0056 - Die Toten leben
brach ab. Der Funker schaltete mit zitternden Händen die Anlage ab und sah Rhodan dann unsicher an. Seine Lippen bewegten sich, als wolle er etwas sagen, aber ihm schien der Mut zu fehlen. Rhodan, der die Gedanken des Manne mehr ahnte, als, daß er sie las, legte ihm die Rechte auf die Schulter.
„Ich danke Ihnen, mein Freund. Aber auch dieser schmutzige Schachzug wird den Burschen nichts nützen, er verschärft höchstens die ihnen zugedachte Bestrafung. Thora wird nichts geschehen.“ Thora wird nichts geschehen ...! Während er in den Kontrollraum zurückkehrte, zuckten Erinnerungen und Empfindungen wie elektronische Blitze durch sein Gehirn. Er liebte Thora noch wie am ersten Tag - wenn er an jenem ersten Tag auch noch nicht geahnt hatte, daß es Liebe war, die ihn zu der merkwürdigen Frau hinzog, deren Heimat nicht die Erde war. Ja, er liebte sie. Er, der relativ Unsterbliche, 104 Jahre alt und mit dem Aussehen eines Vierzigjährigen, liebte die Arkonidin Thora, der die Unsterblichkeit versagt geblieben war. Sicher, das den Aras entwendete Lebenselixier hatte den Alterungsprozeß erneut angehalten. Aber für wie lange ...?
Und nun wollten sie ihm Thora nehmen. Unsinn! Sie hatten sie ihm bereits genommen! Als er eine Sekunde später den Kontrollraum betrat, kam ihm Noir entgegen. Als Telepath war er bereits von dem Geschehen unterrichtet, ganz davon abgesehen, daß der Telekom das Gespräch übermittelt hatte.
„Diese Schufte! Wir werden ihnen ...“
„Lassen Sie nur, Noir! Niemand entgeht seiner Strafe. Ich habe bisher meine Gegner immer achten können, denn sie kämpften meist mit ehrlichen und männlichen Waffen. Eine Frau zu entführen, um ihren Mann zu erpressen - das ist so ziemlich das Schimpflichste, was ich mir vorstellen kann. Nur ein Scheusal kann auf diesen Gedanken kommen. „
„Dem Scheusal drehe ich eigenhändig das Genick herum!“ piepste Gucky, der sich nicht von seiner Couch gerührt hatte. „Er entkommt mir nicht“
Rhodan sah zu Markus. „Wann findet die Transition statt?“
„Wenn sich nichts ändert - in genau zwei Minuten und vierzig Sekunden.“ Er zögerte einen Moment. „Wir behalten Kurs und Koordinaten bei, Sir?“
„Unser Ziel ist Volat. Der Entführer war Tropnow, und Tropnow ist von Fellmer Lloyd auf Volat erkannt worden. Wir haben keine Sekunde mehr zu verlieren, wenn wir nicht zu spät kommen wollen.“
„Für Tropnow komme ich nie zu spät, höchstens zu früh“, knurrte Gucky aus seiner Ecke.
Rhodan gab keine Antwort. Stumm und mit zusammengekniffenen Lippen saß er wieder in seinem Sessel und starrte auf die Bildschirme.
Er tat es immer noch, als die Sterne längst verschwunden waren und der grauenhaften Leere des Hyperraumes Platz gemacht hatten, in der es weder Materie noch Zeit gab ...
*
Die Sonne Heperes wurde von sechs Planeten umkreist, von denen nur der zweite bewohnt war. Mehr als 4000 Lichtjahre von der Erde entfernt, gehörte die Welt Volat noch zum Imperium der Arkoniden und zählte zu den wichtigsten Handelsstützpunkten der raumfahrenden Intelligenzen der Milchstraße - wenigstens in diesem Sektor.
Die Hauptstadt mit dem größten Raumhafen hieß Kuklon; hier residierte auch der arkonidische Administrator von Volat, der im Auftrag des großen positronischen Robotregenten auf der fremden Welt weilte, um die Interessen des Imperiums zu wahren.
Volat war etwa marsgroß, hatte eine etwas geringere Schwerkraft als die Erde und war dank des tropisch heißen Klimas zum größten Teil mit Urwäldern bedeckt.
Als die LOTUS rematerialisierte, jagte sie mit Lichtgeschwindigkeit in das System hinein. Dank des Struktur-Kompensators war damit zu rechnen, daß niemand die Transition registriert haben konnte. Auch jetzt war eine Anpeilung so gut wie ausgeschlossen, und wenn, dann hielt man sie sicherlich für eines der vielen Handelsschiffe, die Volat anliefen.
Die Funkstation lief auf Hochtouren, aber kein bekanntes Signal verriet, daß Fellmer Lloyd von seiner Gazelle aus versuchte, Verbindung mit ihnen aufzunehmen. Der Mutant mußte ja immer noch damit rechnen, daß Captain Markus mit der LOTUS um das System kreiste, um als Relaisstation zu dienen. Aber Fellmer Lloyd schwieg. In Rhodan brodelte die Unruhe. „Lassen Sie eine Gazelle klarmachen“, bat er Markus und nickte Noir und Gucky zu. „Es ist soweit.“
„Lange hätte ich es auf dieser Couch auch nicht mehr ausgehalten“, versicherte der Mausbiber und rutschte auf den
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