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0068 - Die Geisternacht

0068 - Die Geisternacht

Titel: 0068 - Die Geisternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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gab.
    Der Professor ahnte, was der Indianer beabsichtigte. Er hatte gemerkt, dass weder er selbst, noch sein Raubtier gegen das Amulett gefeit waren. Deshalb wollte er sich an die schutzlose Frau halten, die seinen magischen Künsten keinen Widerstand entgegensetzen konnte.
    Nicole schrie auf. Verständlich, denn der Jaguar stand jetzt unmittelbar vor ihr.
    Zamorra handelte ohne lange zu überlegen. Er griff nach der Silberkette, an der das Medaillon hing, und streifte sie über den Kopf.
    Dann packte er das Amulett wie einen Faustkeil und stürzte sich auf die Bestie. Hart presste er das Medaillon in die rechte Flanke des Tieres.
    Die Bestie brüllte auf und warf schmerzerfüllt den Kopf zurück.
    Dort wo das Amulett getroffen hatte färbte sich das goldfarbene Fell schwarz. Brandgeruch stieg dem Professor in die Nase.
    Wieder und wieder hieb er mit seiner magischen Waffe zu, solange bis sich der Jaguar herumwarf und Nicole den Rücken zudrehte.
    Zamorra rechnete nun mit einem erneuten Angriff auf seine Person.
    Aber dieser blieb aus.
    Der Indianer hatte sich inzwischen zum offenstehenden Fenster zurückgezogen. Heiser bellte er ein Kommando an die Adresse seines Panthers. Der war sofort an seiner Seite. Unerwartetes geschah.
    Der Jünger Tezcatlipocas schwang sich mit einer schnellen Bewegung auf den Rücken des Tieres, ganz so, wie ein Reiter in den Sattel seines Pferdes steigt. Wieder ein Kommando. Und dann bewegte sich der Jaguar mit seiner menschlichen Last auf dem Rücken hinaus auf den Balkon und setzte mit einem eleganten Sprung über das Geländer.
    Als Zamorra ebenfalls auf dem Balkon erschien und nach unten blickte, konnte er gerade noch sehen, wie das seltsame Gespann hinter einer Buschgruppe verschwand.
    Kopfschüttelnd kehrte er ins Zimmer zurück und kümmerte sich um Nicole.
    ***
    Die Stadt Sacromonte steht auf historischem Grund. Damals, als die Azteken herrschten, hieß die Stadt Amecameca und gehörte zum Staatenbund der Chalca, mit denen die Azteken lange Jahre erbitterte Kriege führten. Heute zeugen nur noch einige Tempelruinen in der Nähe von der Vergangenheit. Eine Tradition hat sich jedoch bis heute bewahrt: Der berühmte Markt, dessen malerische Pracht und vielfältiges Drumherum eine echte Touristenattraktion darstellt.
    Zamorra, Nicole und Bill Fleming hatten sich einen Leihwagen genommen und fuhren nach dem Frühstück los. Bill saß am Steuer.
    Natürlich war der unheimliche nächtliche Überfall nach wie vor Gesprächsthema Nummer eins.
    »Warum, glaubst du, hat er Nicole überfallen?«, fragte Bill.
    »Darüber kann man nur spekulieren«, antwortete Zamorra. »Ich hatte den Eindruck, dass er Nicole entführen wollte. Warum…« Er zuckte die Achseln.
    »Ich hätte da schon eine Erklärung«, meinte der Amerikaner.
    »Und zwar?«
    Bill antwortete nicht sofort. Er musste sich auf die Straße konzentrieren, auf der sich gerade ein Lastwagenfahrer einbildete, der Größte zu sein und die ganze Fahrbahn in Beschlag nahm. Wild hupend gelang es ihm schließlich, den Überholvorgang zu vollziehen.
    »Du wolltest etwas sagen«, erinnerte Zamorra. »Warum der Kerl Nicole entführen wollte.«
    »Richtig«, sagte Bill. »Unser Freund hatte erkannt, dass er dir mit seinen Tricks nicht an den Wimpern klimpern konnte. Und deshalb… Nun, ich nehme an, er wollte dich herausfordern. Vielleicht …«
    Er stockte.
    »Nun red schon weiter!«
    »Vielleicht wollte er dich locken. Nach Sacromonte zum Beispiel! Das heißt, wenn er ebenfalls dahin kommt.«
    Der Professor musste einräumen, dass diese Überlegung einiges für sich hatte. Unter Umständen mussten sie darauf gefasst sein, in Sacromonte einen heißen Empfang bereitet zu bekommen. Vielleicht wäre er besser beraten gewesen, Nicole gar nicht an diesem Trip teilnehmen zu lassen. Und in letzter Konsequenz – Bill auch nicht.
    Aber nun war es wohl für derartige Überlegungen ein bisschen zu spät. Die Stadt tauchte im Blickfeld auf.
    Nicht die Stadt an sich war imponierend. Sie wirkte in ihrem Panorama nicht anders, als zahlreiche andere mexikanische Städte auch.
    Der Hintergrund war es, der die Ansiedlung zu etwas Besonderem machte.
    Sacromonte liegt genau am Fuß der beiden Vulkane Popocatepetl und Ixtaccihuatl. Majestätisch reckten sich die Berge in die Höhe, verurteilten die menschliche Ansiedlung zur absoluten Bedeutungslosigkeit. Schroffe Felsen, gekrönt vom Mantel des ewigen Schnees, wirkten wie gewaltige Monumente, an denen der Zahn der

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