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006 - Die Schuld des Anderen

006 - Die Schuld des Anderen

Titel: 006 - Die Schuld des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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er sich an die anderen Fahrgäste.
    »Diese Dame ist bestohlen worden«, sagte er im Amtston. »Ich bin Sergeant Halstead von Scotland Yard. Der Dame fehlen ein Geldbeutel und ein Scheckbuch -ich muß die Anwesenden bitten, sich entweder gleich hier durchsuchen zu lassen, oder aber mich zur nächsten Polizeiwache zu begleiten.«
    Helder war zuerst nur ärgerlich, aber bald mischte sich in seinen Ärger Bestürzung. Die anderen unterzogen sich willig einer raschen Durchsuchung, bis nur noch Helder und Brown übrigblieben.
    »Ich weigere mich ganz entschieden, Sie in meinen Taschen herumkramen zu lassen!« erklärte Helder energisch. Der Beamte wandte sich achselzuckend an Brown. »Rühren Sie mich nicht an!« rief Tiger.
    »Schön, dann bleibt mir nichts anderes, als Sie festzunehmen.« Fünf Minuten später befanden sich die beiden in Begleitung der Kriminalbeamten in einem Taxi, das sie zur nächsten Polizeiwache brachte. Unterwegs fluchte und schimpfte Helder fürchterlich.
    Die Durchsuchung der Leute im Aufzug war nur ganz oberflächlich gewesen - diese beiden Männer aber wurden jetzt gründlich vorgenommen. Man prüfte ihre Brieftaschen, und Helder stellte mit Schrecken fest, daß die Fünfzigdollarnoten eingehend betrachtet wurden.
    »Es tut mir leid, meine Herren …« sagte der Beamte, als er seine Arbeit beendet hatte und die Sachen zurückgab.
    Helder äußerte sich sehr unfreundlich über die Fähigkeiten der Londoner Polizei.
    »Sie werden noch von mir hören!« zischte er.
    »Es ist Ihre eigene Schuld«, antwortete der Beamte unbeirrt. »Jemand wurde bestohlen, und Sie weigerten sich, eine Durchsuchung vornehmen zu lassen. Was hätten wir sonst tun sollen?«
    Helder gab keine Antwort. Er verließ rasch mit Brown das Büro und eilte die Treppen hinunter. Plötzlich hielt er inne. Unten promenierte, eine Zigarre im Mund, Wentworth Gold auf und ab.
    »Hallo, Helder!« begrüßte er seinen düster dreinschauenden Landsmann mit einem unschuldigen Lächeln. »Ich bin anscheinend zu spät gekommen - man telefonierte mir, daß Sie verhaftet worden seien, und ich kam hierher, um die Sache richtigzustellen.«
    »So!« fauchte Helder. »Ich habe die Angelegenheit ohne Ihre Hilfe selbst schon richtiggestellt. Es wird Sie vielleicht interessieren, daß man nichts bei mir fand.« Gold zog die Augenbrauen hoch. »Was sollte man denn finden?« fragte er.
    Helder erwiderte nichts. Er drehte sich um und ging eilig mit seinem Begleiter weg. Jetzt erst durchschaute er das ganze Manöver - ein vorgetäuschter Dieb stahl und ein Kriminalbeamter, der wie zufällig anwesend war, um ihn zu durchsuchen.
    Es wurde ihm ein wenig ungemütlich bei dem Gedanken, daß noch gestern einige Banknoten bei ihm gefunden worden wären … Er hatte einen Bekannten auf der Redaktion des ›Post Journal‹, den er bitten wollte, die Geschichte von der Verhaftung und der ungerechtfertigten Durchsuchung zu veröffentlichen.
    Golds Laune am nächsten Morgen war ausgesprochen schlecht, als er den Artikel über »Belästigung von Amerikanern« und über »ungewöhnliche polizeiliche Maßnahmen« las.
    Scotland Yard würde das nicht angenehm sein. Die Leute dort waren überempfindlich gegen alles, was ein schlechtes Licht auf ihre Diskretion und Unparteilichkeit warf. Sie hatten erst nach einigem Widerstand eingewilligt, ihm bei seiner Aktion zu helfen, und würden gewiß Schwierigkeiten machen, wenn er das nächstemal ihre Hilfe brauchte.
    Aber dann zuckte er die Schultern. Er hatte das Spiel gewagt und verloren - doch sicherlich nicht endgültig.

14
    Comstock Bell legte die Zeitung, in der er gelesen hatte, hin und nahm den Brief vom Tisch, der von Mrs. Granger Collak aus Neapel gekommen war. Beim Gedanken an sie mußte er lächeln. Es klopfte. Parker kam herein. »Miss Maple möchte Sie sprechen«, meldete er. Comstock erhob sich und ging ihr entgegen. Sie sah leidend aus und hatte verweinte Augen.
    »Ich bin froh, daß Sie gekommen sind«, sagte er. »Darf ich fragen, was für Pläne Sie haben?«
    »Ich weiß nicht, was ich machen soll«, erwiderte sie. »Mr. Gold war so liebenswürdig, mir etwas Geld zu leihen - er glaubt, daß sich seine Regierung für meinen Onkel einsetzen wird.« Bell lächelte.
    »Nun, ja - doch seine Regierung ist auch die meine!« Sie sah ihn überrascht an. »Sie sind auch Amerikaner?«
    »Natürlich. Dachten Sie, jeder Amerikaner trage einen Cowboyhut?«
    Er lachte, brach aber ab, als er ihr trauriges Gesicht sah.

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