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0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis

0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis

Titel: 0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir sprangen in den Teufelskreis
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ins Office geführt wurde.
    »Setzen Sie sich!«, sagte ich zu ihm und ging mit einem Blatt Papier hinüber zu Phils Schreibtisch. Wir steckten die Köpfe zusammen und tuschelten miteinander. Schon nach zwei oder drei Minuten war uns der Gesprächsstoff ausgegangen, und wir flüsterten uns allen möglichen zusammenhanglosen Kram zu, nur um noch ein bisschen auf seinen Nerven herumzutrampeln.
    Je länger wir miteinander flüsterten, desto nervöser wurde er. Er rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Seine Hände spielten mit den Knöpfen seines Jacketts; fuhren in die Hosentaschen, wieder zu den Knöpfen und abermals in die Taschen und fingen gleich darauf das Spiel von vorne an.
    Wir ließen ihn ungefähr zehn Minuten schmoren, und das ist eine lange Zeit, wenn man sie mit anderen Leuten in einem Zimmer verbringen muss, ohne zu wissen, was diese anderen Leute mit einem Vorhaben.
    »Wie heißen Sie?«, fuhr ich ihn dann so plötzlich an, dass er auf seinem Stuhl zusammenfuhr.
    »Kease, Sir, Jack Kease, bitte!«, stotterte er erschrocken.
    »Kease, natürlich«, sagte ich und nickte, als wäre ich dem verrufensten Namen ganz New Yorks begegnet. Dabei hörte ich ihn zum ersten Mal.
    Ein oder zwei Minuten schwiegen wir wieder, aber diesmal sahen wir Kease dabei unentwegt an. Er fühlte sich immer elender in seiner Haut, und am liebsten wäre er sicherlich davongelaufen.
    Plötzlich grinste Phil hämisch. »Sieht böse für Sie aus, Kease. Verdammt böse!«
    Kease schluckte. Sein Blick flog von Phil zu mir, von mir zurück zu Phil. Sein Atem ging kürzer. Seine Nerven taugten nichts.
    »Schon mal was vom Elektrischen Stuhl gehört, Kease?«, fragte ich sehr freundlich.
    Jetzt war’s soweit. Er fing an zu keuchen. Kleine Schweißperlen erschienen immer zahlreicher auf seiner Stirn, glitzerten zwischen den blauschwarzen Stoppeln.
    »Ich - ich«, keuchte er heiser. »Ich habe doch nichts getan? Ihr könnt mich doch wegen der kleinen Prügelei von gestern nicht auf den Stuhl bringen! Wo gibt’s denn so was, dass einer wegen ’ner kleinen Prügelei schon brennen muss, he? Das könnt ihr doch nicht mit mir machen! Konnte ich denn wissen, dass ihr Bullen seid? Ich hatte doch keine Ahnung, dass ihr zur Polente gehört. Als Lucci rief, wir sollen euch fertigmachen, da dachte ich eben, ihr wärt ’n paar feine Pinkel, die in der Kneipe Stunk anfangen wollten oder so was. Ich kann doch nicht riechen, dass ihr Bullen seid.«
    Seine Stimme klang wehleidig. Gangster sind ja immer unschuldig und haben deshalb immer einen Grund, warum sie sich bedauern können.
    Ich winkte mit der Hand. »Kease, die kleine Party von gestern Abend nehmen wir Ihnen nicht krumm. Wir verstehen Spaß. Wir sind keine Bullen, Kease, wenigstens nicht, wenn Sie damit die Leute von der Stadtpolizei meinen. Wir sind G-men vom FBI.«
    Er riss den Mund auf und bekam ihn eine ganze Weile nicht wieder zu.
    Schließlich stöhnte er: »G-man! Ich werd’ verrückt. Hat denn Lucci das nicht gewusst?«
    »Sicher«, antwortete ich gemütlich. »Trotzdem ließ er euch auf uns los. Aber wie gesagt, Kease, die Prügelei nehmen wir nicht weiter tragisch. Aber dass sie gestern Abend mit Ruster einen Mordversuch auf uns beide unternahmen, Kease, das kostet Sie den Kopf!«
    Er spielte verrückt. Er fiel auf einmal auf die Knie und schwor händeringend, er wüsste nicht, wovon wir sprächen. Er hätte seit gestern Abend sieben Uhr im Blue Bayou gesessen und das Lokal nicht verlassen, bis wir gekommen wären.
    »Lucci ist mit Ruster zusammen weg gewesen!«, rief er. »Ich nicht! Fragen Sie doch Lucci! Warum will man mir denn immer alles in die Schuhe schieben? Ich war’s doch nicht. Lucci war mit Ruster weg!«
    »Wer soll Ihnen das glauben, Kease?«, fragte Phil mit deutlich hörbarem Zweifel in der Stimme. »Das kauft ihnen doch kein Mensch ab!«
    »Aber die anderen können es doch bezeugen!«, röhrte Kease. »Die haben’s doch gehört, wie Lucci den Kopf zur Tür hereinsteckte und zu Ruster sagte: ›Mock, komm raus! Wir müssen mal zusammen eine Kleinigkeit erledigen !‹ Und dann fuhren die beiden zusammen in Luccis schwarzem Mercury los!«
    »Wann? Wann fuhren sie los?«
    »Na, das muss gegen halb neun gewesen sein. Fragen Sie die anderen!«
    »Wann kam Lucci zurück?«
    »Ich meine, es wäre kurz nach zehn gewesen. Genau kann ich’s nicht sagen.«
    Ich gab Phil ein kurzes Zeichen. Er rief den Zellentrakt an und sagte: »Ihr könnt den Mann wieder abholen. Die

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