0067 - Zwischenspiel auf Siliko V
dürfte damit alles getan sein. Erbitte Erwiderung über Kanal F-0775. Ende!"
Ein leichtes Lächeln flog über Thoras Gesicht. Sie freute sich über die Wachsamkeit der terranischen Raumüberwachung, nur gab sie sich einem Irrtum hin, weil sie annahm, daß derartige Einmischungen schon des öfteren vorgekommen waren. Und die Raumüberwachung der Terra-Garnison beging den Fehler, Oberst Julian Tifflor von diesem Vorfall nicht zu unterrichten!
Da krächzte wieder eine Stimme aus ihrem Empfänger. „Sollen wir Sie über Leitstrahl hereinholen?"
In Thora wurde der Stolz der Arkoniden wach. Sie, die Kommandantin des letzten Arkon-Expeditionsschiffes, sollte nicht in der Lage sein, diese kleine Gazelle sicher auf dem vorgeschriebenen Platz zu landen? Und unbewußt, zum größten Teil aus der Erregung heraus, erwiderte sie im besten Hocharkonidisch: „Danke, ich fliege mein Schiff selbst ein!"
Aber Thora hatte schon seit langer Zeit kein Raumboot mehr geflogen und wenn ihr auch jeder Griff vertraut war, so mußte sie sich jetzt doch stark konzentrieren - und sie war glücklich darüber.
Für Minuten hämmerten ihre Gedanken nicht mehr ununterbrochen den Namen ihres Sohnes: Thomas Cardif!
Und dann tauchten in der Ferne die Umrisse der Garnison auf. Rechts davon lag der Raumhafen. Mehrere Leichte Kreuzer in ihrer typischen Kugelform markierten ihn. Nun erkannte Thora auch drei Gazellen-Gruppen, die an der anderen Seite des Platzes lagen, nun den Wagen, der in rasender Fahrt über den Platz der Stelle zujagte, auf der sie landen sollte.
Weich, elegant, gekonnt setzte Thora ihre Gazelle auf. Sie desaktivierte die Schutzfelder, ließ durch Hebeldruck am Steuerpult die Hauptschleuse sich öffnen und die Rampe ausfahren. Als das Kontrollsignal ihr bestätigte, daß der Weg nach draußen für sie offen war schaltete sie im Schiff alles auf null.
Doch sie erhob sich noch nicht. Blicklos starrte sie auf die Instrumente. Ihr geistiges Auge sah einen jungen Mann - Thomas - und noch heute würde sie ihm gegenüberstehen, aber nicht mehr als Thora, First Lady des Solaren Imperiums, sondern als Mutter!
Sie wußte nicht, wie unsagbar schön sie mit dem mütterlichen Lächeln auf dem Gesicht wirkte. Dieses Lächeln blieb auch als sie am Fuß der Rampe Julian Tifflor erkannte. Ja, sie freute sich, ihn wiederzusehen.
Sie sah darüber hinweg, daß er sie als Frau des Administrators mit militärischer Ehrenbezeigung grüßen wollte. Thora nahm einfach seine Hand und sagte mit einer entwaffnenden Herzlichkeit: „Tiff, wie freue ich mich, daß Sie mir als erster auf Rusuf begegnen!"
Und Tiff - Oberst Julian Tifflor - der mittlerweile achtzig Jahre alt war und trotzdem noch immer wie ein junger Mann in der Blüte seines Lebens wirkte - Tiff wurde rot. Er hatte gefühlt, daß Thoras impulsive Begrüßung aus ehrlichem Herzen kam, und er hatte zugleich erkannt, wie schwer die Aufgabe war, die der Chef ihm übertragen hatte.
Als sie im Wagen der Garnison zufuhren, plauderten sie über alltägliche Dinge, bis Oberst Tifflor sich entschuldigte, im Hotel für Thora noch kein Appartement reserviert zu haben. „Wir sind auf solch hohen Besuch hier noch nicht eingerichtet, Frau Thora."
„Ach, Tiff", lachte sie. Die fiebernde Erwartung, gleich Thomas zu sehen, zeigte ihr alles andere in rosigsten Farben. „Ich brauche ein Zimmer, mehr nicht. Ich bin doch nicht offiziell hier. Gibt es in der Garnison keine Möglichkeit, mir ein Zimmer einzurichten?"
Mit erstaunlicher Bereitwilligkeit bejahte Oberst Tifflor ihre Frage. Er verstieg sich sogar zu der Behauptung, das Wohnen in der Garnison sei angenehmer als im Hotel. Zu jeder anderen Zeit hätte Thora den Oberst mißtrauisch gemustert und kühl gefragt, was er mit seiner Offerte beabsichtigte, aber jetzt war sie nur Mutter, die gekommen war, um sich ihrem Sohn als Mutter zu offenbaren.
Der Wagen hielt vor dem schmucklosen Zweckbau, in dem die Garnisonsverwaltung untergebracht war. Oberst Tifflor reichte Thora die Hand beim Aussteigen. Hinter der Wache passierten sie den langen Gang, verließen ihn, um einen großräumig angelegten Park zu betreten, an dessen Ende ein Bungalow lag.
„Tiff", sagte sie überrascht, als sie in jedem Raum des Bungalows Arbeitsroboter hantieren sah, „Sie haben ja doch Vorkehrungen zu meinem Besuch getroffen!"
„Nun", erwiderte Tifflor, „meine gesamten Vorkehrungen bestanden darin, daß ich auf dem Weg zum Wagen, der mich zum Raumhafen bringen sollte, der
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