0067 - Zwischen 1000 Tonnen Dynamit
aufmerksam zugehört, und als Coalster jetzt eine kleine Pause machte, erkundigte sich Phil: »Was für eine Firma ist es eigentlich? Was produziert sie?«
Die Antwort bestand aus einem einzigen Wort, das uns aber gespannt auf horchen ließ. Coalster erwiderte nämlich: »Dynamit. Die Firma stellt ausschließlich Dynamit her!«
»Also eine Dynamitfabrik«, wiederholte ich nachdenklich. »Schön, und was ist in dieser gefährlichen Firma aufgefallen?«
Coalster zuckte die Achseln. »Ich habe keine Beweise dafür, denn wir haben keine gründliche Prüfung, sondern nur eine der bei der Steuerfahndung üblichen Stichproben gemacht. Wenn mich mein Eindruck nicht trügt, fehlen in dieser Fabrik einige Kilogramm Dynamit.«
»Wieso fehlen?« fragte Phil.
Coalster hob die breiten Hände, indem er die Arme ausbreitete. »Jede Fabrik hat nicht nur über ihre gelieferten Rohstoffe, sondern natürlich auch über ihre Produktionskapazität laufend Buch zu führen. Rechtmäßig darf die Firma kein Gramm Dynamit hersteilen, ohne daß es nicht in den Büchern erscheint.«
Ich nickte. »Das ist mir klar und ich finde, es ist selbstverständlich. Aber wieso kommen Sie zu dem Verdacht, es fehlte Sprengstoff?«
Coalster holte eine Akte aus seinem mittleren Schreibtischfach.
»Der Gliederung des Betriebes entsprechend hatten wir fünf Beamte zur Stichprüfung hingeschickt. Einen für die Buchhaltung, einen für das Auslieferungslager, den dritten für die Produktion, den vierten für die Anlieferung der Rohstoffe und den fünften in die Personalabteilung zur Überprüfung der Lohnsteuerabrechnungen und so weiter. Jeder dieser Beamten fertigte einen Bericht Über seine Prüfung an. Diese Berichte wurden mir vorgelegt. Ich verglich sie.«
»Und dabei stellten Sie Unstimmigkeiten fest?« fragte ich.
Coalster nickte. »Yeah. Laut Bericht des Beamten, der die Produktion überprüfte, wurden im vergangenen Monat 16 000 Kilo Dynamit hergestellt. Aus den anderen Berichten ergibt sich aber, daß davon 11 240 Kilo an die Bergwerksgesellschaften von Mittel- und Südwest-Pennsylvania geliefert wurden. Mithin hätte die Zunahme auf dem Lager 3760 Kilogramm betragen müssen.«
»Das ist logisch«, nickte Phil. »Was nicht verkauft wurde, muß auf dem Lager erscheinen.«
»Eben!« rief Coalster aus. »Auf dem Lager ist aber nur eine Zunahme von 3740 Kilo eingetragen worden. Also fehlen 20 Kilogramm Dynamit.«
Phil stieß einen leisen Pfiff aus. »20 Kilo hochexplosives Dynamit!« wiederholte ich erschrocken. »Damit kann verdammt viel Unheil angerichtet werden.«
»Das dachte ich auch«, meinte Coalster ernst. »Und deswegen bat ich Sie zu dieser Unterredung.«
»Das war richtig von Ihnen«, sagte ich. »Dieser Sache muß nachgegangen werden. Vielleicht ist es nur irgendeine falsche Buchung, aber es muß klargestellt werden. 20 Kilo Dynamit reichen für eine verdammt gefährliche Explosion aus. Bevor wir uns um die Sache an Ort und Stelle kümmern, könnten Sie uns etwas über die Firma und ihren Besitzer erzählen. Sie wissen doch sicher einiges auf Grund der Steuerveranlagungen?«
Coalster nickte wieder. »Was wollen Sie wissen?«
»Könnte es sein, daß die Firma in Zahlungsschwierigkeiten geraten ist?«
»Nein. Das ist ganz ausgeschlossen. Es ist ein solides Unternehmen, das monatlich mit absoluter Sicherheit hübsche Gewinnziffern hervorbringt.«
»Der Betrieb befindet sich ausschließlich in den Händen dieses eingebürgerten Tschechen?«
»Ja. Gregor Haskvich ist Alleinbesitzer. Er hat zwar einen Stiefbruder, aber da die Firma nicht auf dem Erbweg in Haskvichs Besitz gekommen ist, sondern er sie selbst aufgebaut hat, bestehen für den Stiefbruder keine Ansprüche auf die Firma.«
»Aber der Stiefbruder steckt irgendwie mit im Geschäft?«
»O ja. Istar Haskvich - das ist der Stiefbruder - scheint das Vertrauen seines Halbbruders zu genießen. Er ist als Betriebsleiter tätig.«
»Wie sieht es mit den privaten Familienverhältnissen aus?«
»Gregor, als der Firmenbesitzer, ist verheiratet mit einer hübschen jungen Amerikanerin, namens Joan. Aus der Ehe ging ein Kind hervor, das George getauft wurde nach dem Vater der Mutter. Istar, also der Stiefbruder, ist unverheiratet. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen.«
»Das genügt auch fürs erste. Um auf die Firma zurückzukommen: Sie glauben, daß es sich um ein solides Unternehmen handelt?«
»Ja, unbedingt. Wenn die Firma in Schwierigkeiten wäre, hätten wir es zuerst
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