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0068 - Die Geisternacht

0068 - Die Geisternacht

Titel: 0068 - Die Geisternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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die Französin wissen.
    »Tecuhtli heißt soviel wie Herr oder auch Fürst. Im Zusammenhang mit den ersten beiden Silben würde Xamotecuhtli als so viel heißen wie Herr oder Fürst Xamo…«
    Nicole, die gerade ebenfalls aus ihrem Whiskyglas trank, verschluckte sich und fing an, fürchterlich zu husten.
    Der Professor wusste, warum ihr der Whisky sozusagen im Hals steckengeblieben war, auch er hatte die logische Schlussfolgerung aus Bill Flemings Worten gezogen.
    »Fürst Xamo… rra!«, sagte er leise.
    Der Historiker hieb mit der Faust auf den Tresen, dass der schwere Onyx-Aschenbecher hüpfte.
    »Mein Gott«, sagte er. »Natürlich – Herr Xamorra. Oder im Klartext Fürst Zamorra! Es handelt sich höchstwahrscheinlich um eine sprachliche Verballhornung deines Namens, mein Freund. Aber wieso? Woher kannte dich der Indianer? Er machte auf mich nicht unbedingt den Eindruck, als ob er eins deiner Bücher gelesen hätte.«
    »Nein, das glaube ich auch nicht«, pflichtete ihm der Professor bei.
    »Aber eins steht fest. Unter diesen Gesichtspunkten gewinnen die Worte des Mannes eine neue Bedeutung. Eine Verwechslung scheint ausgeschlossen zu sein. Er hat mich gemeint! Und er hat mich um Hilfe gebeten. Aber ich war nicht in der Lage, sie ihm zu gewähren.«
    Sinnend blickte er in sein Glas.
    Bill sagte: »Wie hat er doch gemeint? ›Nach all den Jahren bist du gekommen!‹ Sieht ja beinahe so aus, als ob er dich erwartet hätte. Das begreife ein anderer, ich nicht!«
    Zamorra begriff es auch nicht.
    Noch nicht.
    Aber er wäre nicht er selbst gewesen, wenn er nicht spätestens in diesem Augenblick den Entschluss gefasst hätte, den Dingen auf den Grund zu gehen.
    Er ließ sich von seinem Barhocker gleiten. »Entschuldigt mich einen Augenblick«, sagte er. »Ich möchte noch einmal bei der Polizei anrufen. Vielleicht hat man dort an Hand des Lederbeutels feststellen können, wer der Verbrannte war und wo er herkam.«
    Ein paar Minuten später war er wieder zurück. Nicole und Bill blickten ihm erwartungsvoll entgegen.
    »Und?«
    Der Professor kletterte wieder auf den Hocker. Er zündete sich eine Zigarette an und zog den Rauch tief in seine Lungen.
    »Gar nicht so problemlos, diese mexikanische Polizei«, erklärte er seufzend. »Die haben so getan, als sei ich ein Verschwörer, der Kaiser Maximilian wieder auf den Thron hieven will.«
    »Dann wissen sie mehr über die Angelegenheit?«, erkundigte sich Bill.
    »Nicht die Bohne. Immerhin – Namen und Domizil des Mannes haben sie mich schließlich großmütig wissen lassen. Es handelt sich um einen gewissen Pepe Chilapa aus Sacromonte.«
    »Sacramento?«
    »Nein doch. Sacramento liegt in Kalifornien. Sacromonte ist eine Kleinstadt, etwa eine halbe Autostunde von hier entfernt.«
    »Aha!« Bill lächelte. »Sehe ich es richtig, dass du einen Ausflug in diese Stadt planst?«
    Zamorra räumte ein, dass genau dies in seiner Absicht lag.
    »Heute allerdings nicht mehr«, sagte er tröstend. »Morgen ist ja auch noch ein Tag.«
    Damit war das Thema zunächst abgeschlossen. Die drei Freunde besannen sich darauf, dass sie Urlaub hatten und wandten sich angenehmeren Gesprächsstoffen zu.
    Dann wurde es Zeit für das Abendessen. Zamorra, Nicole und Bill verließen den Barraum, um in den Speisesaal hinüberzuschlendern.
    Da passierte es.
    Der Professor verspürte einen brennenden Schmerz auf der Brust.
    Ein feuriger Dolch schien sich in seinen Körper zu bohren. Die Ursache des Schmerzes war ihm sofort klar. Nicht zum ersten Mal in seinem Leben wurde er damit konfrontiert.
    Das Amulett!
    Das Amulett des Leonardo de Montagne, das in seinen Besitz übergegangen war. Er trug es auf der Brust an einer silbernen Kette.
    Leonardos Erbe war mehr als ein bloßes Symbol. In ihm schlummerten übernatürliche Kräfte, die der Macht des Bösen zu trotzen vermochten. Es war Alarmglocke und Schutzschild zugleich, entdeckte und neutralisierte Angriffe aus der Welt der Finsternis.
    Und jetzt war es aktiv geworden, hochaktiv sogar. Selten hatte Zamorra seine Wirkungsweise mit einer solchen Intensität gespürt.
    Irgend jemand führte mit den Mitteln der Schwarzen Magie einen heftigen Angriff gegen ihn, und das Amulett musste alle Kraft aufbieten, um der Attacke zu widerstehen.
    Abrupt blieb der Professor stehen und blickte sich um. Sie befanden sich in dem breiten, hohen Gang, der die Hotelhalle mit dem Speisesaal verband. Zahlreiche Menschen bevölkerten die Szene. Es war nicht einfach, in dem

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