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0068 - Die Geisternacht

0068 - Die Geisternacht

Titel: 0068 - Die Geisternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Gedränge eine bestimmte Person auszumachen. Zamorra gelang es dennoch.
    Halb von einem mit historischen Relieffiguren verzierten Stützpfeiler verborgen, entdeckte er ein bekanntes Gesicht.
    Das Gesicht des Mannes, der ihm am Nachmittag gegenüber dem Straßencafe in der Altstadt aufgefallen war.
    Und er erkannte noch mehr!
    Der Mann hatte wieder diesen bewussten Gegenstand in der.
    Hand. Es war ein kleiner, ellipsenförmiger Spiegel, wie er jetzt sah.
    Aber diesmal blitzte er nicht, und auch die am Nachmittag beobachteten Rauchwölkchen waren nicht existent. Eigenartig stumpf wirkte das Glas, viel stumpfer als ein Spiegel normalerweise zu wirken pflegte.
    Wie Schuppen fiel es Zamorra von den Augen. Auch er kannte sich ein bisschen in Nahuatl aus, der Sprache der alten Azteken.
    Tezcatlipoca!
    Wenn er sich nicht allzu sehr irrte, dann hieß das soviel wie ›Rauchender Spiegel‹.
    Dieses Ding, das der Mann hinter der Säule in der Hand hielt, war eine magische Waffe. Eine Waffe, die von seinem Amulett zur Wirkungslosigkeit verurteilt wurde.
    Der Mann schien mittlerweile ebenfalls bemerkt zu haben, dass sein teuflisches Werkzeug Zamorra nichts anhaben konnte. Ärger überschattete sein scharfgeschnittenes Gesicht, das auf verblüffende Weise den erhalten gebliebenen Abbildungen der alten Azteken ähnelte. Und nicht nur Ärger war in seinen Gesichtszügen zu lesen. Da war mehr – Enttäuschung, ja vielleicht so etwas wie Furcht.
    Zamorras Blicke trafen sich mit denen des Indianers. Sein Eindruck bestätigte sich. Kein Zweifel – die Feststellung, dass sein rauchender Spiegel nicht so funktionierte, wie er sich das wohl vorgestellt hatte, traf ihn tief.
    Der Professor gab sich einen Ruck und setzte sich wieder in Bewegung. Er musste diesen Menschen haben!
    Von den Umstehenden hatte niemand das stumme Duell mitbekommen, denn es waren kaum mehr als zwei, drei Sekunden vergangen, seit Zamorra seinen Widersacher ins Visier genommen hatte. Mit schnellen Schritten, fast laufend, eilte er zu der Säule hinüber.
    Bill blieb an seiner Seite.
    »Der Kerl da – das ist der Killer!« Der Professor zeigte auf den Mann, der jetzt seine Position hinter dem verzierten Pfeiler aufgegeben hatte und in langen Sätzen in die Hotelhalle lief.
    Die Hotelgäste, die nun doch bemerkt hatten, dass irgend etwas vorging, blieben stehen und starrten verwundert drein.
    Der flüchtige Indianer war jetzt fast am Portal, während die Verfolger gerade die Rezeption passierten. Die beiden Hotelangestellten hinter dem Empfang standen sprachlos und mit offenem Mund da.
    Bill hatte mittlerweile einen kleinen Vorsprung vor Zamorra gewonnen. Der Flüchtige streckte die Hand nach der Drehtür aus, die hinaus auf die Straße führte. Bevor er hindurchtrat, drehte er sich noch einmal um.
    Der Spiegel blinkte in seiner Hand.
    Zamorra handelte schneller als der Blitz. Und das war in diesem Zusammenhang durchaus wörtlich zu nehmen.
    Er duckte sich und machte einen gewaltigen Satz nach vorne. Seine ausgestreckten Arme packten den Freund an den Oberschenkeln und rissen ihn zu Boden. Keinen Sekundenbruchteil zu früh.
    Rötliches Feuer zuckte aus der Spiegelfläche. Die Attacke hatte Bill gegolten, der nicht durch das Amulett geschützt war. Fraglos wäre er dem mörderischen Strahl erlegen. So jedoch zischte dieser über ihn hinweg und verflüchtigte sich im Nichts.
    Der Amerikaner stieß einen Laut des Unmuts aus. Und der war auch berechtigt. Der Indianer hatte das Handgemenge der beiden Freunde genutzt und war durch die Drehtür gehuscht.
    Als sich Zamorra wieder aufgerappelt hatte und ebenfalls hinaus auf die Straße trat, war von dem Kerl nichts mehr zu sehen. Er war im Gewühl des Fußgänger- und Straßenverkehrs untergetaucht. So sehr der Professor – und etwas später auch Bill – ihre Augen strapazierten, sie konnten ihn nirgendwo ausfindig machen.
    Verärgert kehrten sie in die Halle zurück. Zamorra ging sofort zum Empfang.
    »Dieser Mann, der hier gerade… Na, Sie wissen schon! Kennen Sie ihn? Handelt es sich um einen Hotelgast?«
    Die Antwort, die ihm das glutäugige Girl hinter der Rezeption leicht verstört gab, entsprach seinen Erwartungen: Der Mann war unbekannt, wohnte mit Sicherheit nicht im Hotel.
    Damit blieb eigentlich nur die Schlussfolgerung, dass der Mann mit dem rauchenden Spiegel ihn nach der Szene im Straßencafe nicht aus den Augen gelassen, sondern zielstrebig verfolgt hatte.
    Die große Frage war nur: Warum?
    Zamorra war sich

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