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0055 - Die Nacht der gelben Kutten

0055 - Die Nacht der gelben Kutten

Titel: 0055 - Die Nacht der gelben Kutten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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nur halb. Sie fühlte, wie sie sich gegen diese Behandlung wehren wollte. Aber eine andere Kraft war größer in ihr. Die seltsamen Säfte und Mixturen, die man ihr eingeflößt hatte, hatten ihre Energie gelähmt. Ihr Widerstandsgeist war zu klein, und selbst ihr Wahrnehmungsvermögen war wie ausgelöscht. Schemenhaft nur sah die Sekretärin Zamorras alle Figuren und Einrichtungsgegenstände des goldenen Prunkraums.
    Der Große Shuri war ein dunkler Schatten, der sich gewaltig drohend vor ihr erhob. Und die Gelben Furien umgaben sie wie wehende Schleier aus Nebel und Rauch.
    Die Tische und Goldbarren hatten als Konturen nur ganz weiche, fließende Linien. Alles schien ineinander überzugehen.
    Da wurde Nicole nach vorn geschoben. »Dreh dich!« rief eine Stimme ihr zu. Und sie drehte sich und wurde gedreht und spürte nicht, was sie freiwillig tat und was man ihr aufzwang.
    »Du bist weich und du bist fest, du bist rein und trotzdem wild. Du bist verführerisch wie die schönen Mädchen der Tamilen, und dein Tanz wird immer wilder werden. Gib deine Ohren ganz der Musik hin.«
    Immer wieder kam die Stimme, kamen diese Worte. Und dann dröhnten unablässig die kleinen Trommeln und das große, paukenähnliche Tamtam. Eine Silberfanfare ertönte, riß Nicole in einen wilden, unkontrollierten Tanz.
    Sie war wie benommen. Sie drehte sich in einer Art Trance und fand ihr volles Bewußtsein nicht wieder.
    Und dann waren die Gelben Furien in einem Kreis um sie, führten sie an, trieben sie zu immer schnelleren Bewegungen.
    Nicoles Füße brannten von dem wirbelnden Tanz. Ihre Wangen glühten, ihr ganzer Körper war heiß von einer unbekannten Sehnsucht, sich in diesem Tanz aufzulösen.
    Die Schnelligkeit der Bewegungen, die Hitze des Tanzes, die Glut der brennenden Fackeln im Raum brachten Nicoles Körper zum Schweißausbruch.
    Aber seltsamerweise wurde Nicole dabei leichter. Die Wirkung der fremden, verführerischen Zaubersäfte ließ bei den Tanzbewegungen nach. Mit dem Schweiß wurde die Wirkung des Zaubermittels durch die Poren getrieben.
    Allmählich erkannte Nicole alle Konturen deutlicher. Sie sah die gräßlich maskierten Gelben Furien. Sah das lüsterne Gesicht des Großen Shuri. Und dann sah sie den Mann mit der wippenden Peitsche aus Krokodilleder. Es war Batak, der neue Anführer der Tempelwächter.
    Er schien begierig darauf zu warten, eines der Mädchen mit seiner Peitsche schlagen zu dürfen. Aber die zum Tempeltanz gezwungenen Mädchen hüteten sich, die von ihnen geforderten Bewegungen nicht auszuführen. Lieber wollten sie die Schmach auf sich nehmen, vor den Augen der Shuris und Furien halb entblößt zu tanzen, als die strafenden Riemen der Peitsche zu fühlen.
    »Für heute ist es genug!« rief da der Große Shuri. »Die Mädchen sind nicht schlecht, aber gut sind sie auch noch nicht. Wir wollen ihnen zeigen, wie gut und wie schön eine junge Tamilin tanzen kann! Los, Batak, bring mir meine Lieblingssklavin, die kleine Manika!«
    Der Große Shuri leckte sich begierig die Lippen, als er an das schöne, blutjunge Mädchen und Opfer dachte.
    Batak verließ den Raum, und plötzlich hörte Nicole aus der Reihe der Tänzerinnen ein leises Wimmern.
    Sie sah ein hübsches junges Mädchen, das nicht viel älter als zwanzig Jahre sein mußte. Sie konnte nicht wissen, wer dieses Mädchen war. Aber sie wußte es sofort, als der Anführer Batak mit der kleinen Manika den Raum betrat.
    Das also war Manika! Und wer ihr Gesicht mit dem des leise vor sich hinweinenden Mädchens verglich, erkannte sofort die Schwestern in ihnen!
    Da wußte Nicole, wer das weinende Mädchen war.
    Es war Sita, die um das harte und bittere Los ihrer jüngsten Schwester weinte.
    »Batak!« rief der Große Shuri dem Anführer zu.
    »Erhabener Herr?«
    »Hinaus mit den Furien, und du bringst die Mädchen auf ihre Zimmer und in ihre Verliese. Manika, die jüngste und schönste meiner Sklavinnen, wird nur für mich tanzen. Für mich und meine Augen ganz allein!«
    ***
    Dumpf hallten die Klänge der Trommeln weiter, als die Furien einen Halbkreis um die Tänzerinnen bildeten und sie aus dem Prunkraum in den Flur hinaustrieben.
    Die kleine Manika aber war allein mit dem Großen Shuri. Ausgeliefert seinem Hohn, seiner Lust und seiner Begierde. Sie sollte eine volle Stunde vor ihm tanzen, bis sie bewußtlos umfallen würde…
    Batak befahl den Gelben Furien, zu verschwinden.
    »Mit den Mädchen hier werde ich allein fertig«, brummte er. Eine

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