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0055 - Die Nacht der gelben Kutten

0055 - Die Nacht der gelben Kutten

Titel: 0055 - Die Nacht der gelben Kutten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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daß es einen zweiten Zugang zum Tempel gibt. Kein Dämon ist sich dermaßen sicher, daß er sich nicht für den Ernstfall einen zweiten Fluchtweg schafft. Ich werde also nach diesem zweiten Zugang suchen.«
    »Ich bin dabei, Sir!« sagte Shandri tatendurstig.
    Aber Zamorra wehrte ab. »Diese Aufgabe mußt du mir überlassen, Shandri«, sagte er. »Du hast eine andere, die genauso wichtig ist.«
    »Ja, Sir?« fragte Shandri diensteifrig. Er war froh darüber, daß Zamorra ihm wegen Nicoles Verschwinden keinen Vorwurf machte.
    Daß er ihn trotzdem als Helfer akzeptierte. »Was soll ich tun, Sir?«
    »Wir müssen damit rechnen, daß die Shuris es uns nicht leicht machen werden. Wir müssen herausfinden, wieviele der Gelben Furien es gibt. Und außerdem müssen wir wissen, wie wir gegen sie vorgehen, wenn wir die Zugänge zum Tempel erst besser kennen. Dazu müssen wir aber genau informiert sein, wer zu den wirklichen Furien gehört, also zu den Geistern, und wieviele es von den irdischen Knechten gibt, den lebenden Menschen.«
    »Das verstehe ich nicht, Sir«, meinte der junge Tamile.
    Zamorra setzte ihm seine Theorie auseinander. »Es muß zwei verschiedene Arten von Lebewesen im Tempel geben. Das sagt mir meine Erfahrung im Umgang und Kampf mit den Dämonen. Einmal hat dieser ehemalige König Shuriwatha die übersinnlichen Kräfte, sich selbst und seine engsten Familienvertrauten und Diener als Geister am Leben zu halten, obwohl er und sie längst tot waren. Die anderen aber sind Menschen unserer Zeit. Sie stehen im Banne des alten Shuris und der Gelben Furien. Man hat ihnen den Haß gegen euch Tamilen eingeimpft. Aber es sind Männer wie du und ich. Dieser falsche gelbe Mönch zum Beispiel, der Nicole Duval entführt hat, kann kein Dämon sein. Er ist von Fleisch und Blut, also mit normalen Mitteln besiegbar. Die Dämonen selbst, die Gelben Furien, würden sich nicht so offen und so lange ans freie Tageslicht wagen. Das Licht schadet ihnen und würde sie bald außer Gefecht setzen.«
    »Und was habe ich zu tun, Sir?« fragte Zamorras Bergführer.
    »Wir werden damit rechnen müssen daß die Suche nach dem Tempel und den entführten Mädchen uns tagelang in Anspruch nehmen wird. Wir können nicht jagen, also haben wir kein Fleisch. Bist du mutig genug, um den Weg nach Mihintale allein zurückzugehen?«
    »Ja, Sir. Shandri ist sehr mutig.«
    »Gut. Es ist jetzt noch nicht sechzehn Uhr. Du kannst noch vor der Dunkelheit in der Stadt sein. Versuche, dich so unauffällig zu bewegen, daß keiner der Shuris deinen Weg verfolgen kann. Dann sorge dafür, daß dein Herr, der Raja, dir genügend Decken und vor allem zwei Pistolen mit Munition gibt. Wir werden sie gegen die falschen Mönche gebrauchen können, falls es hier vor dem Tempel zum Kampf kommt. Und dann laß dir genügend Lebensmittel geben. Sie müßten für einige Tage ausreichend sein.«
    »Ja, Sir. Ich gehe nach Mihintale und werde alles besorgen. Aber was soll ich meinem Herrn sagen, wenn er nach seinen Töchtern fragt?«
    »Sag ihm, daß sie leben. Ich weiß das ganz sicher. Ich nehme an, daß man sie als Freudentänzerinnen zum Tempeldienst zwingt. Das ist keine schmeichelnde Angelegenheit, aber es bedeutet auch, daß man die Mädchen nicht hungern läßt und daß sie vor allem am Leben sind.«
    »Gut, Herr. Ich werde dem Raja alles berichten. Und morgen früh komme ich wieder zum Berg.«
    »Ja. Wir werden uns dort treffen, wo du dich heute von Nicole Duval getrennt hast. Etwa in der Mitte des Felsens.«
    »Ja, Sir. Und wenn wir uns vor den Shuris verbergen müssen, um nicht gesehen zu werden?«
    »Dann pirschen wir uns auf die Spitze des Felsens, Shandri.«
    »Gut, Sir. Und wenn ich verhindert bin, werde ich sechsmal hintereinander fauchen, wie der Leopard in den Regenwäldern.«
    »Du kannst fauchen wie der Leopard?« fragte Zamorra erstaunt.
    »Fauchen und brüllen«, antwortete der junge Tamile. »Shandri kann alle Tierstimmen nachmachen. Sechsmal, Sir, dann ist es kein Leopard, sondern Shandri, der sich verstecken muß.«
    Nach diesen Worten ließ Zamorras Führer den Professor allein und verschwand im Dickicht des Trampelpfades, der zur Stadt der Heiligen Stufen hinunterführte.
    ***
    Zamorra machte sich am linken Ufer des Wasserfalles an den beschwerlichen Abstieg. Solange des Sonnenlicht die Spitze des Berges erhellte, wollte er versuchen, den zweiten Eingang zum Tempel zu finden. Er war sicher, daß es ihn gab.
    Aber wo, in diesem weiten,

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