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0071 - Mit der letzten Kugel

0071 - Mit der letzten Kugel

Titel: 0071 - Mit der letzten Kugel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit der letzten Kugel
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jemand etwas davon wusste, dass es in Wahrheit G-men waren. Und endlich würde im Nachbarhaus der Harways der Neffe eines pensionierten Polizeioffiziers aus Kalifornien auftauchen. Der Neffe war natürlich in Wirklichkeit kein Neffe, sondern ein G-man. Auf diese Weise hatten wir die Einkreisung des Hauses unauffällig und doch wirksam organisiert.
    Abends gegen sieben konnten Phil und ich uns die erste Pause gönnen. Wir mieteten ein Zimmer mit Bad im Astoria, um dort abwechselnd zu schlafen. Eine kalte Dusche frischte unsere Lebensgeister wieder auf, wir rasierten uns und aßen endlich etwas. Die erste Runde eines sehr komplizierten Kampfes hatten wir hinter uns. Die langweiligste Runde zweifellos, aber sie war die Voraussetzung für alles Kommende.
    ***
    Um neun setzte ich mich mit meinem Kollegen aus Detroit in ein Nebenzimmer unseres Hauptquartiers im Waldorf Astoria und besprach den Einsatz, den ich für uns beide übrig gelassen hatte.
    Mister High hatte einen sehr guten Einfall gehabt. Er ließ zehn New Yorker G-men aus der Bereitschaft abkommandieren, um die Sicherung der Sondertagung des zivilen Verteidigungsausschusses zu übernehmen. Unsere New Yorker Kollegen standen also draußen im Korridor herum und hielten uns sämtliche Reporter vom Hals, die hinter der plötzlichen Sondertagung des Verteidigungsausschusses militärische Weltbedeutung witterte. Außerdem aber hatten wir den Vorteil, dass wir durch unsere New Yorker Kollegen in direkter Verbindung mit unserem Chef bleiben konnten.
    Wie gesagt, ich zog mich also mit einem Detroiter Kollegen in ein Nebenzimmer zurück. Den ganzen Sonntagnachmittag über waren getarnte Lieferwagen aller möglichen Firmen, die einen Sonntagsdienst unterhielten, durch die Baker Street gefahren. Hinter den Luftschlitzen in den Seitenwänden der Lieferwagen aber hatten unsere Leute gehockt mit ihren Schmalfilmkameras. Wir hatten jedes Haus, jeden Baum und jeden Mauervorsprung in der Baker Street mindestens sechsmal auf unseren Filmen.
    Diese Filme ließen wir uns Vorspielen. Sechsmal hintereinander, bis wir die Baker Street kannten, als ob wir in ihr wohnten. Durch Mikrokameras in Knopflöchern und als Armbanduhren getarnt hatten außerdem ›harmlose Spaziergänger‹, die wie alte Opas oder Kindermädchen aussahen, während sie in Wirklichkeit FBI-Beamte und -Beamtinnen waren, jeden Zoll des Harway-Hauses fotografiert. Diese Bilder waren entwickelt, vergrößert und zu einer lückenlosen Gesamtansicht des Hauses zusammengefügt worden. Wir betrachteten auch diese Aufnahme sehr gründlich und machten uns gegenseitig auf die Einzelheiten aufmerksam. Erst als wir jede Mauerritze und jede einzelne Haltekrampe des Blitzableiters genau kannten, stoppten wir die Filmvorführungen.
    »Puh«, seufzte Al Kings, mein Detroiter Kollege, »mir flimmert es vor den Augen, Cotton. Drei Stunden Film, Film und noch einmal Film! Was man als G-man alles durchmachen muss!«
    Ich grinste. Jeder von uns wusste, dass Al vor drei Wochen in Detroit in einen tollkühnen Kampf gegen vier Bankräuber verwickelt war. Sie hatten ihn krankenhausreif geschlagen, aber fragen Sie nicht, wie die Gangster aussahen. Kein einziger von ihnen konnte zum Transportwagen gehen, als die Cops von der Detroiter Stadtpolizei endlich auf der Bildfläche erschienen waren. Und nun stöhnte er über die Tatsache, dass er sich sehr unblutige Filme ansehen musste.
    »Sonst ist alles klar, Al?«, fragte ich und hielt ihm die Hand hin.
    »Alles, Jerry!«, nickte er und schlug ein. »Die Dienstausweise und unsere Pistolen lassen wir besser hier, was?«
    Ich nickte.
    »Ja, das müssen wir wohl. Ich lasse jetzt den Rest besorgen, den wir brauchen.«
    »Okay.«
    Ich ging hinaus in den Korridor. Die herumstehenden Kollegen verrieten mit keinem Wimpernzucken, dass sie mich kannten. Ich tat, als suchte ich die Toiletten auf und raunte im Vorbeigehen einem Kollegen unseres Districts zu: »Seife!«
    Er nickte unmerklich. Ich ging in die Toilette, nahm das Seifenstück vom Waschbecken und riegelte mich auf einem gewissen Örtchen ein. Dort zog ich mein Notizbuch und schrieb auf ein freies Blatt: »Zwei Paar dünne Lederhandschuhe, ein kleines, tragbares Telefon, Gegensprecher zu dem pensionierten Polizeioffizier schicken. J. C.«
    Dann riss ich das Blatt heraus und rollte es zu einem kleinen Röllchen zusammen. Danach schnitt ich mit einem Taschenmesser die Seife in zwei Teile auseinander. Ich bohrte ein kleines Loch in beide Hälften

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