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Sturm ueber roten Wassern

Sturm ueber roten Wassern

Titel: Sturm ueber roten Wassern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Lynch
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PROLOG
     
     
    Eine etwas gezwungene Konversation
    Locke Lamora stand am Pier von Tal Verrar, im Rücken den glutheißen Wind, der von einem brennenden Schiff herüber wehte, während das kalte Metall eines Armbrustbolzens sich in seinen Hals bohrte.
    Er grinste und konzentrierte sich darauf, mit seiner eigenen Armbrust auf das linke Auge seines Gegners zu zielen; die beiden Männer standen einander so nahe, dass sie sich gegenseitig mit Blut bespritzen würden, sollten beide gleichzeitig den Abzug ihrer Waffen bedienen.
    »Sei vernünftig«, riet der Kerl, der sich Locke gegenüber aufgepflanzt hatte.
    Schweißtropfen hinterließen deutliche Spuren, als sie über seine Stirn perlten und die schmutzigen Wangen hinunter rannen. »Du bist eindeutig im Nachteil.«
    Locke schnaubte durch die Nase. »Dasselbe gilt für dich, es sei denn, du besitzt Augäpfel aus Eisen. Möchtest du mir nicht beipflichten, Jean?«
    Zwei Paare hatten am Kai Position bezogen; Locke zeigte Schulterschluss mit Jean, während ihre Angreifer sich gleichfalls dicht aneinander drängten. Jeans Zehen berührten die Fußspitzen seines Kontrahenten, während ihre Armbrüste in derselben Weise ausgerichtet waren; vier mit der Kurbel gespannte und pointierte Bolzen befanden sich nur wenige Zoll entfernt von den Köpfen vier verständlicherweise sehr nervöser Männer. Auf diese kurze Entfernung konnte keiner sein Ziel verfehlen, selbst dann nicht, wenn sämtliche Götter im Himmel oder anderswo es so gewollt hätten.
    »Ich denke, dass jeder Einzelne von uns vieren bis zu den Eiern im Treibsand steckt«, erwiderte Jean.
    Auf dem Wasser hinter ihnen ächzte und knarrte die alte Galeone, in deren Rumpf ein loderndes Feuer brannte und die allmählich von den tosenden, gefräßigen Flammen verschlungen wurde. In einem Umkreis von mehreren Hundert Yards war die Nacht taghell; orangefarbene und weißlich gleißende Linien zuckten kreuz und quer über den Schiffsrumpf, als die Plankenstöße an den Fugen auseinanderbarsten. In kleinen, schwarzen Wolken strömte der Qualm explosionsartig aus diesen Höllenspalten, wie die letzten röchelnden Atemzüge einer gigantischen hölzernen Kreatur, die sich in Todesqualen wand. Und inmitten dieses Feuerglastes und des infernalischen Lärms, eines Spektakels, welches die Aufmerksamkeit der ganzen Stadt erregte, standen die vier Männer seltsam allein am Pier.
    »Runter mit der Waffe, um der Liebe der Götter willen«, befahl Lockes Gegner. »Wir sind angewiesen, euch nicht zu töten, wenn es nicht unbedingt sein muss.«
    »Andernfalls würdest du natürlich so ehrlich sein und zugeben, dass euer Befehl lautet, uns kaltzumachen«, versetzte Locke. Sein Lächeln wurde breiter. »Ich habe es mir angewöhnt, keinem zu glauben, der mir seine Waffe an die Gurgel hält. Tut mir leid, aber das ist nun mal so.«
    »Deine Hand wird anfangen zu zittern, wenn ich meine noch völlig ruhig halten kann.«
    »Sowie ich merke, dass meine Kraft nachlässt, stütze ich meinen Bolzen einfach an deiner Nase ab. Wer hat euch auf uns gehetzt? Wie viel bezahlt man euch? Wir sind nicht völlig mittellos; wir könnten eine Lösung finden, die uns und euch gefällt. Eine beide Seiten zufriedenstellende Vereinbarung.«
    »Offen gesagt, ich weiß, für wen die beiden arbeiten«, meldete sich Jean zu Wort.
    »Tatsächlich?« Locke schielte flüchtig zu Jean hinüber, ehe er wieder Blickkontakt mit seinem Widersacher aufnahm.
    »Und es wurde eine Vereinbarung getroffen, aber sie dürfte nicht jeden von uns zufriedenstellen.«
    »Äh … Jean, ich fürchte, ich kann dir nicht mehr folgen.«
    »Oh nein.« Jean hob eine Hand und zeigte dem Mann vor ihm die Innenfläche. Dann drehte er langsam und mit äußerster Vorsicht seine Armbrust nach links, bis sein Bolzen auf Lockes Kopf deutete. Der Kerl, den er noch kurz zuvor bedroht hatte, blinzelte verdutzt. »Ich kann dir nicht mehr folgen, Locke.«
    »Jean«, meinte Locke, dessen Grinsen wie weggefegt war, »ich bin nicht zum Scherzen aufgelegt.« »Ich auch nicht. Gib mir deine Waffe.« »Jean …«
    »Gib mir deine Waffe. Sofort. Du da, bist du schwer von Begriff? Nimm das Ding aus meinem Gesicht und ziele auf ihn!«
    Jeans ehemaliger Angreifer benetzte fahrig seine Lippen, rührte sich jedoch nicht. Jean knirschte mit den Zähnen. »Jetzt hör mir mal gut zu, du hirnloser Hafenaffe, ich erledige hier deinen Job! Richte deine Armbrust auf meinen Partner, mögen die Götter ihn verfluchen, damit wir

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