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006 - Die Schuld des Anderen

006 - Die Schuld des Anderen

Titel: 006 - Die Schuld des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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sie mit den üblichen Mitteln nicht von echten zu unterscheiden sind. Sie müssen irgendwo in riesigen Mengen gedruckt werden, und verschiedene Umstände deuten darauf hin, daß dies in Europa geschieht. Auf irgendeine Weise werden die Scheine unter Umgehung der Zollkontrolle ins Land gebracht und mit Hilfe eines glänzend organisierten Verteilersystems auf den Markt geworfen.
    Wentworth Gold las diesen Absatz in einer New Yorker Zeitung, aber er regte sich bei weitem nicht so darüber auf, wie er es noch tags zuvor getan hätte. Natürlich - lieber wäre ihm gewesen, wenn er die Angelegenheit hätte aufklären können, ohne daß viel davon in die breite Öffentlichkeit gedrungen wäre. Aber da es nun einmal geschehen war …
    Grund seiner Zuversicht war ein Telegramm von Maple, der ihn aufforderte, am Nachmittag vorbeizukommen.
    Als Gold das Haus in Peckham erreichte, war er überrascht, daß ihm Verity Maple öffnete. Sie sah kränklich aus, doch bevor er sich nach ihrem Ergehen erkundigen konnte, stürzte Maple auf ihn zu.
    »Kommen Sie herein, Mr. Gold! Ich hab’s herausgebracht!«
    Erregt packte er ihn am Arm und zog ihn in die Küche. Wie gewöhnlich war der Küchentisch bedeckt mit allen möglichen Utensilien. Maple griff zielsicher in das Durcheinander und hob ein kleines Schälchen in die Höhe, das mit einer farblosen Flüssigkeit gefüllt war. Vorsichtig stellte er es neben ein Häufchen neuer Banknoten.
    »Passen Sie genau auf!« flüsterte er heiser.
    Er tauchte den Finger in die Flüssigkeit und befeuchtete eine Banknote nach der anderen jeweils an der linken Ecke. Die erste Note zeigte - außer der nassen Stelle -kein Ergebnis. Bei der zweiten war es nicht anders.
    »Echte Scheine - echte Scheine …« stieß Maple hervor. Ein triumphierendes Lächeln lag auf seinem Gesicht. Beim dritten Schein, den er mit der Flüssigkeit bestrich, zeigte sich eine Reaktion, mit der er gerechnet haben mußte - die Stelle, auf die er seinen Finger gedrückt hatte, verfärbte sich lila.
    »Das ist die Einwirkung der Flüssigkeit auf das Wasserzeichen«, sagte Maple und probierte es noch mit einem anderen Schein. Wieder zeigte sich die gleiche Verfärbung.
    Als er alle Banknoten untersucht hatte, breitete er sie auf dem Tisch aus. Ein Teil hatte sich verfärbt, ein Teil nicht.
    »Verstehen Sie?« rief er dann stolz. »Das ist meine Entdeckung, Mr. Gold … Die Flüssigkeit hat die Eigenschaft, das Wasserzeichen der gefälschten Banknoten zu verfärben.« Er kicherte leise. »In jeder Bank, in jedem Geschäft Amerikas wird eine Zeitlang so ein Schälchen stehen müssen, mit dessen Hilfe man jede Fälschung sofort kenntlich machen kann.«
    Gold erkannte sogleich die Bedeutung von Maples Entdeckung. Die Methode war ein wenig umständlich, aber wirksam. Und man würde in Kürze jede falsche Note identifizieren können.
    »Geben Sie mir das Rezept Ihrer Wundertinktur - es muß sofort an die zuständigen Stellen weitergeleitet werden!« sagte er eifrig.
    »Nicht so hastig, lassen Sie mir Zeit bis heute abend. Dies hier ist das erste Resultat meiner Versuche, ich muß jetzt das Rezept noch genau ausarbeiten.«
    Gold sah auf seine Uhr. Er hätte gern gewartet, bis es soweit war. Jetzt sah er das Ende der Fälscherbande vor sich und ärgerte sich über jeden Zeitverlust.
    »Ich fahre gleich zum Konsulat. Wann soll ich zurückkommen?«
    »Gegen neun Uhr«, sagte Maple. Verity war bei dieser Unterredung nicht dabei gewesen. Gold sah sie im Vorbeigehen durch die offene Wohnzimmertür. Sie stand am Fenster und blickte hinaus.
    »Ich möchte gern noch kurz mit Ihrer Nichte sprechen«, sagte er zu Maple.
    Sie drehte sich um, als er eintrat.
    »Wie ich höre, haben Sie Ihre Stelle bei Helder wieder aufgegeben?«
    »Ja, ich bin weggegangen.«
    Er wartete, ob sie ihm mehr erzählen würde.
    »Bitte, sprechen wir nicht mehr darüber«, bat sie.
    »Hm!« meinte Gold. »Es tut mir leid, daß ich Ihnen geraten habe, zu ihm zu gehen.«
    Er verließ das Haus und ging zur Peckham Rye Station.
    Seine Laune hatte sich sichtlich gebessert, und er schritt aus wie jemand, der keine Sorgen kennt. Er merkte nicht, daß ihm zwei Männer folgten, die ihn beobachteten, bis er den Bahnhof betrat und sich auf dem Bahnsteig unter die Wartenden mengte.
    Gegen halb neun Uhr abends machte sich Wentworth Gold wieder auf den Weg nach Peckham. Auf dem Bahnsteig der Victoria Station traf er Verity Maple, die den gleichen Zug benutzen wollte.
    »Fein, daß ich Sie

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