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006 - Die Schuld des Anderen

006 - Die Schuld des Anderen

Titel: 006 - Die Schuld des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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treffe!« sagte er. »Aber ich verspreche Ihnen, nicht mehr über Helder zu reden - ich weiß einiges über ihn und kann mir vorstellen, daß er Sie belästigt hat.«
    »Es scheint mein Schicksal zu sein, von allen möglichen Leuten belästigt zu werden«, erwiderte sie mit einem schwachen Lächeln.
    »Warum, was ist denn passiert?« fragte er, als sie zusammen in einem Abteil saßen.
    »Um sechs Uhr abends erhielt ich ein Telegramm mit der Aufforderung, sofort nach London zu kommen.«
    Sie nahm ein Telegrammformular aus ihrer Handtasche und gab es ihm.
    Gold las: ›Ich muß Sie sofort sprechen.‹ Den unterzeichneten Namen kannte er nicht.
    »Wer hat es geschickt?«
    »Der Nachlaßverwalter Lord Dellboroughs. Ich dachte natürlich, daß man von mir, als der früheren Sekretärin des Lords, eine Auskunft haben wollte. Aber ich fuhr ganz umsonst hin.«
    »Warum das?«
    Sie faltete das Formular wieder zusammen und steckte es in ihre Tasche zurück.
    »Man hatte gar nicht nach mir verlangt. Der Nachlaßverwalter wußte nichts von dem Telegramm.«
    »Verdammt!« stieß Gold hervor.
    Da stimmte doch etwas nicht… Aus irgendeinem Grund hatte sie jemand von zu Hause fortgelockt.
    Sobald der Zug in den Bahnhof eingefahren war, sprang er heraus, half Verity vom Trittbrett und lief mit ihr zum nächsten Taxistand.
    »Crystal Palace Road - fahren Sie so schnell wie möglich!«
    Verity sah ihn erstaunt an.
    »Warum … ?«
    »Oh, nichts…«
    Der Wagen bremste vor dem Haus, und Gold stieg aus. Er nahm sich kaum Zeit, dem Mädchen herauszuhelfen. Dem Chauffeur drückte er ein Geldstück in die Hand und lief zur Haustür.
    »Warten Sie hier -«, rief er Verity über die Schulter zu, »geben Sie mir den Schlüssel!«
    Sie gab ihm den Schlüssel und blieb stehen. Er öffnete und verschwand im dunklen Hausgang - sie hatte gerade noch gesehen, wie er eine Pistole zog.
    Gold tastete sich den finsteren Gang entlang, bis er an die Küchentür stieß. Er drückte auf die Klinke und versuchte zu öffnen - doch irgend etwas setzte ihm Widerstand entgegen. Mit aller Kraft stemmte er sich gegen die Tür, bis sie langsam nachgab.
    Er fand den Lichtschalter und übersah gleich darauf die Situation - Maple lag betrunken am Boden, und eine leere Whiskyflasche erklärte seinen Zustand unmißverständ lich.
    Gold lief zum Tisch.
    Das Schälchen war verschwunden, ebenso die Banknoten, mit denen Maple experimentiert hatte.
    Gold fluchte zusammenhanglos. Genau das war es, was er befürchtet hatte!
    Er versuchte, Maple aufzuheben, aber das war zwecklos. Der Mann hing so schlaff in seinen Armen wie ein Mehlsack. Ärgerlich ging er zu dem Mädchen zurück, das ihn ängstlich ansah.
    »Ihrem Onkel geht es nicht gut - haben Sie Freunde, zu denen ich Sie bringen kann?«
    Es war nicht nötig, ihr zu erklären, was mit ihrem Onkel los war. Sie hatte ähnliche Situationen schon oft genug erlebt.
    »Ich - ich habe ein paar Bekannte in der Stadt…« flüsterte sie.
    Er nickte, schloß die Tür und begleitete sie zum Bahnhof. Erst als er sie sicher in einem Abteil untergebracht hatte, kehrte er zu dem Haus zurück.
    Als sein Taxi in die Crystal Palace Road einbog, fuhr ein anderes Auto in entgegengesetzter Richtung schnell an ihm vorbei.
    Er erreichte das Haus, schloß wieder auf und ging hinein. Im Gang stieß er mit dem Fuß an einen Gegenstand und hob ihn auf, Es war ein feiner Stahlstichel, wie ihn Graveure verwenden.
    Gold steckte ihn in die Tasche und ging in die Küche.
    Aber die Küche war leer - Tom Maple war verschwunden.

12
    Es war neun Uhr abends, langsam legte sich die Dämmerung über das Häusergewirr Londons. Ein schlanker Mann schritt eilig durch die Little Painter Street. Vor einem alten Haus machte er halt, öffnete die Tür, trat schnell ins Treppenhaus und blieb lauschend stehen. Kein Laut war zu hören. Der Mann wußte, daß der Hausmeister um diese Zeit nicht da war.
    Er zögerte noch ein wenig, dann lief er rasch die Treppe hinauf, bis er zu der Tür mit der Aufschrift ›Willetts‹ kam. Er öffnete und trat ein.
    Hastig setzte er sich an den Tisch, zog ein paar unbeschriebene Briefblätter aus seiner Brusttasche und begann zu schreiben.
    Fast eine Stunde lang schrieb er und hielt nur einmal inne, um sich eine Zigarette anzustecken. Er war darauf bedacht, die Asche vorsichtig in den Papierkorb abzustreifen. Als er zu Ende geraucht hatte, warf er den Stummel durch das offene Fenster in den Hof.
    Er beschrieb einige Blätter. Als er

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