Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0069 - Im Halbraum lauert der Tod

Titel: 0069 - Im Halbraum lauert der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Er stand immer noch starr und nachdenklich, als Bull längst im Gang zur Schleuse verschwunden war.
    Reginald Bull hatte schon auf dem Bildschirm im Innern des Bootes gesehen, daß sie in einer Gegend notgelandet waren, die Es, das herrschende Wesen auf Wanderer, der Landschaft eines völlig fremden Planeten nachgestaltet hatte. Reginald Bull hatte niemals zuvor so eigenartige Gewächse gesehen, wie die, die rings um das Boot herum aus dem fußhohen, fleischigen Gras ragten. Aber obwohl er sie nicht kannte, beobachtete er doch an ihnen den seltsamen Effekt der Verkürzung, der anscheinend den ganzen Planeten befallen hatte und seine Geschöpfe zu grotesken Gebilden verzerrte.
    Bull trat auf ein Gewächs zu, das Ähnlichkeit mit einem irdischen Maulbeerbaum hatte. Der Hauptstamm mochte im Normalzustand kreisrund sein und einen Durchmesser von dreißig Zentimetern haben. Jetzt war er elliptisch. Die große Achse der Ellipse war nach wie vor dreißig Zentimeter lang, aber die kleine maß nur noch zwölf oder elf. Die Äste des Baumes ragten nach rechts und links weit in die Luft hinaus, aber von vorn nach hinten waren sie zu kümmerlichen Gebilden zusammengeschrumpft, die nicht einmal die Hälfte der normalen Spannweite erreichten.
    Die gleiche Erscheinung beobachtete Bull auch an anderen Dingen. Unweit der Gazelle fand er einen Stein auf dem Boden liegen, der flach wie ein Pfannkuchen war. Bull hob ihn auf und drehte ihn um einen Winkel von neunzig Grad. Dabei geschah folgendes: Die Fläche des Pfannkuchens begann zu schrumpfen, während die Ränder dicker wurden. Als die Drehung vollendet war, waren die ehemaligen Ränder zu Vorder- und Rückflächen geworden, während die ehemaligen Vorder- und Rückflächen nun die Ränder bildeten.
    Die Schrumpfung hatte also eine Vorzugsrichtung. Diese Vorzugsrichtung fiel, wie Bull rasch feststellte, mit der Nord-Süd-Achse des Planeten zusammen. Das mochte Zufall sein, aber im selben Augenblick, als Bull dies dachte, hatte er den Eindruck, als könne er die Beobachtung für seine eigenen Zwecke verwerten. Es war der Ansatz zu einer guten Idee, aber Bull, der sich immer noch spielerisch mit dem Stein beschäftigte, verlor sie im Unterbewußtsein. Als er sich fünf Minuten später zu erinnern versuchte, was für eine Idee es gewesen sei, wußte er nichts mehr davon.
    Er machte ein paar Sprechversuche mit Leutnant Tompetch. Gleich beim erstenmal merkte er, daß längst nicht alles so war wie sonst. Obwohl er höchstens fünfzig Meter vom Boot entfernt war, konnte er Tompetch nur mit Mühe verstehen, und Tompetch bestätigte ihm ebenfalls, daß die Verbindung miserabel sei. Reginald Bull trat etwas näher an die Gazelle heran, und sofort wurde die Verbindung besser. Er entfernte sich wieder ein paar Meter, dabei wurde sie schlechter und erlosch schließlich ganz, als er bis auf hundert Meter weggegangen war. Er fing an zu rechnen, weil ihn die Sache interessierte. Tompetch lieferte ihm ein paar Angaben über die aufgefangene Sendeleistung, die von einem Wattmeter am Empfänger registriert wurde. Anhand dieser Angaben fand Bull eine merkwürdige Gesetzmäßigkeit.
    Bezeichnete man die Entfernung des Senders vom Empfänger mit r, dann variierte unter normalen Umständen bei elektromagnetischen Sendern die vom Empfänger aufgesammelte Sendeleistung mit 1/r 2 .
    War der Sender vom Empfänger zwanzig Meter entfernt, dann wurde nur ein Viertel der Sendeleistung empfangen, die der Empfänger erhielt, wenn der Sender nur halb so weit, also zehn Meter, entfernt war.
    Hier verhielt es sich anders. Ein funktionaler Zusammenhang zwischen empfangener Leistung und Senderabstand war vorhanden, aber er ging mit 1/r 6 . Wurde die Entfernung verdoppelt, verringerte sich die empfangene Leistung auf ein Vierundsechzigstel. Das war verblüffend. Man konnte es nur so erklären, daß in der Luft etwas war, was die abgestrahlte Sendeenergie in sich aufsog. Das Phänomen hatte eine eigentümliche Ähnlichkeit mit dem Verschwinden der Triebwerksenergie. Reginald Bull gab sich Mühe, eine vernünftige Hypothese zu entwickeln, die diese Vorgänge beschrieb. Das mißlang ihm jedoch völlig, da er über zu wenig Informationen verfügte. Mißgelaunt machte er sich auf den Rückweg zum Boot und kam dabei an dem Maulbeerbaum vorbei, dessen Stamm inzwischen bis auf acht Zentimeter zusammengepreßt worden war.
    Er hob den Arm und sah auf das Barometer, das neben anderen Instrumenten in den Plastikstoff des

Weitere Kostenlose Bücher