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0072 - Die Ruine des Hexers

0072 - Die Ruine des Hexers

Titel: 0072 - Die Ruine des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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fragte Zamorra den roten Jean. »Vorsicht ist besser.«
    »Der Magister sagt die Wahrheit«, meinten zwei oder drei von den Begleitern des roten Jean. »Wir wollen auf der Hut sein.«
    »Gut.« Der rote Jean nickte. »Was ist nun mit euch?« fragte er Zamorra. »Kommt ihr mit, oder kommt ihr nicht?«
    »Ich habe noch einige Vorbereitungen zu treffen, und dazu brauche ich bestimmte Kräuter und Essenzen von der alten Antoinette«, sagte Zamorra. »Mit dem Verbrennen der Kapelle ist der Geist des Romain Rolland noch nicht gebannt. Meine Begleiterin und ich werden später zur Kapelle gehen.«
    Der rote Jean brummte etwas Unverständliches. So ganz schmeckte es ihm nicht, er hätte Zamorra gern dabeigehabt. Aber zwingen wollte er ihn nicht.
    »Einverstanden. Aber laßt euch nicht zu lange Zeit. Der Höllenspuk muß von der Welt getilgt werden.«
    Der rote Jean und seine Männer zogen ab, mit geschulterten Gewehren, Sensen und Dreschflegeln. Ein paar Säbel funkelten im spärlichen Mond- und Sternenlicht. Die Horde verschwand im Wald. Es waren nur ein paar, die einen Umweg gemacht hatten, um ihr Mütchen an der alten buckligen Antoinette zu kühlen.
    Sie würden jetzt zur schwarzen Kapelle gehen. Die Männer, die sie beschlichen, mußten Zamorra und Nicole Duval belauschen, und alles würde sich so abspielen, wie Zamorra und Nicole es schon erlebt hatten.
    Zamorra hatte nicht die Zeit, irgendwelche Spiele zu treiben, in die Kapelle zu gehen und mit sich selbst zu reden, zum Beispiel. Außerdem war das auch nicht geschehen, wie er aus seiner Erinnerung wußte. Er spielte kurze Zeit mit dem Gedanken, was geschehen würde, wenn er trotzdem versuchte, die Kapelle zu betreten, während sein und Nicoles Gegenstück sich dort aufhielten.
    Es konnte nicht gelingen, etwas würde ihn auf- oder abhalten. Zamorra hatte vor, später den Ort aufzusuchen, an dem die schwarze Kapelle gestanden hatte. Dann, wenn sie verschwunden war. Die Restenergie wollte er benutzen, um mit Nicole in seine Zeit, in das Jahr 1977 zurückzukehren.
    Aber vorher mußte er einen Weg finden, Romain Rollands bösen Geist zu vernichten. Der Bäckermeister Martin Claireaux im Jahre 1977 und der Richter François Claireaux im Jahre 1776 sollten die letzten Opfer gewesen sein.
    ***
    Zamorra und Nicole kehrten in die baufällige Hütte zurück, wo die alte Antoinette sie schon erwartete. Jetzt wollte Zamorra nicht länger warten.
    »Also, was ist nun? Wie können wir Romain Rolland vernichten, Antoinette?«
    »Mit einer Alraune«, sagte die Alte. »Als er einmal bei mir in der Hütte war, zeigte ich ihm eine Alraunenwurzel, meinen größten Schatz und höchsten Talisman. Er zuckte zurück und erschrak furchtbar. Man hätte ihm die Alraunenwurzel in den Mund stecken müssen, als man ihn köpfte, dann hätte sein böser Geist nicht ausfahren können. Ich wollte das dem Richter sagen, aber man ließ mich nicht zu ihm. Auch jetzt könnte man noch etwas ausrichten, wenn man den Leichnam des Hexers zusammen mit der Alraunenwurzel verbrennen würde.«
    Zamorra wußte natürlich, daß der Alraune, der menschenähnlichen, äußerst seltenen Mandragora-Wurzel, übernatürliche Kräfte zugeschrieben wurden. Sie sollte Dämonen bannen, sollte dem Träger Kraft und Reichtum verleihen. Im Mittelalter und auch später noch, selbst bei Shakespeare, hatten die Kräfte der Alraune literarische Erwähnung gefunden.
    »Nachdem ich ihm die Alraune zeigte, hat Romain Rolland mich nie mehr aufgesucht«, fuhr die Alte fort. »Lieber suchte er sich seine Kräuter und die Zutaten für seine Hexertränke und -sude im Wald selber. So war ihm der Schreck in die Glieder gefahren. Die Alraune ist und war das einzige, was Romain Rolland fürchtete. Nicht einmal vor der Guillotine hat er Angst gehabt. Daß er sich zuerst derart sträubte, geschah nicht aus Angst, sondern aus seinem frevelhaften Hochmut heraus. Er hielt sich den normalen Menschen für so überlegen, daß er sich nicht von ihnen zu etwas zwingen lassen wollte. Gefangengesetzt und von denen verurteilt zu werden, die er Würmer nannte, war ihm gräßlich.«
    Zamorra brauchte diese Alraune. Nicht, um den Leichnam des Hexers damit zu verbrennen. Zamorra wollte die Wurzel mit in seine Zeit nehmen und dort Romain Rolland kraft der Magie der Alraune beschwören. Alles andere war sinnlos. In der Zeit, in der sich Zamorra jetzt befand, im Jahre 1776, konnte er die Beschwörung nicht durchführen.
    Sie dauerte zu lange. Zamorra hatte

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