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0064 - Die Mühle der Toten

0064 - Die Mühle der Toten

Titel: 0064 - Die Mühle der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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spüre, wie meine Seele mehr und mehr dem Teufel verfällt. Ich will nur eines: ein Ende meiner Qualen und Erlösung.«
    Zamorra wußte, daß der Untote nur die ewige Ruhe finden konnte, wenn der Teufelspakt nicht erfüllt wurde. Dann hatte die Hölle kein Anrecht auf Armand Garascons Seele, die zwar für ihre Taten büßen mußte, aber doch gute Chancen hatte.
    Zamorra hatte viele Religionen und Arten des Glaubens kennengelernt. Er wußte, daß es ein Fortleben nach dem Tod gab und daß es sich dabei auswirkte, ob ein Mensch ein gutes oder ein schlechtes Leben geführt hatte.
    »Sind Paulette Martier und Roger Defils die Nachkommen von Yvette und Martin, ihrem Liebhaber?« fragte Zamorra.
    Roger Defils mußte in einem der Nebenräume liegen. Zamorra hatte ihn nicht selber hergebracht.
    »Ja«, sagte der Untote. »Yvette und Martin wurden damals nicht glücklich. Sie trennten sich bald, und beide starben eines frühen Todes. Aber sie hinterließen Kinder. Es gibt noch weitere Nachkommen von ihnen. Doch diese beiden sind dazu ausersehen, die Rollen von Yvette und Martin zu spielen bei der teuflischen Farce des Dä- mons.«
    »Dann will ich nur noch eines wissen«, sagte Zamorra. »Wie kann ich Beau Gunods Zauber brechen und ihn vernichten? Wie, Armand Garascon?«
    Das Gesicht des Untoten verzerrte sich. Er stieß ein schauerliches Heulen aus.
    »Beau Gunod! Luzifer! Ich darf es nicht sagen, darf es nicht!«
    »Du weißt es also, weil du schon halb im Totenreich lebst. Sprich, Garascon! Ich befehle es dir! Ich, Zamorra, der Träger des magischen Talismans, der Meister des Übersinnlichen, will es!«
    »Nein, nein!«
    Ein Kampf, ausgetragen auf geistiger Ebene, tobte. Eine starke magische Kraft hinderte den Untoten daran, dieses letzte Geheimnis preiszugeben. Beau Gunod hatte vorgesorgt. Zamorras Wille, verstärkt durch das Amulett, wollte diese Kraft durch Hypnose bezwingen.
    »Beau Gunod«, schrie der Untote. »Er spürt… weiß …«
    »Rede, Garascon!«
    »Feuer«, stieß die bleiche Schauergestalt im Sarg hervor. »Magisches Feuer. Die Geistermühle… ist der Kern. Wendet … magisches Feuer …«
    Er bäumte sich auf, zuckte wie unter heftigen Stromstößen und stieß einen hallenden Schrei aus. Seine bleiche Zunge trat hervor, die Augen rollten nach oben. Der Untote sank in seinen Sarg zurück und rührte sich nicht mehr.
    Zamorra wischte sich den Schweiß von der Stirn und steckte das Amulett weg.
    »Beau Gunod hat ihn aus dem Verkehr gezogen«, sagte er. »Jetzt brauche ich erst einmal eine Zigarette.«
    Diese profanen Worte sagten Bill Fleming, daß es vorbei war. Die Spannung wich von Zamorra. Er trat aus der Leichenhalle und ließ sich draußen von Bill einen Glimmstengel geben. Zamorra rauchte wenig.
    Aber ab und zu brauchte er ein Stäbchen zum Entspannen. Die Sonne schien, und Vögel zwitscherten auf dem Friedhof. Zamorra war es, als sei er in eine ganz andere Welt gekommen, und auch Bill Fleming ging es so. Beide Männer atmeten ein paarmal tief durch, ehe sie ihre Zigaretten ansteckten.
    Bill Fleming wollte gerade eine Frage wegen des magischen Feuers stellen. Da bremste ein Wagen vor dem Friedhof. Man hörte eine Autotür zuschlagen, und gleich darauf stürmte der beleibte Bürgermeister Brissac auf den Friedhof.
    Er sah Zamorra und Bill Fleming stehen.
    »Professor Zamorra!« schrie er. »Kommen Sie schnell! Ihre Assistentin ist von dem verrückten Maurice Mouriat angefallen worden!«
    ***
    Es ging Nicole Duval schon besser, als Zamorra und Bill Fleming eintrafen. Ein paar Männer und Leute vom Personal des Gasthaushotels ›Grappe blanc‹ standen im Korridor und im Zimmer. Nicole stand am Fenster und massierte ihren Hals, an dem man deutlich die Abdrücke von Mouriats Fingern sah.
    Paulette Martier trug einen Hausmantel über dem Schlafanzug. Sie saß auf einem Stuhl neben dem Ofen. Eine dreiviertelvolle Wasserflasche, an der ein wenig Blut klebte, stand am Boden.
    Die Tür war aufgebrochen worden.
    Zamorra und Bill hatten von dem Bürgermeister schon erfahren, was geschehen war. Paulette Martier hatte Maurice Mouriat im letzten Augenblick mit der Wasserflasche, die neben ihrem Bett gestanden hatte, von hinten niedergeschlagen.
    Der Verrückte, den man am späten Vormittag freigelassen hatte, weil er sich vernünftig gab, befand sich gefesselt in der Arrestzelle.
    »Wie geht es dir, Nicole?« fragte Zamorra besorgt.
    Nicole lächelte schon wieder.
    »Halb so schlimm, Chef. Es ist nichts passiert.

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