0066 - Wächter der Verbannten
halben Stunde vor der Stadt erschienen sei und die Waffen niedergelegt habe.
Chellish kehrte nach geraumer Zeit wieder zurück und berichtete, daß man Mullons Bedingungen erfüllen werde.
Eine halbe Stunde später war Greenwich befreit. Die letzten Schutztruppenleute, die sich mit ihren Gewehren auf den Weg zum vereinbarten Ort machten, wurden von den Städtern, ungeachtet der Gefahr, die den Unbewaffneten drohte, zum Ort hinausgetrieben.
Am Tage danach wurden auch Pashen und seine Leute, unter denen inzwischen Hollanders langen Ausbleibens wegen beträchtliche Verwirrung eingetreten war, festgenommen. Pashen selbst war der einzige, der sich wehrte. Dabei wurde er verwundet.
Mullon hatte die Hügelstellung mit nur zehn Mann genommen. Die meiste Arbeit hatten die Zwerge geleistet, die, inzwischen zum Fuß ihres Hügels zurückgekehrt, in den entscheidenden Augenblicken die Waffen davonschweben ließen, so, daß Pashens Leute fast wehrlos waren.
Schub für Schub wurden die Gefangenen mit dem Hubschrauber nach Greenwich transportiert. Die Volksversammlung war inzwischen zusammengetreten und bemühte sich, ein Urteil über die Verschwörer zu fällen.
Bei dem letzten Transport, den Mullon flog, befand sich übrigens auch der kleine Mungo, der bei Hollanders Gefangennahme in höchster Not ausgerissen und erst nach Stunden wieder zurückgekehrt war.
Bei der Verhandlung gegen Hollander prallten die Meinungen in der Frage, was mit Hollander geschehen solle, hart aufeinander. Niemand hatte die Absicht, dem Verschwörer sein Los zu erleichtern, aber eine beträchtliche Anzahl Stimmberechtigter lehnte die Todesstrafe ab und betrachtete sie, weil sie auf der Erde längst abgeschafft worden war, als einen Rückfall in die Barbarei.
Da sprach O'Bannon ein gewichtiges Wort. „Warum, frage ich euch, haben sie die Todesstrafe auf der Erde abgeschafft?" rief er zornentbrannt.
„Weil die Todesstrafe von allem Anfang nur dazu diente, die Umwelt vor dem Verbrecher zu schützen. Und weil auf der Erde längst Wege gefunden worden sind, diesen Schutz auf andere Weise zu realisieren. Ein Verbannter kann niemand mehr gefährlich werden, und in den modernen Zuchthäusern kann man Schwerverbrecher ohne das geringste Risiko bis zum Lebensende hinter Gittern halten. Was aber können wir? Wir können weder verbannen, noch haben wir ein Gewahrsam, das sicher genug ist. Für uns gilt wieder das alte Argument, daß derjenige mit dem Tode zu bestrafen ist, der eine tödliche Gefahr für seine Umgebung darstellt und nicht mit Sicherheit dieser Umgebung gegenüber abgesperrt werden kann. Ich bin dafür, daß Hollander für seine unseligen Taten mit dem Tode zu büßen hat!"
Nach diesem kurzen und unkomplizierten Plädoyer gab es eine Abstimmung, in der sich dreiundsechzig Prozent der Stimmberechtigten für O'Bannons Antrag entschieden.
Hollander wurde Gelegenheit gegeben, sich zu verteidigen. Er nutzte sie jedoch nicht. Er schwieg, und das Urteil wurde vollstreckt.
Die Zahl seiner Gefolgsleute war zu groß, als, daß man sie alle in das Wrack der ADVENTUROUS hätte sperren können. Der Verlust an Arbeitskraft hätte den Gewinn an Sicherheit bei weitem übertroffen. Also entschied man, Hollanders Anhänger zu einem Arbeitstrupp zusammenzufassen, in dem sie unter der Aufsicht Bewaffneter zwei Jahre lang Strafarbeit zu leisten hatten.
Damit war der „Fall Hollander" erledigt. Für die Geschichte der Kolonie Gray Beast hatte er große Bedeutung. Man hatte begriffen, daß die Tatsache der gemeinsamen Verbannung allein nicht ausreichte, um aus allen Menschen anständige Bürger zu machen. Die Freiheit war etwas, das man sorgsam hüten mußte, sonst ging sie verloren.
*
In den darauffolgenden Wochen beschäftigte sich die Volksversammlung damit, wie das Verhältnis zwischen den Kolonisten einer- und den Mungos und den Blauen Zwergen andererseits zu regeln sei.
Mullon meinte, man müsse den Zwergen für ihre tatkräftige Hilfe danken und den Mungos für die Strapazen, die sie unter Hollander hatten erdulden müssen, eine Art Schmerzensgeld geben. Die Volksversammlung erklärte sich bereit, den Zwergen einen der Generatoren zur Verfügung zu stellen, die zur Ersatzausrüstung der ADVENTUROUS gehört hatten, damit sie mit der Stromerzeugung durch altmodische Influenzmaschinen nicht mehr so viel Mühe hatten.
Den Mungos wurde überlassen, sich aus einem Haufen von bunten, aber nutzlosen Dingen auszusuchen, was ihnen gefiel. Ihre
Weitere Kostenlose Bücher