0061 - Kino des Schreckens
ein Gerät, das an einen übergroßen Krug erinnerte. Er war schwarz in der Grundfarbe, doch wenn man näher herantrat, sah man die gräßlichen grünen Fratzen schimmern, die auf die Seiten des Krugs gemalt waren.
Die Öffnung war groß genug, damit auch ein Mensch hindurchpaßte. Aus ihr strömten grüne Dämpfe, die über der Öffnung zerfaserten und sich im Raum verteilten, wobei sie einen penetrant süßlichen Geruch verströmten. Er erinnerte Shao an den Nebelgeruch, den sie im Kino wahrgenommen hatte.
Das Monster mit dem Zyklopenauge bückte sich, streckte die Arme aus und hob Shao hoch.
Wieder wehrte sich die Chinesin. Sie drosch ihre Fäuste gegen den riesigen grauen Leib, doch es war wie bei einem Kampf zwischen Maus und Elefant. Shao konnte nicht gewinnen.
Sie verlor den Boden unter den Füßen, wurde gedreht und schwebte im nächsten Augenblick über der Öffnung des Krugs.
Der Nebel traf sie jetzt konzentriert. Die Dämpfe raubten ihr den Atem, ließen sie schwindeln.
Die anderen Zwerge stimmten ein widerliches Gelächter an. Plötzlich hörte Shao ihre Stimmen.
»Die letzte… die letzte… Belphegor wartet, wir kommen… die letzte ist da…«
Das Monster ließ sie los.
Shao rutschte in die Öffnung. Sie merkte kaum, daß sie mit den Füßen aufprallte, so sehr hatte der Nebel bereits ihr Bewußtsein geschwächt und ihre Sinne getrübt.
Shao schaute aus der Öffnung. Sekundenlang stand sie ganz still.
Dann aber begann das Kribbeln an ihren Beinen. Tausend Finger schienen über die Haut zu streichen, sie zu massieren und gleichzeitig zusammenzupressen.
Shao verdrehte die Augen. Das Weiße trat hervor, ihr Blick wurde starr.
Die Magie begann zu wirken.
Shao wurde von Sekunde zu Sekunde kleiner. Ihr Kopf verschwand in der Öffnung. Die Chinesin war dabei, eine Zwergin zu werden…
***
Suko und mich hielt nichts mehr auf unseren Plätzen. Das Mädchen hatte uns den Weg gewiesen.
Jetzt wollten wir den Turm stürmen.
Aber da waren noch die gefährlichen Vögel. Sie sahen ihren Herrn in Gefahr, stürzten sich von den Rändern der Türme herab und griffen uns an.
Drei Gegner – wir waren zwei.
»Auseinander!« schrie ich Suko zu, und wir spritzten nach verschiedenen Seiten weg.
Im Sturzflug schossen die Biester heran, wie schon beim ersten Angriff.
Und dann teilten sie sich, wischten nach drei Seiten auseinander und bildeten eine regelrechte Angriffsformation.
Suko und ich gaben Fersengeld.
Wir hetzten jeder auf zwei verschiedene Türme zu und warfen uns durch die offenen Eingänge.
Ich fiel dabei zu Boden, kam aber gut auf und rollte mich über die Schulter ab.
Dabei spürte ich noch den Luftzug, so dicht wischten die Vögel an mir vorbei, denn zwei von den Biestern hatten es auf mich abgesehen. Ich kreiselte herum und zielte nach draußen. Ein Vogel hockte auf dem Boden.
Ich feuerte.
Die Kugel stieß ihn zurück. Er schlug noch ein paarmal mit den Flügeln und verging.
Einen halben Schritt traute ich mich weiter vor. Draußen hörte ich das Krächzen der Killer-Vögel. Im Moment hatten sie sich im toten Winkel verzogen, dann aber wischte ein Schatten am Eingang vorbei.
Ich drückte ab, fehlte, da der Vogel zu schnell war.
Warum griff Suko nicht ein? Ich wunderte mich, denn normalerweise hätte er schon längst schießen müssen.
Zeit, um mir darüber lange Gedanken zu machen, hatte ich nicht. Auf allen vieren kroch ich voran, bis ich den Ausgang erreicht hatte. Vorsichtig warf ich einen Blick nach links und den nächsten nach rechts.
Nichts zu sehen.
Die Vögel hatten sich versteckt.
Sie befanden sich in einer besseren Lage, konnten in die Luft steigen und sich vor meinen forschenden Blicken verbergen.
Ich hatte in den letzten Sekunden keine Gelegenheit gehabt, mich im Innern des Turms umzusehen, alles war viel zu schnell gegangen, obwohl ich mir die Zeit hätte nehmen müssen, denn für dieses Versäumnis bekam ich prompt die Quittung.
Plötzlich hörte ich hinter mir ein Schaben.
Gefahr!
Gelegenheit mich herumzuwerfen, bekam ich nicht mehr. Etwas sprang mich an. Ich wurde nach vorn katapultiert und spürte einen heißen, widerlichen Atem in meinem Nacken.
Wie ein Betrunkener stolperte ich nach draußen, versuchte, den Fall noch abzufangen, glitt aber aus und fiel hin.
Diese Chance nutzten die Vögel.
Urplötzlich waren sie da.
Einen Yard über den Boden zischten sie heran, und wie zwei Pfeile rasten sie auf mich zu.
Im nächsten Moment hörte ich Sukos
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