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0071 - Mit der letzten Kugel

0071 - Mit der letzten Kugel

Titel: 0071 - Mit der letzten Kugel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit der letzten Kugel
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Wir wussten, dass wir nur in den ersten Stock einsteigen konnten, weil im Parterre alle Fenster mit schmiedeeisernem Gitter versehen waren.
    Am schwierigsten war es, nur am Blitzableiter hoch bis in den ersten Stock zu kommen. Mit bloßen Händen hätten wir uns wahrscheinlich an dem dünnen Blitzableiterdraht das Fleisch in Fetzen von den Händen geschnitten, aber mit den Lederhandschuhen ging es einigermaßen.
    Ich kletterte vor und kam bis an das Fenster, das wir uns auf den Fotos ausgesucht hatten. Die linke Fußspitze ruhte in einer Zierritze der Hausfassade, die rechte auf einer Haltekrampe des Blitzableiters und mit den Fingerspitzen der rechten Hand hielt ich mich an der Fensterbrüstung fest. Es war eine Haltung, die für Artisten geeignet sein mag und für Fakire, mir behagte sie überhaupt nicht. Schon nach einer halben Sekunde schmerzten mir alle Muskeln.
    Ich ballte die Faust der Linken und hieb sie kurzerhand durchs Glas des Fensters. Es klirrte ziemlich laut, aber ich hatte keine Zeit, mich länger damit aufzuhalten. Wenn ich nicht innerhalb weniger Sekunden aus meiner verdammt heiklen Stellung an der Hauswand erlöst wurde, lag ich unten auf dem Pflaster. Ich tastete nach dem Fensterriegel, konnte ihn nicht kriegen und schlug noch einen Rest Glas ein. Dann konnte ich den Riegel fassen und das Fenster aufbekommen. Aufatmend kletterte ich in den Raum hinein.
    Ich verschnaufte den Bruchteil einer Sekunde, dann ließ ich das Nylonseil hinab, das ich mitgebracht hatte. Al band den Rucksack mit dem Walkie-Talkie fest, und ich zog ihn herauf. Danach kam Al selbst.
    Stöhnend kletterte er zum Fenster herein.
    »Puh!«, flüsterte er. »Das ist eine Tour für Dschungelaffen, nicht für G-men!«
    Darin konnte man ihm nur recht geben.
    Wir knipsten unsere Taschenlampen an und leuchteten den Raum aus. Offenbar waren wir in eine Art Ankleideraum gekommen, denn außer vier in die Wände eingebauten, langen Schränken, drei großen Spiegelflächen und zwei gepolsterten Hockern gab es hier keine Möbelstücke.
    »Ankleidezimmer«, brummte Al. »Dann müsste nicht weit das Schlafzimmer sein. Dann müsste man uns aber auch gehört haben. Als du die Scheibe einschlugst, meinte ich, man müsste es bis nach Jersey City hören.«
    »Ich habe es auch gehört!«, sagte plötzlich eine Stimme, und ein Mann trat hinter der schweren Portiere hervor, die rechts in der Wand irgendeinen Durchgang verdeckte.
    Das Unangenehme an seiner Erscheinung war die großkalibrige Pistole, die er in der Hand hielt, und deren Mündung er ausgerechnet auf meine Magengegend richtete.
    »Legen Sie lieber das Geschütz beiseite«, brummte ich. »Solche Kanonen gehen meistens im verkehrten Augenblick los.«
    »Was ich keineswegs bereuen würde«, sagte der Mann.
    Wir konnten ihn nur als Schattenriss sehen, denn der Lichtkegel von Als Stabscheinwerfer riss nur ein kreisförmiges Stück rings um die Hand, die die Pistole hielt, aus der Finsternis.
    »Sind Sie Mister Harway?«, fragte ich, um zur Sache zu kommen.
    »Der bin ich. Und ihr seid Abgesandte der Kidnapper. Okay, Boys, das war eure Dummheit, dass ihr selbst kommt! Ihr werdet dieses Haus nämlich nicht mehr lebend verlassen, bevor ich nicht mein Kind wohlbehalten wieder hier im Haus habe!«
    Seiner Stimme war anzuhören, dass er keineswegs scherzte. Mir wurde recht unangenehm in der Magengegend. Was weiß man, wozu ein aufgeregter und bis an den Rand des Wahnsinns besorgter Vater imstande ist?
    »Hören Sie, Harway«, sagte ich. »Sie irren sich! Wir sind FBI-Beamte! Ich bin Jerry Cotton, New York District, das ist Al Kings, Detroit District.«
    Einen Augenblick lang schwieg die Gestalt vor uns. Dann kam seine Stimme wieder: »Zeigt eure Dienstausweise! Werft sie mir vor die Füße! Wenn ihr Waffen zieht, drücke ich sofort ab.«
    Dienstausweise! Auch das noch!
    »Wir haben die Dienstausweise nicht bei uns«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Wir mussten sie zurücklassen. Hätte uns ein Cop bei unserem Einbruch geschnappt, hätte er unsere FBI-Zugehörigkeit entweder am Prägestempel unserer Pistolen oder am Dienstausweis erkannt. Er hätte - vielleicht noch auf der Straße vor Ihrem Hause - salutiert, sich entschuldigt und uns ungehindert weitermachen lassen.«
    »Und? Das kann doch nur in Ihrer Absicht liegen, wenn Sie wirklich FBI-Beamte sind!«, höhnte der Mann vor uns.
    »Himmel, machen Sie mich nicht verrückt!«, schnaufte ich. »Wenn Ihr Haus von den Kidnappern beobachtet wird, womit wir

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