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0071 - Mit der letzten Kugel

0071 - Mit der letzten Kugel

Titel: 0071 - Mit der letzten Kugel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit der letzten Kugel
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plötzlich zwei warme, kleine Arme um meinen Hals und ein heißes Kindergesicht an meiner Wange. Und der Teufel soll mich holen, wenn ich jemals in meinem Leben so glücklich war.
    Nach einer Weile ließ ich sie los. Ich legte sie noch einmal aufs Bett und massierte ihre Arme und ihre Beinchen. Wenn sie die ganzen Tage über gefesselt war, musste der Kreislauf erst angeregt werden.
    Ich war soweit, dass ich sie auf den Arm nehmen wollte. Die ganze Zeit über hatte ich sinnloses Zeug mit ihr geplappert. Was man halt spricht als Junggeselle, wenn man will, dass sich ein Kind nicht mehr fürchten soll.
    Vielleicht lag es daran, dass ich nichts gehört hatte. Vielleicht war ich auch nach der Anspannung der letzten Tage durch das glückliche Finden des Kindes in so einen Taumel geraten, dass meine Sinne einfach nicht mehr wie sonst reagierten.
    Jedenfalls wollte ich sie gerade endgültig auf meine Arme nehmen, um sie hinabzutragen, da umflutete mich auf einmal gleißendes Licht.
    »Stell das Kind runter und heb die Flossen!«, sagte eine raue Stimme.
    ***
    »Hallo, Leitstelle! Hallo, Leitstelle!«
    »Leitstelle! Bitte sprechen!«
    »Hier sind Wagen Peet 34, 23, 27,19 und 16. Wir haben uns weisungsgemäß getroffen.«
    »Gut. Welcher Wagen spricht?«
    »Peet 34.«
    »Haben Sie die Strecke abgefahren?«
    »Ja. Es gibt nur eine Abzweigung. Die führt zu irgendeinem Dorf.«
    »Dann fahrt diese Abzweigung nach. Erkundigt euch im Dorf, ob der Buick durchgekommen ist. Beeilt euch! Sofort Bescheid geben, wenn ihr etwas erfahrt!«
    »Yes, Sir!«
    Fünf Wagen mit je vier Mann Besatzung bogen in die Abzweigung. Die Reifen kreischten, als sie sich in die Kurve warfen.
    ***
    Ich fühlte, wie mir kalter Schweiß auf die Stirn trat.
    Was war ich doch für ein hundsjämmerlicher, gottverlassener Narr! Hatte ich nicht gewusst, dass die Zeit drängte? Hatte ich nicht gewusst, dass die Kidnapper jeden Augenblick hier auftauchen konnten?
    Wäre ich wenigstens allein gewesen! Aber Lisabell war ja bei mir. Sie fing an zu weinen. Sie musste die Stimmen erkannt haben.
    Ich setzte sie langsam ab. Sie klammerte sich fest an mein Hosenbein.
    »Wer bist du? Wie kommst du hierher?«, fragte die Stimme, deren Träger ich nicht erkennen konnte, weil ich in das Licht zweier Stabscheinwerfer blickte.
    Ich zuckte die Achseln.
    »Ich wollte runter ins Dorf. Da hörte ich jemand weinen. Da bin ich eben ausgestiegen und habe nachgesehen. Wie kommt denn das Kind in diese alte Bude?«
    »Das geht dich einen Dreck an! Hol das Kind!«
    Aus dem Licht vor mir löste sich zaghaft eine Gestalt und kam auf mich zu. Dadurch geriet ich etwas außerhalb der blendenden Lichtkegel.
    Als er auf zwei Schritt heran war, sprang ich vor. Lisabell fiel und fing an zu schreien. Ich hatte jetzt keine Zeit für sie.
    Der Kerl vor mir flog genau in die Taschenlampe, die der andere hielt. Ein Schuss löste sich und jemand schrie gellend.
    Dann war alles dunkel.
    Ich erwischte das Kind und riss es hinter den Kleiderschrank. Ich stellte mich davor und deckte es mit meinem Körper.
    Natürlich weinte es noch. Obgleich genau das alles sein konnte, was sich die Kidnapper nur zu wünschen brauchten. Denn es verriet genau unseren Standort.
    Und da ging der Segen auch schon los.
    Eine Serie von Schüssen ratschte in den Kleiderschrank oder an der Ecke vorbei. Ich drückte mich mitsamt dem Kind soweit wie es nur ging zurück.
    Als einen Augenblick Feuerpause war, zog ich meine Pistole.
    Ich bewegte mich millimeterweise vorwärts, auf dem Bauch kriechend. Lisabell schien reglos zu sitzen, denn ihr Weinen kam noch immer von der gleichen Stelle. Genau vor mir war ein winziges Geräusch. Dann stöhnte wieder jemand.
    Ich hielt in die Richtung und drückte zweimal ab.
    »Verflucht!«, brüllte jemand.
    Dann traf mich etwas schwer auf die Schulter. Für einen Bruchteil einer Sekunde sah ich rote Schleier, die langsam in ein gelbes Wogen übergingen.
    Als ich wieder klar war, hörte ich Lisabell schreien. Und ein dumpfes Poltern. Aber beides war außerhalb des Zimmers!
    Ich sprang auf und stolperte über etwas Weiches. Ich sprang darüber weg und suchte die Treppe. Die Schritte und Lisabells Weinen waren bereits unten im Flur zu hören.
    Ich jagte die Treppe hinab in zwei großen Sprüngen. Unten stauchte ich zusammen. Dann sah ich draußen plötzlich drei, vier, fünf Wagen von der Straße her auf das Gehöft zurasen.
    Im Licht ihrer Scheinwerfer stand Johnson.
    Das Kind hielt er wie einen Schirm

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