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006 - Die Schuld des Anderen

006 - Die Schuld des Anderen

Titel: 006 - Die Schuld des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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bedenken Sie immer, daß ich nichts von Ihnen verlange, was gegen die Gesetze verstößt. Weder Sie noch die Mannschaft brauchen sich die geringste Sorge zumachen.«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    »Legen Sie dieses Geld in Ihren Safe.« Bell zog das Banknotenpaket aus seiner Tasche. »Es reicht einige Zeit für alle Ausgaben und Löhne.«
    Sie stiegen wieder ins Boot hinunter, und Bell ließ sich an Land rudern.

10
    Helder klingelte, und Verity, die gerade einen Artikel ins Englische übersetzte, unterbrach ein wenig ungehalten ihre Arbeit und ging in sein Büro hinüber. Er hatte sie an diesem Tag schon zweimal gerufen und war jedesmal sehr liebenswürdig zu ihr gewesen.
    Als sie eintrat, blätterte er in einem Prospekt für Druckereimaschinen.
    »Ach, Miss Maple -«, sagte er freundlich, »ich habe nach Ihnen geklingelt, um Ihnen zu sagen, daß ich sehr zufrieden mit Ihrer Arbeit bin.«
    Vor drei Tagen erst hatte sie die Stelle angetreten, und deshalb ärgerte sie sich über dieses voreilige Lob.
    »Nehmen Sie doch bitte Platz …« Er legte den Prospekt beiseite. »Ich habe einiges mit Ihnen zu besprechen.«
    »Danke, ich bleibe lieber stehen«, erwiderte sie.
    »Wie Sie wünschen. Es stört Sie doch nicht, wenn ich sitzen bleibe? Also - erstens möchte ich Ihnen sagen, daß ich Ihnen statt der vereinbarten drei Pfund wöchentlich vier Pfund zahlen werde.«
    »Ich glaube, Sie zahlen mir genug für meine Arbeit. Es gibt ja nicht viel zu tun.«
    »Mit der Zeit wird es mehr Arbeit geben. Es ist nur im Augenblick etwas still. Übrigens - Sie sind doch die Nichte einer in Fachkreisen sehr berühmten Persönlichkeit?«
    Sie wurde rot.
    »Ich meine das nicht ironisch«, beteuerte er schnell. »Thomas Maple hat tatsächlich einen außerordentlichen Ruf. Soviel ich weiß, hat er die neuen österreichischen Banknoten graviert.« »Ich weiß wenig über die Geschäfte meines Onkels -«, antwortete sie, »nur so viel, daß er früher Platten für Banknoten graviert hat.«
    »Früher?«
    »Er lebt jetzt ganz zurückgezogen. Aber wenn es ihnen nichts ausmacht, Mr. Helder, möchte ich lieber nicht über meinen Onkel sprechen.«
    Er lächelte wohlwollend.
    »Meine liebe Miss Maple, ich wollte mich nicht in Ihre Privatangelegenheiten einmischen, aber interessante Leute beschäftigen mich nun einmal.«
    Er schaute sie an. Sie war wirklich außerordentlich hübsch, und er betrachtete es als einen persönlichen Erfolg, daß er sie für sein Büro hatte gewinnen können.
    »Ich werde Sie Verity nennen -«, sagte er plötzlich.
    Sie wurde rot und sah zur Seite.
    Er ging auf sie zu und legte ihr seine Hände auf die Schultern, während sie ihn starr vor Schrecken anblickte.
    »Verity, wir müssen gute Freunde werden …«
    Bevor sie eine abwehrende Bewegung machen konnte, legte er den Arm um sie. Sie stieß einen Schrei aus und riß sich los.
    »Seien Sie doch ruhig!« flüsterte er aufgeregt.
    Ohne ein Wort rannte sie zur Tür, doch bevor sie sie aufreißen konnte, hatte er sie eingeholt und gepackt.
    »Lassen Sie sich ja nicht einfallen, irgend jemandem etwas zu erzählen - auch Ihrem Onkel nicht! Verstehen Sie mich?« Er schüttelte sie wild hin und her. »Und morgen früh kommen Sie wie gewöhnlich hierher. Wenn Sie es nicht tun, werde ich Sie finden - und dann … Ich brauche nur gewisse Dinge zu erzählen.«
    »Lassen Sie mich gehen!« bat sie leise.
    Er riß sie wieder an sich. Es war ihm anzusehen, daß er nicht mehr wußte, was er tat.
    Sie schrie so laut sie konnte - in diesem Augenblick flog mit einem Ruck die Tür auf, und Comstock Bell kam herein.
    Helder ließ Verity sofort los. Er war jetzt so blaß wie sie und zitterte an allen Gliedern. Mit einem Blick überflog Bell die Szene.
    »Das dumme Ding hat sich mir in die Arme geworfen«, begann Helder keuchend. »Wirklich …«
    Bell sah von ihm zu Verity hinüber, die totenbleich und mit geschlossenen Augen an der Wand lehnte.
    »Helder, Sie sind ein dreckiges Schwein - glauben Sie vielleicht, Sie könnten mich hinters Licht führen? Sie haben sich wie ein Schuft benommen, und das sind Sie ja schließlich auch! Jeder weiß das.«
    Verity öffnete die Augen und sah ihn an. Einen Augenblick begegneten sich ihre Blicke, dann schwankte sie und taumelte einige Schritte auf ihn zu. Bell fing sie auf, führte sie ins Nebenzimmer und setzte sie in einen Sessel. Sie dankte ihm leise für seine Hilfe. Er schaute sie interessiert an.
    »Erholen Sie sich hier ein wenig«, sagte er

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