Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0072 - Die Ruine des Hexers

0072 - Die Ruine des Hexers

Titel: 0072 - Die Ruine des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
Vom Netzwerk:
Feuermeeres, das die Satanskapelle völlig einhüllte, stand eine Gestalt, schwarz, körperlos, düster und drohend.
    Ein Mann in schwarzem Gewand mit einem dunklen Rückenumhang war es, ohne Kopf auf dem Rumpf. Er trug den Kopf unter dem Arm, und grinsend starrte dieser die Zuschauer an, schnitt Grimassen und fletschte die Zähne.
    Zamorra erkannte das Gesicht. Es gehörte Romain Rolland. Sein dämonischer Geist hatte von der Kapelle Besitz ergriffen. Bevor Zamorra noch etwas tun oder sagen konnte, verstummte das Zischen und Prasseln der Flammen. Das Feuer verblaßte und verschwand dann in geisterhafter Stille. Es entschwand ins Jenseits, mitsamt der Geistererscheinung, und nur ein schwarzer Brandfleck blieb auf der Lichtung zurück.
    Jean Roux und seine Männer bekreuzigten sich.
    »Romain Rolland steht mit dem Leibhaftigen im Bund«, sagte der rote Jean. »Wehe uns allen!«
    »Ich will ihn vernichten!« rief Zamorra nun. »Komm, Nicole!«
    Er sah keinen Grund, sich länger bei dem roten Jean und seinen Männern aufzuhalten. Auf dem Weg, der von der anderen Seite auf die Lichtung führte, brüllten ein paar Ochsen. Ein Gespann, das Reisigbündel hergebracht hatte, war von den Flüchtenden zurückgelassen worden.
    Zamorra war dem roten Jean und seinen Leuten immer noch nicht gewogen. Schließlich hatten sie versucht, ihn bei der Kapelle zu erschießen und dann bei lebendigem Leib zu verbrennen.
    Der rote Jean und seine Männer blieben am Waldrand zurück. Zamorra und Nicole aber betraten die Lichtung. Die Tasche mit den Kleidern aus dem 20. Jahrhundert und der Einsatzkoffer sollten in der Nähe im Versteck bleiben und vermodern.
    Und bis zum Morgen wollte er nicht warten. Zamorra brannte darauf, sich mit dem Dämon Romain Rolland zu messen. Am Rande der Brandstelle blieben der hochgewachsene Mann und das Mädchen in der Tracht des späten 18. Jahrhunderts stehen. Zamorra zog sein Amulett unter dem roten Seidenhemd hervor.
    Es strahlte silbrig, sein Glanz erhellte die Dunkelheit und umgab Zamorra und Nicole mit einer leuchtenden Aura. Der Boden war noch heiß vom Feuer. Zamorra spürte es durch die Schuhsohlen.
    Nachdem das hellodernde Feuer verschwunden war, kam es den Menschen sehr dunkel vor. Ihre Augen mußten sich erst an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnen.
    Zamorra nahm die Alraune in die linke Hand. Er hörte einen überraschten Ausruf vom Rand der Lichtung her.
    »Auf die Knie!« rief einer der Männer bei Jean Roux. »Das sind übernatürliche Wesen, die den bösen Zauber des Romain Rolland brechen wollen. Und wir haben sie vorhin bedroht und gekränkt.«
    Zamorra drehte sich um. Warum sollte er sich den Aberglauben dieser Leute nicht zunutze machen?
    »Kommt her!« rief er.
    Zögernd kamen sie, wollten niederknien.
    »Bleibt stehen!« befahl Zamorra. »Du, Jean Roux, tritt vor! Meine Begleiterin Nicole und ich, wir folgen jetzt dem Dämon Romain Rolland. Wir werden ihn vernichten, auch wenn es eine Zeitlang dauern und einige Todesopfer in Angres und Umgebung geben sollte. Rolland hat sehr, sehr viel Macht gewonnen.«
    »Ja, Herr«, sagte der rote Jean und verneigte sich demütig.
    »Denk daran, daß du die alte Antoinette schützen willst«, sagte Zamorra. »Sonst wird dich meine Strafe treffen.«
    Jean Roux warf sich auf die Erde, mit dem Gesicht auf den warmen, dampfenden Boden.
    »Bestimmt, Herr, ich schwöre es!«
    Zamorra wandte sich ab, gab Nicole einen Wink, ihm zu folgen, und ging mit ihr auf den heißen Brandfleck. Ein paar glimmende Reisigstücke lagen noch da. Im Wald brüllten die beiden Ochsen.
    Jetzt, da er in der Dunkelheit deutlicher sehen konnte, bemerkte Zamorra auf der Lichtung verstreut ein paar Dreschflegel, Mistgabeln und Säbel und sogar zwei Gewehre.
    Die Flüchtenden hatten sie in ihrem panischen Entsetzen weggeworfen, als Romain Rollands Geist sich in den Flammen manifestierte.
    Zamorra erreichte das Zentrum der Stelle, an der die Satanskapelle gestanden hatte. Ein blaues Leuchten verzehrte den silbrigen Schein, der von seinem magischen Amulett ausging, sprang auf ihn und Nicole über und hüllte sie ein wie ein Elmsfeuer.
    Nicole packte Zamorras Schulter. Sie konzentrierte sich auf ihre Zeit, auf das Jahr 1977. Eiskalter Sturm heulte, wirbelte glimmenden Reisig durch die Luft und trieb Jean Roux und die anderen schreiend in die Flucht.
    Es krachte, als wolle die Erde bersten, und dann waren Zamorra und Nicole verschwunden. Spurlos, als hätten sie nie

Weitere Kostenlose Bücher