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0064 - Die Mühle der Toten

0064 - Die Mühle der Toten

Titel: 0064 - Die Mühle der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Martier im Hotel auf ihn wartete.
    Zamorra hatte das Zimmer der beiden Mädchen mit Bannsprüchen und magischen Zeichen abgesichert. Er hielt es für seine Pflicht, auf dem Friedhof nach den Toten zu sehen, die Opfer Beau Gunods geworden waren. Außerdem hatte er ein ungutes Gefühl.
    Die Schatten zwischen den Grabsteinen schienen sich zu bewegen.
    Ein Käuzchen schrie. Dumpf und unheimlich hallte der Laut von einer hohen Ulme über den Friedhof.
    »Donnerwetter, Zamorra«, sagte Bill Fleming. »Hier könnte man eine ausgezeichnete Gruselfilmszene drehen.«
    Der gute Bill versuchte, in jeder Situation den Humor zu bewahren.
    »Hoffen wir, daß es keine Life-Sendung wird«, meinte Zamorra.
    Sie kamen zu der Friedhofskapelle und der Leichenhalle. Die Tür war nicht verschlossen. Geruch nach Chemikalien und der Gestank des Untoten schlugen den beiden Männern entgegen. Zamorra betrat die Leichenkammer und knipste das Licht an.
    Der Sarg stand noch auf dem breiten Metalltisch mit den Flüssigkeitshähnen und den Abtropfrillen über dem Rost. Er war leer.
    Das Gummilaken in der Ecke, das Raoul Morgands entstellten Körper bedeckt hatte, lag auf dem Boden.
    Auch Morgand war verschwunden. Zamorra schaute in die drei Nebenräume. Von Roger Defils ebenfalls keine Spur. Ein höhnisches Lachen ertönte draußen vor der Leichenhalle. Ein geisterhaftes Licht leuchtete und drang durch die Fenster ein.
    »Was hat das zu bedeuten?« fragte Bill Fleming.
    »Wir haben es mit drei Untoten zu tun«, antwortete Zamorra. »Mit einem Trio des Dämons. Mit dem Buckligen, dem Gefolterten und dem Gehenkten. Sie lauern hier auf dem Friedhof auf uns, und nach Beau Gunods Willen sollen sie uns nicht mehr lebendig weglassen.«
    »Bist du sicher, Zamorra?«
    Der Professor nickte. Er zog einen silbernen Dolch aus dem Hosenbund hervor.
    »Den habe ich für alle Fälle mitgenommen. Da, Bill, nimm ihn.«
    »Und du hast keine Waffe?«
    »Ich habe mein Amulett. Am besten, wir gehen hinaus, da haben wir mehr Bewegungsfreiheit. Daß Beau Gunod selbst auf uns wartet, glaube ich nicht. Nur seine drei Kreaturen.«
    Bill Fleming wurde so bleich wie ein Laken.
    »Und wenn er nun die Toten in den Gräbern belebt? Wenn sie alle über uns herfallen?«
    »Wir werden es erleben«, sagte Zamorra.
    ***
    Nicole Duval und Paulette Martier saßen in Nicoles Zimmer zusammen. Zu Abend gegessen hatten sie bereits. Die beiden Mädchen unterhielten sich, wobei sie sich bemühten, die unheimlichen Vorkommnisse nicht zu erwähnen.
    Paulette erzählte von ihrem Soziologiestudium, von ihrem Freundeskreis in Paris.
    »Ich wohne mit einem jungen Mann zusammen«, sagte sie. »Einem Medizinstudenten namens Philippe Cure. Vielleicht heiraten wir, wenn wir unser Studium beendet haben. Wir wissen es noch nicht genau.«
    Nicole nickte. Solche Verhältnisse waren in der heutigen Zeit an der Tagesordnung. Auch Nicole hatte ihre Erfahrungen gesammelt, konzentrierte sich jetzt aber völlig auf die Arbeit bei Professor Zamorra. Und auf ihn selbst.
    Nicole Duval war verliebt in ihren Chef. Manchmal bedauerte sie es, daß er nicht ein wenig leichtlebiger war und in bezug auf sie feste Prinzipien hatte. Andererseits fand sie es wieder gut.
    Und sie glaubte nicht, daß die professoralen Prinzipien auf die Dauer ihrem Charme und ihren Reizen widerstehen würden.
    »Weißt du irgend etwas über deine Vorfahrin Yvette Garascon?« fragte Nicole.
    Paulette Martier schüttelte den Kopf.
    »Nicht das geringste. Weißt du vielleicht etwas über deine Vorfahren? In der Regel können nur adlige oder besonders prominente Familien ihren Stammbaum solange zurückverfolgen. Die meisten von uns wissen nicht, ob sie einen Halsabschneider oder wer weiß was unter ihren Vorfahren hatten, und das ist wohl auch gut so.«
    Da mußte Nicole zustimmen.
    »Es gibt merkwürdige Sachen auf diesem Gebiet«, sagte Nicole.
    »Ein entfernter Onkel von mir erfuhr von einem Erbforscher, daß er in indirekter Linie mit dem Sonnenkönig Ludwig der XIV. verwandt ist. Er legte sich königliche Manieren zu, stand über dem Alltag und verlangte schließlich sogar von seinen Freunden und Bekannten, ihn mit Exzellenz anzureden.«
    »Und?«
    »Eines Tages erfuhr er, daß es außer ihm noch etwa fünfunddrei- ßigtausend andere Leute gibt, die sich derselben Abstammung rühmen dürften, wenn sie wollten. Im Lauf der Jahrhunderte hat sich ein stattlicher Klüngel zusammengeläppert. Den guten Onkel verdroß das so, daß er in eine andere

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