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0054 - Wir und der Hellseher

0054 - Wir und der Hellseher

Titel: 0054 - Wir und der Hellseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir und der Hellseher
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überhaupt nie etwas zu dem Betreffenden, über dessen Schicksal ich etwas gesehen habe. Früher tat ich es, aber ich habe festgestellt, dass die Menschen doch nicht darauf hören. Es hat keinen Zweck, sie vor ihrem Schicksal zu warnen. Sie lachen nur, und vielleicht muss das so sein, denn ist ein Schicksal, das sich abwenden lässt, überhaupt noch ein Schicksal?«
    Ich lachte kurz. »Wir vom FBI sind da ganz anderer Meinung. Wir halten viel vom Abwenden, Stoppen, und wenn es nicht anders geht, vom Bestrafen. Unser ganzer Job besteht darin, Schicksale abzuwenden, die bestimmte Leute anderen Leuten bereiten wollen.«
    »Das ist etwas anderes«, antwortete Hamilton, aber er erklärte nicht, wieso es etwas anderes war.
    Unterdessen hatte Phil aus seiner Brieftasche ein ganzes Bündel Fotografien genommen. Es waren die Bilder sämtlicher Leute, die zur Tootenham-Gang gehört hatten.
    Er schob sie Thornwell Hamilton über den Tisch.
    »Bitte, sehen Sie nach, ob sich der Mann darunter befindet, den Sie für den Mörder John Cresbyls halten«, sagte er sanft.
    Der Alte stockte, versuchte zu erklären.
    »Ich weiß nicht, ob ich das mit Sicherheit sagen kann. Sie müssen verstehen, ich sehe nicht immer etwas, sondern nur manchmal, ganz plötzlich. Es überfällt mich einfach, aber auf Kommando…«
    »Hören Sie«, unterbrach ich sein Gestammel. »Sie haben behauptet, vor Ihrem geistigen Auge, oder wie immer Sie das nennen wollen, ein Gesicht gesehen zu haben. Sie werden feststellen können, ob dieses Gesicht mit einem von den Leuten auf den Fotografien übereinstimmt. Dazu bedarf es meiner Meinung nach keiner übersinnlichen Fähigkeiten. Sehen Sie die Bilder durch!«
    Er lächelte mich ein wenig an. Es sah aus, als amüsiere er sich über mich. Dann griff er nach dem Bilderpaket.
    Leon Blacktums Bild lag zufällig gleich obenauf. Thornwell Hamilton legte seine Finger auf die Bilder und zog sie zu sich heran. Ich war sicher, dass er noch keinen Blick auf die Fotografien geworfen hatte, aber seine Hand zuckte zurück, als hätte er sie sich verbrannt. Es war eine ganz instinktive Bewegung. Schon in der nächsten Sekunde hatte er einen Blick auf die Fotografie geworfen und sagte: »Ich glaube, das ist der Mann.«
    »Nun, die Narbe am Kinn ist deutlich genug zu erkennen«, bemerkte Phil. »Ein Beweis für Ihre Fähigkeiten ist das nicht, Mr. Hamilton.«
    »Ich lege nicht den geringsten Wert darauf, Ihnen meine Fähigkeiten zu beweisen.«
    »Schön wäre es trotzdem, wenn Sie uns sagen könnten, wo wir diesen Mann jetzt finden könnten.«
    »Ich fürchte, ich werde Ihnen nicht dienen können.« Bei diesen Worten blätterte er langsam die Bilder durch, das heißt, er nahm sie der Reihe nach von oben herunter.
    Plötzlich stockte er. Sein Kopf senkte sich tiefer. Seine noch dunklen Augenbrauen zuckten. Es vergingen zwei oder drei Minuten.
    Thornwell Hamilton hob das Gesicht. Es zeigte einen Ausdrück der Ratlosigkeit. Er hob eine der Fotografien hoch. »Ich weiß nicht«, sagte er tmsicher, »aber dieser Mann hier hat auch irgendetwas mit der Sache zu tun, nicht viel, aber er… ich möchte sagen… er war dabei.«
    Er ließ das Bild fallen und griff noch einmal nach der Fotografie des Narbenkinns, die er zur Seite gelegt hatte. Er starrte auf das Bild und stieß in rascher Folge einzelne Wörter aus: »Schwarz! Ein schwarzes Meer! Nein! Feuer! Brausendes Feuer! Unerträgliche Hitze. Es heult und zischt! Er rutscht hinein! Es geht ganz schnell! Asche! Schon Asche! Nichts als Asche!«
    Er ließ das Bild aus den Händen gleiten.
    »Dieser Mann lebt nicht mehr«, erklärte er nüchtern.
    Der Wechsel von der Erregung zu dieser kühlen Konstatierung war auf eine vertrackte Weise erschreckend.
    »Sie wollen sagen, dass Leon Blacktum tot ist?«, fragte ich.
    »Ich weiß seinen Namen nicht, aber der Mann, den dieses Bild zeigt, ist tot.«
    »Ist er gewaltsam getötet worden?«
    »Er verbrannte! Es kann ein Unglücksfall gewesen sein. Ich weiß es nicht.«
    »Und dieser hier, Mr. Hamilton?« Phil hatte das andere Bild aufgenommen.
    Der Hellseher nahm die Fotografie wieder in die Hand. Wir schwiegen ein paar Minuten. Hamilton legte das Bild zurück.
    »Vorhin kam es mir so vor, als hätte auch dieser Mann etwas mit dem Mord zu tun. Jetzt fühle ich nichts. Vielleicht habe ich mich geirrt.«
    »Sonst haben Sie uns nichts zu sagen?«, fragte ich.
    Er sah mich erstaunt an. »Was meinen Sie?«
    »Nun, zum Beispiel, in welchem Auftrag Sie

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