0051 - Tod für eine Stadt
Professor interessieren, dann scheint er doch eine wichtige Persönlichkeit gewesen zu sein, sozusagen eine Persönlichkeit von Staatsbedeutung. Nun, es ist doch denkbar, dass andere Leute diese Bedeutung des Professors erkannt haben und ihn kidnappten.«
»Danke für Ihre kriminalistische Belehrung«, antwortete ich mit einem sauren Lächeln. »Bedenken Sie bitte, dass FBI-Beamte sich unter anderem manchmal für hübsche Mädchen interessieren, denen keine andere Bedeutung zukommt, als dass sie eben hübsch sind. Und rufen Sie uns an, falls der Professor auftaucht. Auf Wiedersehen!«
Ich stürmte hinaus, aber vor dem Hotel blieb ich stehen. Der alte Albis war also verschwunden, und da nicht anzunehmen war, dass ihn plötzlich eine Geistestrübung überfallen hatte, und da er schließlich auch jenseits des Alters war, in dem ein Mann seine Verabredungen vergisst, weil ein hübsches Girl seinen Weg kreuzt, so hatte dieser kriminalistisch interessierte Portier wahrscheinlich recht. Albis war gekidnappt worden, und es musste auf der kurzen Strecke zwischen Hotel und Taxistand geschehen sein.
Ich ging langsam das Stück zwischen Hotel und Taxistand ab. Ich hielt meinen Blick auf den Boden gerichtet und widmete die meiste Aufmerksamkeit dem Rinnstein. Nach ein paar Dutzend Schritten sah ich etwas zwischen Papier und Abfällen. Ich bückte mich und hob den Gegenstand auf. Es war ein Brillengestell ohne Gläser, von vielen Schuhen zertreten und zusammengequetscht. Ein Bügel war abgebrochen. Trotzdem bestand kein Zweifel, dass es sich um Albis Brille handelte. Ich erkannte die primitive Lötstelle an der Nasenbrücke.
Ich ging zur nächsten Telefonzelle und rief das Hauptquartier an.
Ich bekam Mant an den Apparat.
»Albis ist gekidnappt worden«, sagte ich trocken.
»Sind Sie sicher, Jerry?«, fragte er erschrocken.
»Kein Zweifel.«
»Aber warum?«, fragte er. »Und wer?«
***
Als Albis wieder zu sich kam, fühlte er als erstes das Rütteln des Wagens, dann die Körper der beiden Männer, die ihn im Fond flankierten. Mit einer Gewohnheitsbewegung wollte er nach seiner Brille greifen, bekam die Arme nicht hoch und bemerkte, dass er an Händen und Armen gefesselt war. Obwohl es draußen noch hell war, erkannte Albis nur Umrisse, denn er war stark kurzsichtig und ohne seine Brille fast hilflos.
Der Professor hatte keine Ahnung, wie lange er ohne Bewusstsein gewesen war, und wo er sich befand.
Die Fahrt dauerte noch etwa zehn Minuten. Dann stoppte der Wagen.
»Sandy, verbinde ihm die Augen«, sagte eine Stimme. »Und dann raus mit euch!«
Albis bekam etwas, wahrscheinlich einen Sack, über den Kopf. Er wurde brutal an den ebenfalls gefesselten Beinen gefasst, vom Sitz gezogen und auf den Boden zwischen den Polstern geworfen.
Dann ging die Fahrt weiter. Manchmal, wenn der Wagen über eine schlechte Straßenstelle holperte, schlug sein Kopf hart auf den Boden.
Der Professor verlor das Gefühl für die Zeit. Später vermochte er nicht mehr zu sagen, ob die Fahrt Stunden oder gar Tage gedauert hatte. Jedenfalls war sie sehr lang, und es mochte sein, dass Albis zwischendurch noch einmal die Sinne schwanden.
Als er von unbekannten Händen schließlich aus dem Wagen gezerrt und auf die Füße gestellt wurde, schwankte er und wäre gefallen, wenn er nicht gestützt worden wäre.
Man löste ihm die Fußfesseln. Er fühlte, wie er am Arm gefasst wurde.
»Los! Kommen Sie!«, befahl eine Stimme, und die Hand zog ihn vorwärts. Albis stolperte, fühlte Treppenstufen unter seinen Füßen, stieg die Treppe hoch, spürte, dass man ihn in einen Raum führte.
Der Sack wurde ihm vom Kopf gezogen, die Handfesseln wurden ihm abgenommen.
Unsicher blinzelte der Professor mit seinen kurzsichtigen Augen. Der Raum war dämmrig aber groß. Verschwommen erkannte der Professor Sessel, Stühle, einen großen Schrank und den hellen Fleck des Fensters. Es war also bereits wieder Tag. Die Fahrt musste die ganze Nacht gedauert haben.
»Guten Morgen, Herr Professor«, sagte ein schlanker, großer Mann, der vor dem Fenster stand. »Bitte, entschuldigen Sie die alberne Maskerade, aber ich muss Wert darauf legen, dass Sie mein Gesicht nicht sehen. Sie könnten in die Versuchung kommen, Ihren Freunden vom FBI eine Beschreibung zu liefern.«
Der Professor war kein furchtsamer Mann. Mochte er auch vor New Yorks Autoströmen Angst empfinden, so hatte diese Angst doch nichts mit Furcht um sein Leben zu tun.
»Dazu bin ich leider nicht in der
Weitere Kostenlose Bücher
Zehn Mal Fantastische Weihnachten. Zehn Online Lesen
von
Sandra Regnier
,
Teresa Sporrer
,
Jennifer Wolf
,
Cathy McAllister
,
Natalie Luca
,
Jennifer Jäger
,
Melanie Neupauer
,
Katjana May
,
Mara Lang
,
Lars Schütz
,
Pia Trzcinska