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0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis

0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis

Titel: 0056a - Wir sprangen in den Teufelskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir sprangen in den Teufelskreis
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Kinn war meilenweit von mir entfernt, tat aber scheußlich weh. Noch bevor mir klar war, dass ich auf dem Tisch lag, hatte ich den Kerl auf mir. Ich spürte seine Pranken an meinem Hals, und das machte mich munter und wild zugleich.
    Meine Hände fuhren hoch, drückten sich unter seiner Brust durch und tasteten nach seinen kleinen Fingern. Als ich sie hatte, hämmerten in meinem Gehirn bereits rote Blitze. Ich packte kräftig zu und riss nach außen.
    Ein spitzer Schrei gellte in meinen Ohren, ich wälzte mich nach links herum, wurde die Last auf meiner Brust los und fiel vom Tisch. Ich krachte direkt auf meinen wimmernden Gegner. Aber jetzt erkannte ich die Umwelt wenigstens 20 schon wieder verschwommen, und seine blauschwarzen Bartstoppeln sah ich so deutlich, dass ich sie mit den Fäusten massieren konnte.
    Urplötzlich lag er friedlich und still schlummernd da. Seine Augen verrieten, dass er abwesend war. Ich rappelte mich hoch und keuchte. Teufel ja, man soll mit seinem Kinn nicht in eine hochfahrende Faust hineinfallen.
    Als ich mich eine wenig umsah wurde ich gerade noch Zeuge des entscheidenden Schlages, den Phil anbrachte. Es war ein Prachtexemplar eines geraden Aufwärtshakens, und er hob seinen Gegner halb aus den Schuhen. Der arme Junge hing einen Augenblick mit erschlaffenden Gliedern wie in der Schwebe, dann drehte er sich wie ein Korkenzieher dem Boden zu.
    Ich drehte mich um und suchte Jim. Er hatte seinen Gegner an die Wand gelehnt und tätschelte ihm das Gesicht, um ihn wieder aufzuwecken. Allerdings musste er ihn mit der linken Hand festhalten, sonst wäre der Bursche an der Wand hinabgerutscht.
    Zufrieden sah ich mich nach Mark um. Er saß am Tisch, besah sich einen Satz Pokerkarten und murmelte: »Donnerwetter! So ein Blatt möchte ich auch mal haben!«
    Ich ging zum Tisch und nahm das einzige Whiskyglas, das noch nicht umgekippt war. Ich goss mir aus der Flasche, die verkorkt auf dem Boden lag, einen tüchtigen Schuss ein und trank ihn.
    Es war echter Scotch, und er brachte mich vollends wieder auf die Beine.
    Die anderen bedienten sich ebenfalls. Als wir die Burschen einsammelten, fanden wir den Barkeeper unter dem Tisch. Er hatte eine große Beule mitten auf dem Kopf.
    »Hat einer von euch mit dem Kolben oder dem Lauf zugeschlagen?« fragte ich. Sie schüttelten den Kopf. Ich besah mir noch einmal die Pokerspieler. Der Mann, den Mark auf die Bretter geschickt hatte, hielt einen Leder überzogenen Totschläger in der rechten Hand.
    »Sieh dir das an!«, lachte Jim. »In der Dunkelheit haben sie ihren eigenen Mann auf die Bretter geschickt.«
    Es musste der Bursche mit dem Totschläger gewesen sein. Vielleicht hatte er die Bleikugel an der Lederstrippe im Ärmel versteckt gehabt, sodass sie Jims Aufmerksamkeit entgangen war.
    »Phil, sieh mal nach, ob man vom Hof aus auf die Straße kommen kann«, sagte ich. »Wenn das möglich ist, ruf von unserem Wagen aus im District-Gebäude an. Sie sollen zwei Wagen schicken. Und bring die Handschellen auf dem Rückweg mit rein!«
    Phil nickte, riegelte das Fenster auf und kletterte hinaus. Wir legten die Burschen an der hinteren Wand in eine Reihe und zogen uns Stühle heran. Ich bemerkte zufällig, dass der Schlüssel in der Tür steckte, und drehte ihn zweimal um. So waren wir wenigstens gegen Überraschungen gefeit.
    Mein Freund kam nach ein paar Minuten mit den Handschellen zurück. Wir hakten sie den sechs Männern um die Handgelenke. Vier von ihnen waren bereits wieder bei Bewusstsein, aber sie verhielten sich ruhig, wenn man davon absah, dass sie ächzten und stöhnten.
    Draußen im Lokal tobten noch immer die beiden Musikautomaten. Bei dem Lärm, der dort herrschte, konnte man sicher sein, dass von unserer kleinen Auseinandersetzung nichts nach vorn gedrungen war.
    »Wenn wir die Kerle durch das Lokal lotsen wollen, könnte es Schwierigkeiten geben«, sagte ich. »Wir werden hier warten bis die Wagen eingetroffen sind, und danach tragen wir die Leutchen zum Fenster hinaus über den Hof.«
    »Was heißt tragen?«, murrte Jim. »Vier von ihnen sollen gefälligst ihre eigenen Beine verwenden. Oder noch besser: Je zwei tragen einen von den beiden, die noch immer schlummern.«
    Das war der vernünftigste Vorschlag, und wir setzten ihn zehn Minuten später in die Tat um, als Phil, der sich wieder nach vorn auf die Straße begeben hatte, meldete, dass die beiden angeforderten Wagen eingetroffen seien. Ohne dass man im Lokal etwas davon merkte, räumten

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