0057 - Finger weg von solchen Sachen
Cotton.«
»Guten Tag, Mr. Cotton. Ich muß Ihnen von einem seltsamen Vorfall Meldung machen, der unsere ganze Klinik sehr erregt.«
»Nämlich?«
»Vor etwa zwei Stunden wurde uns von einem Krankentransportwagen einer Unfallstation ein junger Mann eingeliefert. Schwerer Schädelbruch, doppelter Oberarmbruch, starke Quetschungen, angebrochene Rippen. Schwerer Verkehrsunfall.«
»Müssen Sie der Stadtpolizei melden, Doc. Das FBI ist nicht für Verkehrsunfälle zuständig.«
»Abwarten, Mr. Cotton. Ich ließ sofort alles zur Operation vorbereiten, die mir dringend notwendig erschien. Zu den Operationsvorbereitungen gehört eine gründliche Untersuchung über die Konstitution des Patienten, damit man genau Bescheid weiß, welche Betäubungsmittel in welchen Dosierungen für das Herz des betreffenden Patienten ohne Gefahr verwendet werden können. Bei dieser Untersuchung fiel dem Narkotiseur ein Umstand auf, den ich sofort nachprüfte. Wir stimmten beide in der Beobachtung überein, daß wir anscheinend einen schwer rauschgiftsüchtigen jungen Menschen vor uns hatten.«
»Das ist allerdings Bundesangelegenheit und damit Sache des FBI«, gab ich zu. Ich wollte gerade noch hinzufügen, daß ich den Doc mit einem Kollegen verbinden wollte, weil ich im Augenblick tatsächlich mit Babykiller Jackson den Kopf voll hatte, da sprach der Arzt schon weiter.
»Wir konnten die Operation nicht hinausschieben, weil Eile geboten war. Der Junge wurde also narkotisiert. Im ersten Stadium der Narkose reden die Patienten oft wirres Zeug durcheinander. Die Operationsschwestern sind das gewöhnt und hören kaum noch hin. In diesem Fall aber schnappte eine der Schwestern ein Wort auf, das sie stutzig machte. Der Patient erwähnte zwei- oder dreimal den Begriff ›Babykiller Jackson‹, der ja seit einigen Wochen durch alle Zeitungen geht. Die Schwester machte mich darauf aufmerksan. Ich lauschte und hörte dieses Wort tatsächlich auch mehreremal von den Lippen des narkotisierten Jungen. Dabei sagte er aber einmal auch: ›Cotton vom FBI.‹ Mehr nicht. Ich hörte diesen unvollständigen Satz aber ganz deutlieh. Nun, ich mußte erst die Operation durchführen, die sehr schwierig war. Jetzt haben wir es geschafft. Der Junge wird aller Wahrscheinlichkeit nach durchkommen, wenn keine unvorhergesehenen Krisen eintreten. Ich steckte mir gerade wie üblich nach einer schweren Operation eine Beruhigungszigarette an, als mir die seltsamen Worte ins Gedächtnis zurückkamen. Da dachte ich, es sei doch besser, Sie davon zu verständigen. Vielleicht weiß der Junge wirklich etwas?«
»Okay,. Doc«, sagte ich und war auf einmal sehr mobil. »Ich bin in einer Viertelstunde bei Ihnen. Setzen Sie sofort eine vertrauenswürdige Person mit Bleistift und Papier neben das Bett des Jungen. Man soll jedes Wort aufschreiben, daß er vielleicht noch in der Narkose von sich gibt. Am besten wäre freilich ein Tonband mit Mikrofon.«
»Das kann ich veranlassen. Ich habe in meinem Büro ein Tonband zum Aufnehmen meiner Diktate für die Sekretärin. Ich werde dieses Gerät sofort in das Zimmer des Jungen bringen lassen.«
»Gut. Ich bringe nachher ein FBI-eigenes Gerät mit, damit Ihres wieder Ihnen zur Verfügung steht. Vielen Dank für den Anruf, Doc Oberlander.«
»Auf Wiederhören, Mr. Cotton.«
Der Hörer flog nur so auf die Gabel. Ein Anruf verständigte Phil, daß er in meiner Abwesenheit in meinem Office die Stellung halten sollte, falls sich irgend etwas rühren oder melden sollte.
Eine Minute später hockte ich bereits hinter dem Steuer meines Jaguar und raste mit heulender Polizeisirene durch die Straßen von New York. Unterwegs begegneten mir ein paar Wagen der State Police, die in flottem Tempo stadtauswärts fuhren. Wahrscheinlich waren es die Fahrzeuge, die die Einfallstraßen abriegeln sollten. Würde ihnen Babykiller Jackson ins Netz gehen?
Oder würde mir ein schwerverletzter Junge die entscheidende Anregung geben können? Der Fall schien jedenfalls ins Rollen zu kommen, und das war schon viel wert.
***
Ich fand das Hospital ohne Schwierigkeiten, denn ich trete jetzt lange genug das Straßenpflaster von New York, um mich einigermaßen in diesem Asphaltmeer zurechtfinden zu können.
Vor dem Hauptgebäude lag eine Grünanlage, die von zwei Zufahrtswegen durchschnitten wurde. Der erste war allerdings nur für die Krankenwagen freigegeben, so daß ich den zweiten benutzen mußte, um ans Hauptgebäude heranzukommen.
Vor dem Haus befand
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