0054 - Wir und der Hellseher
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»Zwei Dinge stehen fest«, sagte Phil auf der Straße. »Toretti hat Blacktum vor weniger als zwei Tagen gesehen. Er glaubte dir nicht mehr, als du sagtest, dass das Narbenkinn schon vor zwei Tagen getötet worden sei.«
»Aber er erschrak, als ich ihm vorher sagte, wir hätten die Leiche gefunden. Das bedeutet, dass innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden Ereignisse eingetreten sind, die es Toretti immerhin wahrscheinlich erscheinen ließen, dass seinem Freund etwas zugestoßen sein könnte.«
»Welche Ereignisse könnten das sein?«, überlegte Phil laut.
»Einfach das Erscheinen des Artikels über den Cresbyl-Mord in der Zeitung. Vielleicht ist das Narbenkinn wegen des Artikels seit heute Morgen verschwunden.«
»Freiwillig oder unfreiwillig?«
»Das dürfte die entscheidende Frage sein, aber wir können sie im Augenblick nicht beantworten.«
Ein Stück weiter die Straße hinunter blieb Phil plötzlich stehen und sagte laut und wütend: »Wir sind auf dem besten Weg, einen verdammten Hellseher ernst zu nehmen.«
***
Als die G-men auf standen, war Ben Toretti glänzender Laune. Er wusste, dass sie versucht hatten, ihn zu bluffen, und er war mächtig stolz darauf, sie bei diesem Bluff erwischt zu haben. Dann warf ihm der eine dieser verhassten Burschen die Zeitung auf den Tisch, und als sie endlich den Drugstore verlassen hatten, begann Toretti zu lesen.
Sein Hochgefühl verflüchtigte sich schon beim Anblick der Überschrift. Dass Blacktum gemeint war, war ganz eindeutig. Und hier war von einem zweiten Mann die Rede. Der Mann wurde nicht beschrieben, aber Toretti fühlte doch die Angst in heftigen Stößen durch seine Adern jagen.
Hastig stand er auf, stolperte in die Nacht hinaus, lief die Straße entlang bis zum nächsten Fernsprecher, drückte sich in die Zelle und wählte eine Nummer.
Es dauerte lange, bis der Teilnehmer sich meldete.
»Furner?«, fragte Toretti. »Ich bin’s, Ben! Vorhin waren zwei G-men bei mir. Sie lauerten mir vor dem Haus auf und nahmen mich mit in eine Kneipe. Sie wollten wissen, wo und wann ich Leon zum letzten Mal gesehen hätte.«
»Und was hast du geantwortet?«
»Nichts. Ich sagte, ich hätte ihn nicht mehr seit Tootenhams Tod gesehen. Darauf erzählte einer von ihnen eine komische Geschichte. Er sagte, sie hätten Leons Leiche gefunden.«
»Das ist gelogen«, antwortete der Professor scharf. »Leon ist für uns nach Frisco gegangen.«
»Ich glaube es ja, Furner«, versicherte Toretti hastig. »Aber dann gab der G-man mir noch eine Zeitung, in der behauptet wird, ein Mann mit einer Narbe hätte Cresbyl erledigt.«
»Na und?«, fragte Furner. »Wer gibt schon etwas auf das, was in Zeitungen geschwafelt wird?«
»Natürlich, Til, natürlich, aber es ist auch von einem zweiten Mann die Rede. Und wenn die G-men schon auf Blacktums Fährte sind, dann könnten sie doch leicht auch auf mich…«
»Mach dir keine Sorge!«, beruhigte ihn Furner. »Wenn sie einen ernsthaften Verdacht gegen dich hätten, so hätten sie bestimmt alles andere getan, als Whisky mit dir zu trinken. Sie wissen gar nichts. Sie versuchten nur, dich ins Bockshorn zu jagen. Verlass dich auf uns. Wir sorgen für dich. Schlimmstenfalls beschaffen wir dir einen Job in einer anderen Stadt. Wir treffen uns morgen.«
»Danke, Til«, antwortete Toretti und hängte ein. Für einen Augenblick fühlte er sich erleichtert.
Aber dieses Gefühl hielt nicht lange an. Schon auf dem Heimweg packte ihn wieder die Unruhe. Vielleicht hatte Toretti nie in seinem Leben so klar nachgedacht wie jetzt, da die Angst sein Gehirn antrieb.
Er erinnerte sich der Worte, die Furner heute Morgen gesprochen hatte. Sie hatten anders geklungen, als das Gesäusel am Telefon. Es hatte etwas Drohendes darin gelegen. Und mussten die G-men unbedingt gelogen haben? Schön, er hatte das Narbenkinn noch vor vierundzwanzig Stunden gesehen, aber der G-man hatte auch gesagt, dass die Ärzte die Untersuchung noch nicht abgeschlossen hätten. Vielleicht hatten sie sich auf den ersten Blick geirrt. Vielleicht war Blacktum noch nicht so lange tot, sondern erst ein paar Stunden, und dann konnte nur Furner dafür gesorgt haben, dass er stumm gemacht wurde.
Toretti kehrte auf dem halben Wege zu seiner Wohnung um und ging in die Kneipe zurück. Niemand war mehr in dem Lokal.
»He, ich wollte gerade schließen«, rief der Wirt.
»Gib
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