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0069 - Das Gericht der Toten

0069 - Das Gericht der Toten

Titel: 0069 - Das Gericht der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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geschichtlich erwiesene Tatsache, daß der Nachfolger Echnatons niemand anders als Tutench-Amon war.«
    »Wirklich? Es ist aber auch eine geschichtlich erwiesene Tatsache, daß es nach dem Tod Echnatons im Reich der Ägypter drunter und rüber ging. Ein wilder Religionsstreit entstand, der das Land hart an den Rand eines Bürgerkriegs brachte. Da waren auf der einen Seite die Anhänger des neuen Gottes Aton und auf der anderen Seite die Anhänger der althergebrachten Götter. Und in diesem Durcheinander soll sich ein Priester des Gottes Ptah des Pharaonenthrones bemächtigt haben. Eben unser Freund Neferptah!«
    »Und weiter?«
    »Doch neugierig, was?«
    »Ja, ja!« sagte Bill laut.
    Der Professor sprach weiter: »Neferptah soll ein wahrer Unhold gewesen sein, ein mächtiger Magier, der sich finsterer Mächte aus der jenseitigen Welt bediente. Zwei Jahre soll er sein Terrorregime ausgeübt haben, ehe es den Amon-Priestern gelang, ihn zu überwältigen und den Weg freizumachen für Tutench-Amon.«
    »Und was ist mit Neferptah geschehen?« fragte Bill. »Immer vorausgesetzt daß deine Geschichte stimmt.«
    Zamorra machte jetzt ein ernstes Gesicht.
    »Die Amon-Priester wagten nicht, Neferptah zu töten, da sie die Rache seines Kaa fürchteten. Deshalb betäubten sie ihn nur, steckten ihn in einen Sarkophag und verbargen diesen an einem unbekannten Ort. Den Sarkophag belegten sie mit einem Bann, der es seinem Kaa nicht ermöglichen sollte, das Sarggefängnis zu verlassen. Anschließend gingen sie hin und tilgten seinen Namen in allen Urkunden und Schriften, so daß er völlig in Vergessenheit geriet. Bis zu dem Tage, an dem irgend jemand seinen Sarkophag fand und… Muß ich noch weiterreden, Bill?«
    Der Freund war blaß geworden. Unversehens machte er am Steuer einen Schlenker, der sie beinahe gegen eine Leitplanke geschleudert hätte.
    »He, he!« sagte Zamorra. »Du wirst doch als Naturwissenschaftler nicht etwa wirklich glauben, daß der mächtige Magier mehrere Jahrtausende lebend in seinem Steinsarg gelegen hat, oder?«
    Bill blickte starr gerade aus auf die Fahrbahn.
    »Natürlich nicht!« sagte er mit bemüht fester Stimme.
    Aber das Zucken um seine Mundwinkel verriet nur allzu deutlich, daß er diese Möglichkeit keineswegs von der Hand wies.
    Professor Zamorra konnte es ihm nachfühlen. Er hatte da so gewisse Ahnungen. Und diese hatte ihn noch selten getrogen.
    ***
    »So, Sie sind also der berühmte Professor Zamorra, der die Toten zum Reden bringt!«
    Zamorra begegnete diesen weitausholenden Begrüßungsworten Robert T. Seymours mit einem schlichten »Guten Tag!« Der Millionär war ihm auf den ersten Blick nicht unsympathisch, wenn er auch für seinen Geschmack viel zu dick auftrug. Das zeigte sich auch in der Art und Weise, in der er jetzt um Nicole herumscharwenzelte, als sei sie die Pharaonengattin Nofretete höchst persönlich.
    Seymour hatte sie in seinem Studio empfangen, einem großen Raum, der ganz mit Holz getäfelt war und vor echten Perserteppichen nur so überquoll. Wohlgefüllte Bücherregale zierten die Wände. Eine schwere Clubgarnitur mit Rauchtisch sowie eine voluminöse Bar vervollständigten das Bild.
    »Vielleicht vorher einen Drink, die Herrschaften? Martell, Chivas, Pommery für die Dame?«
    Der Professor und Bill begnügten sich mit einem Bourbon, während Nicole einen Cointreau wählte. Seymour selbst bediente sich aus einer großen Dose Schlitz.
    Zamorra kam ziemlich schnell zur Sache. Sofort nach dem Eintritt in die Villa des Industriellen war ihm klar geworden, daß er die Reise von Paris nicht umsonst gemacht hatte.
    Das Amulett auf seiner Brust erwärmte sich, ein untrügliches Zeichen für die Gegenwart übernatürlicher Kräfte. Der Talisman hatte einst seinem Vorfahren Leonardo de Montagne gehört und war dann in seinen Besitz übergegangen. Vom großen Magier Merlin selbst gefertigt, war das Amulett Zamorra zu einem unentbehrlichen Bundesgenossen in seinem stetigen Kampf gegen die Mächte der Finsternis geworden.
    »Haben Sie etwas dagegen, Mr. Seymour, wenn wir jetzt gleich Ihr… äh … Museum besichtigen?« fragte er.
    »Gott, Sie haben es aber eilig, Mr. Zamorra. Aber wenn Sie meinen…«
    Seymour setzte die Bierbüchse an den Mund trankt sie glucksend aus. Dann ging er zur Tür.
    »Wenn Sie mir bitte folgen würden…«
    Er führte sie durch einen langen Korridor hinaus in den Garten.
    Dort stand, im Stil einer Pagode erbaut, von blühenden Blumenbeeten und zwei

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