses makabren Hotels nicht weg.
    Mit schlafwandlerischer Sicherheit fand Fiddler den Ausgang. Ein müder, alter Mann saß in der Pförtnerloge. Er hob nur kurz den Kopf, als Fiddler an ihm vorbeischritt, und dachte sich nichts Böses dabei. Er hielt den Untoten für einen Angestellten, der Überstunden gemacht hatte.
    Gleich darauf war der lebende Leichnam im Gewühl der Passanten untergetaucht. Der Schwarze Tod hatte ihm bereits sein Ziel genannt.
    Der erste Befehl war auch klar und unmißverständlich.
    Übernimm von Angela Alessi den Folianten des Bösen und töte John Sinclair und Jane Collins!
    ***
    »Findest du es nicht auch merkwürdig, daß der Tote einen Zettel mit zwei Adressen bei sich hatte?« fragte Jane, als wir mit meinem Bentley zu der zweiten Anschrift fuhren.
    »Sollte der Schwarze Tod hinter dem Mord im Hyde Park stecken, muß er doch damit rechnen, daß wir den Zettel finden und die Adresse lesen.«
    Ich hatte mir bereits alles durch den Kopf gehen lassen. »Von Anfang an hat in diesem Fall alles darauf abgezielt, mich anzulocken. Die Leichen mit dem Gesicht auf dem Rücken waren eine Spur, der ich nur nachzugehen brauchte. Dann Angela! Sie ist immer wieder aufgetaucht, wo ich war. Oder besser, jemand hat mich dorthin geführt, wo sie war.«
    »Damit du den Folianten des Bösen siehst und neugierig wirst«, warf Jane ein.
    »Richtig.« Ich steuerte den Bentley ruhig durch London. Ich hatte es nicht eilig. Dieser Schritt mußte gut überlegt werden. »Alles dreht sich um den Folianten mit den magischen Kräften. Ich glaube, er ist der Köder in einer Falle, die mir der Schwarze Tod stellt. Ich bin sicher, daß uns Angela Alessi nur deshalb aus den Händen der Sataniden befreit hat, damit uns der Schwarze Tod töten kann.«
    »Das hört sich alles sehr logisch an.« Jane schien mit meiner Theorie nicht ganz zufrieden zu sein. »Ich frage mich nur, warum der Dämon einen solchen Aufwand treibt.«
    »Er hat oft genug versucht, mich durch einen direkten Angriff zu vernichten. Es ist ihm nicht gelungen. Deshalb versucht er es diesmal auf einem Umweg.« Ich trommelte mit den Fingern gegen das Lenkrad, das ruhig in meiner Hand lag. »Ich sehe nur noch nicht ganz durch, wie diese Falle aussehen soll. Der Schwarze Tod muß doch schon wissen, daß ich gegen seine üblichen Tricks gesichert bin.«
    Darauf wußte auch Jane keine Antwort. Ich würde sie erst bekommen, wenn ich am Ziel angelangt war. Und das war ein Haus im Stadtteil Mitcham. Er lag im Süden von London, genau entgegengesetzt von Enfield.
    Es war das letzte Haus in einer Sackgasse, die von der Friedhofsmauer begrenzt wurde. Ich stellte den Bentley am Beginn der Straße ab und stieg aus.
    »Ich sollte allein gehen«, sagte ich zu Jane. »Der Schwarze Tod hat es auf mich abgesehen, nicht auf dich.«
    Jane schüttelte den Kopf. »Wir haben es oft genug erlebt, daß er mich als deine Begleiterin ebenfalls vernichten will, John. Wenn ich jetzt nicht mitgehe, wird er es bei mir ein andermal versuchen. Also stehen wir es beide gleichzeitig und jetzt durch.«
    Ich nickte, griff noch einmal in den Wagen und holte meinen Spezialkoffer heraus. Auf eine solche Auseinandersetzung durfte ich mich nicht ohne meine besonderen Waffen einlassen, sonst war ich schon so gut wie tot. Auch so blieb es immer noch ein großes Risiko.
    Schweigend gingen wir auf das Haus zu. Äußerlich unterschied es sich in nichts von anderen Häusern, in denen das Böse regierte. Es war verfallen, weil sich die Besitzer nicht um Schönheit

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