0058 - Horror-Disco
Peitsche einmal dicht über dem Boden einen Kreis.
Kaum war er vollendet, ringelten drei Schnüre aus der Peitsche, die an Lederriemen erinnerten.
Wurde ein Dämonendiener der unteren Stufe oder auch ein Dämon selbst von dieser Peitsche getroffen, ging er ein. Das heißt, er löste sich in Rauch auf.
Um uns herum war plötzlich ein geheimnisvolles Wispern, Flüstern und Raunen.
»Hören Sie es?« fragte Cindy.
»Ja.«
Wir drehten uns.
Die Schatten hatten uns eingekreist. Sie huschten um uns herum, lachten böse und hämisch, waren blitzschnell und nicht zu fassen.
Da schlug ich zu.
Die Peitschenriemen pfiffen durch die Luft, trafen auch, aber sie stoppten die Schatten nicht.
Sie fuhren einfach hindurch.
Das war dumm.
Ich trat einige Schritte zurück, bis ich den Stamm einer Eiche im Rücken spürte.
»Was ist mit der Peitsche?« fragte Cindy.
»Sie hilft uns auch nichts.« Ich steckte sie wieder weg.
»Und was tun wir jetzt?«
»Keine Ahnung.«
Ich beobachtete die Schatten weiter. Sie wurden von Mal zu Mal frecher.
Hautnah wischten sie an uns vorbei, und auch ich spürte die eisige Kälte, die von ihnen ausging.
Nein, das war nicht normal.
Diese Schatten waren höllisch gefährlich. Sie mußten aus einer anderen Dimension stammen, sie waren nicht stofflich, trotzdem konnte ich sie sehen. Ein Phänomen!
»Zurück zum Wagen«, sagte ich zu Cindy. Das war leichter gesagt als getan. Die Schatten wollten es nicht mehr. Sie wurden aggressiv!
Cindy schrie plötzlich auf und ging in die Knie. »Was ist?« fragte ich.
»Die Schatten – sie haben mich…«
Sie verstummte. Plötzlich waren die Schatten überall. Wie Raubtiere schossen sie näher und griffen an. Ich riß Cindy zu Boden.
Wieder hörte ich das Lachen, Flüstern und Kreischen. Etwas traf meinen Hinterkopf, und für Sekunden sah ich Sterne aufblitzen.
Ich wälzte mich herum.
Über mir stand eine schwarze Wolke. Eine Wolke, in der es gärte und sich bewegte. Die Wolke kam tiefer.
Sie würde uns erdrücken. Wenn mir nicht bald etwas einfiel, waren Cindy und ich verloren…
***
Sie waren überall.
Jane Collins lief eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken. Aus allen Richtungen ertönte das Schmatzen und Schlürfen.
Und sie nahm auch den Geruch der Ghouls wahr. Ein bestialischer Gestank von Moder und Fäulnis durchdrang die Gänge. Jane Collins wußte, daß die Ghouls ihre Behausungen oft in leeren Gräbern hatten. Dort hockten sie zwischen ausgebleichten Knochen und warteten auf ihre Opfer.
Nachts entstiegen sie den Gräbern, doch tagsüber schützten sie sich vor der Sonne und der Wärme.
Beides war für sie Gift.
Jane Collins wollte wenigstens den Rücken frei haben. In diesen grauenvollen Augenblicken dachte sie nicht mehr daran, wo sie sich befand, sondern befolgte die Regeln der reinen Selbstverteidigung. Dazu gehörte es, den Rücken gedeckt zu halten.
Die Detektivin kroch bis an die Wand, lehnte sich dagegen und zog die Beine an.
Sie wartete.
Ihre Gegner wußten genau, wo sie war. Sie krochen näher.
Der penetrante Geruch nahm zu.
Jane starrte in die Dunkelheit. Ihre Augen begannen zu tränen, aber sie sah nichts.
Die Finger der rechten Hand umklammerten die Beretta.
Am liebsten hätte Jane gefeuert, doch ohne ein Ziel zu haben wäre das nur Munitionsverschwendung gewesen.
Sekunden verrannen in dieser Hölle aus Finsternis und Angst.
Jane Collins wußte nicht, wie viele Gegner sie vor sich hatte, aber schon einer reichte ihr.
Plötzlich versteifte sie sich.
Sie spürte die unmittelbare Bedrohung.
Einen Lidschlag später fühlte sie die feuchte Berührung an ihrem Bein. Sofort kroch etwas hoch bis zu ihrem Schenkel, und in Jane Collins breitete sich Ekel aus.
Die rechte Hand mit der Waffe wanderte, bis Jane glaubte, den Ghoul im Visier zu haben.
Dann drückte sie ab. Der Knall zerriß ihr fast das Trommelfell.
Die Silberkugel fauchte aus dem Lauf, und für Bruchteile von Sekunden erhellte ein Mündungsblitz das unmittelbare Geschehen.
Jane Collins sah ihren Gegner.
Es war ein scheußliches Wesen, unförmig und über und über mit Schleim bedeckt.
Die Detektivin schloß die Augen, ihr wurde übel. Die Masse verschwand von ihrem Bein. Dafür hörte sie ein langgezogenes Heulen, das schmerzhaft in ihre Ohren stach. Der Ghoul verging.
Er hatte dem geweihten Silber nichts entgegenzusetzen. Jane Collins war froh, daß sie nicht zuzusehen brauchte, wie der Ghoul starb. Die Geräusche reichten ihr auch so.
Weitere Kostenlose Bücher