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0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis

0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis

Titel: 0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir sprangen in den Teufelskreis
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wir das Hinterzimmer aus und verfrachteten die sechs Burschen in unseren Fahrzeugen.
    Eine Viertelstunde später lieferten wir sie in unserem Zellentrakt ein. Sogar der Barkeeper war unterwegs zu sich gekommen. Wir schickten unseren Doc mit seiner Tasche hinab in den Keller.
    »Nehmen Sie viel Jod!«, grinste Mark Heysome. »Das ist gesund und brennt so schön.« Wenig später hörten wir sie der Reihe nach in ihren Zellen brüllen wie am Spieß. Nicht einmal ein bisschen Jod konnten sie vertragen. Wir warteten im Flur, bis der Doc mit ihnen fertig war und uns berichtete, dass keiner ernsthaft verletzt sei. Der Größte - er meinte den Barkeeper - hätte vielleicht eine Gehirnerschütterung, aber wenn wir ihn drei, vier Tage in der Zelle ließen, damit er sich ausruhen könne, würde das wieder in Ordnung sein.
    »Untertreiben Sie nicht, Doc«, sagte Phil. »Ich glaube, dass diesem Mann ein paar Wochen oder Monate Zellenruhe gar nicht schaden können.«
    »Das ist Ihre Behandlungsmethode«, lächelte der Arzt, packte sein Tasche wieder ein und fuhr mit dem Lift nach oben.
    Während der Doc noch mit seinen Untersuchungen beschäftigt gewesen war, hatte ich flüchtig die kleinen Stapel besichtigt, die unsere Kollegen vom Zellentrakt auf den Einlieferungstisch gelegt hatten. Jedes Häufchen bestand aus den persönlichen Besitztümern eines der eingelieferten Männer. Es waren die üblichen Gebrauchsgegenstände wie Feuerzeuge, Schlüssel, Brieftaschen, Zigaretten, Kleingeld, Taschenmesser und Ähnliches.
    Plötzlich stutzte ich. »Wem gehört das hier?«, fragte ich und zeigte auf eines der Häufchen.
    Der Kollege, der den Eingelieferten vorschriftsmäßig die Taschen ausgeleert hatte, warf einen kurzen Blick auf seinen Zettel.
    »Sebald Lucci«, las er vor. »Das ist der Zweizentnerbulle.«
    Also der Barkeeper. Ich nickte und wog den eigenartigen kleinen Gegenstand in meiner Hand, der sich in Luccis Tasche befunden haben musste. Er war aus Gold und in der Mitte abgebrochen. Es musste ein Teil eines Schmuckstückes sein, das eine Phantasieform hatte. Eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Strahlenstern war vorhanden'. Drei nach außen breiter werdende Strahlen liefen in der Mitte zusammen, und genau an der dünnsten Stelle war das Ding gebrochen. Hinten befand sich eine Öse. Wahrscheinlich gab es auf der fehlenden Hälfte eine Nadel, sodass man das ganze Ding als Brosche tragen konnte.
    Ich zuckte die Achseln und legte es beiseite. Wer weiß, von welchem Mäd-22 chen das Ding ein Andenken sein sollte. Ich nahm es nicht weiter wichtig.
    Dabei hing an dieser halben Brosche ein Menschenleben…
    ***
    »Setzen Sie sich, Lucci«, sagte ich, als der Barkeeper eine Viertelstunde später in unserem Office stand.
    Ich deutete auf den Besucherstuhl vor meinem Schreibtisch.
    Lucci hatte ein großes Pflaster auf dem Kopf und war ein wenig blass. Aber es schien ihm schon wieder recht gut zu gehen, denn er überfiel uns mit einer Flut von Schimpfworten.
    »Sie sind sich darüber im Klaren, dass Sie sich der Freiheitsberaubung schuldig gemacht haben!«, schrie er uns an. »Ich werde das vor Gericht bringen lassen! Das ist ein ganz klarer Fall von Freiheitsberaubung!«
    »Einer?«, fragte ich ironisch. »Ich denke, es sind im Ganzen sechs?«
    »Sechs? Wieso? Ach so! Natürlich! Sechsfache Freiheitsberaubung!«
    »Sie rechnen sich also zu diesen fünf Männern?«, hakte Phil sofort ein. »Das ist ja sehr interessant, Mr. Lucci. Und jetzt halten Sie mal die Luft an. Wenn wir alle drei brüllen wollten, hätten wir in kürzester Zeit Ohrenschmerzen. Es liegen einige Dinge gegen Sie vor, zu denen wir Sie jetzt vernehmen möchten. Sie können selbstverständlich jede Antwort verweigern, das ist Ihr gutes Recht.«
    Lucci klappte den Unterkiefer hoch und sah Phil misstrauisch an. Er hatte wohl kaum erwartet, dass er von der Polizei seine bürgerlichen Rechte aufgezählt bekäme. Da wir es taten, wurde er sofort misstrauisch und witterte einen Pferdefuß.
    Phil blätterte in einem Stapel von Papieren, von denen garantiert kein einziges etwas mit Lucci zu tun hatte. Aber das konnte der ja nicht wissen. Es schien jedenfalls Eindruck auf ihn zu machen, denn er schielte unentwegt auf Phils Hände. Mein Freund zog aus dem Berg ein x-beliebiges Blatt heraus, sah es flüchtig an und nickte dann. Während er mit der linken Hand geringschätzig auf den restlichen Stapel zeigte, sagte er: »Den anderen Kram wollen wir vorläufig einmal zurückstellen.

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