0063 - Geschäft mit der Angst
die Maschinenpistolen hinter der Bordwand versteckten, als sie uns kommen sahen.
»Gentlemen, ich wünsche Ihnen noch gute Fahrt!«, sagte Kennedy, als wir am Fuß des Steges angekommen waren.
Wir schüttelten kräftig seine dargebotene Hand und stiegen an Bord. Es war mittlerweile so dunkel geworden, dass wir die Umrisse der Häuser kaum noch erkennen konnten.
***
»Schnell!«, zischte ich. »Ihr holt mich gegen Mitternacht hier wieder ab, wenn es zu machen ist, klar?«
Carman nickte, während ich mich wieder über die Bordwand zurück und gegen den Landungssteg rollen ließ. Ich fand Halt im Gestänge über dem Schwimmer - niemand konnte es von den Häusern aus beobachtet haben. Der Kutter trieb ein paar Meter ab, dann brummte der Motor auf, und die Lichter entfernten sich in Richtung auf den Kanal zwischen den nächsten beiden Inseln.
Ich blickte eine Weile hinterher, dann wurde mir die Stellung zu ungemütlich, und ich ließ mich unter den Steg auf den stählernen Schwimmkörper fallen. Nur wenige Zentimeter unter mir klatschte das Wasser, und als ich mich bewegte, geriet der ganze Anlegesteg in Schwingungen.
Von den Häusern her schimmerte Licht aus den Fenstern. Ob dieser Kennedy Verdacht geschöpft hat? Eigentlich war das kaum möglich.
Aber ich hatte Verdacht geschöpft!
Movus heißt nun einmal nicht »Möwe« und das sollte zumindest ein Biologieprofessor wissen. Und dann war es ja kaum denkbar, dass Lieutenant Carman nichts darüber wusste, dass sich in seinem Gebiet eine Forschungsgruppe eingerichtet hatte.
Zwei weitere Fenster leuchteten auf, und ich nahm an, dass dort in den Häusern das normale Leben wieder so begann, wie es bei unserer Ankunft unterbrochen worden war.
Mich interessierte vor allem das Haus, das etwas abseitsstand und die Funkstation beherbergte. Von dort waren aller Wahrscheinlichkeit die Signal gekommen, und wenn Mr. Gillis recht hatte, muss heute Abend gegen 22.00 Uhr von dort wieder gefunkt werden.
Ich hielt mittlerweile meine Zeit für gekommen, von diesem unbequemen Schwimmer zu weichen, und zog mich an den Streben des Steges hoch. Ein paarmal rutschte ich ab, dann hatte ich ihn erreicht und huschte gebückt über die Bohlen an Land.
Sobald ich den Kies des festen Bodens unter meinen Füßen spürte, bog ich in der fast undurchdringlichen Finsternis nach rechts ab und warf mich nach der Flutlinie nieder.
Ich lag auf harten Kieseln und zwischen verkrüppelten Sträuchern. Hinter mir schlug die Brandung an den Strand, und vor mir leuchteten die hellen Fenster der Blockhäuser. Ich beschloss, noch eine halbe Stunde zu warten, sicherheitshalber, und dann wie Lederstrumpf auf Erkundung anzuschleichen.
Der Zeiger auf meiner Uhr kreiste viel zu langsam. Ob ich mir wohl eine Zigarette erlauben durfte?
Mich lockte das Wagnis, und so steckte ich mir eine unter der Jacke an und zog den Rauch genießerisch ein.
Drüben war eben eines der Fenster dunkel geworden. Wollten sie schon zu Bett gehen? Da war doch noch eine Funkstunde vorgesehen, oder nicht?
Schon wurde das zweite Fenster des Hauses dunkel, aber bald darauf öffnete sich eine Tür, und jemand mit einer Lampe trat heraus.
Der helle Schein huschte über die halbe Insel und blieb an dem Flugzeug eine Weile hängen. Dann wurde die Lampe gesenkt und beleuchtete nur noch den Weg zum anderen Haus, wo noch Licht war. Auch dort ging bald die Tür auf und warf einen weiten Lichtschein in die Finsternis. Ich sah, wie jemand eintrat, dann ging die Tür wieder zu und alles war dunkel bis auf das Fenster.
Ich drückte meine Zigarette aus und stand auf. Vorher hatte ich mich vergewissert, dass der Himmel über der See auch nicht heller war, um eventuell als Hintergrund für meinen schönen Schattenriss zu dienen.
Dann schlenderte ich langsam am Strand entlang, in weitem Bogen auf die Hütte mit dem Antennenmast los.
Der Boden war ziemlich eben, und ich brauchte eigentlich gar nicht die Füße so hoch zu heben - aber was man halt gelernt hat, geht einem in Fleisch und Blut über.
Ich erreichte die Hütte, trat lautlos an die den anderen Häusern abgewandte Wand und legte mein Ohr an die Bretter. Drinnen war kein Laut zu vernehmen und nur, wenn man ganz genau hinhörte, vernahm man ein leises, gleichmäßiges Summen. Das konnte von einem Transformator herrühren, und ich fragte mich in diesem Augenblick, woher die Inselbewohner wohl ihren Strom bekamen! Ob sie im Keller eines der Häuser einen Generator stehen hatten? Und ob das
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