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0073 - Gegen eine ganze Stadt

0073 - Gegen eine ganze Stadt

Titel: 0073 - Gegen eine ganze Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gegen eine ganze Stadt
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kommen. Das Mädchen ist von vierunddreißig Messerstichen getötet worden. Welcher der tödliche war, ist nicht zu sagen. Vier Stiche drangen ins Herz. Aber es ist durchaus möglich, dass es die letzten waren, die ausgeführt wurden.«
    Mich fror bei dem bloßen Gedanken.
    »Wollen Sie damit sagen«, forschte Phil mit vor Erregung heiserer Stimme, »wollen Sie damit sagen, Doc, dass das Mädchen vielleicht bei vollem Bewusstsein dreißig Messerstiche aushalten musste?«
    »Wenn sie nicht vorher besinnungslos wurde, besteht diese Möglichkeit durchaus, die Wunden sitzen zwar an schmerzhaften Stellen, aber bis auf die vier, die ich schon erwähnte, machen alle anderen den Eindruck, als hätte man absichtlich nach schmerzhaften, aber nicht tödlichen Stellen gesucht.«
    »Das soll also heißen, dass sie absichtlich gefoltert werden sollte?«
    Der Doc nickte ernst.
    »So grausam es sich anhören mag, Agent Cotton, aber ich bleibe dabei. Das Mädchen ist absichtlich gequält worden, bevor endlich der erlösende erste Stich ins Herz erfolgte.«
    Wir schwiegen. Unsere Gedanken jagten ein wenig durcheinander.
    »Wann trat der Tod ein?«
    »Gestern Abend. Oder heute sehr früh nach Mitternacht. Ich würde sagen: zwischen elf Uhr abends und ein Uhr früh.«
    »Was für Waffen?«
    »Taschenmesser.«
    Phil und ich rissen ruckartig unsere Köpfe hoch.
    »Was?«, fragten wir gleichzeitig wie aus einem Mund- »Taschenmesser. Es ist wahr. Es waren zweifellos die Klingen von Taschenmessern. Nicht sehr lang, nicht breit, einseitige Schneide.«
    Wir schluckten auch das. Anscheinend gab es hier noch mehr, was wir zu schlucken haben würden.
    »Könnte man aus dieser Tatsache schließen, dass es vielleicht halbwüchsige Burschen waren?«, fragte ich.
    »Die Möglichkeit besteht durchaus.«
    »Ein Sexualverbrechen liegt nicht vor?«
    »Nein. Bestimmt nicht.«
    »Wie viele können es gewesen sein?«
    »Auf jeden Fall mehrere. Manche Wunden unterscheiden sich ganz deutlich in der Tiefe und Breite. Eine genaue Zahl nur aufgrund der Wunden anzugeben, ist ausgeschlossen. Aber bestimmt mehrere, wie gesagt.«
    »Sonst noch etwas?«
    Der Doc zögerte.
    »Nun?«, drängte ich. »Sprechen Sie ruhig offen. Uns ist jeder kleinste Hinweis willkommen.«
    »Tja, ich weiß nicht recht«, murmelte er. »Es ist nichts als eine Vermutung, und es kann ein purer Zufall sein…«
    »Was?«
    »Dass nirgendwo eine Schlagader getroffen wurde.«
    »Wieso? Ich verstehe nicht recht?«
    »Wenn man eine Schlagader getroffen hätte, wäre sie natürlich sehr schnell verblutet.«
    »Sie schließen daraus…« Ich wagte diese unmenschliche Folgerung gar nicht auszusprechen.
    »Ja«, nickte der Doc. »Man wollte mit voller Absicht quälen. Und es muss jemand dabei gewesen sein, der etwas von der Anatomie des menschlichen Körpers versteht.«
    Phil zog die Whiskyflasche aus seiner Tasche und nahm einen kräftigen Schluck, bevor er sie mir reichte.
    Ich nahm ebenfalls einen tüchtigen Schluck. Ohne Alkohol schien man diesen Fall überhaupt nicht aushalten zu können.
    Der Doc konnte uns keine weiteren Anhaltspunkte liefern.
    Auch die Spurenspezialisten der Mordkommission nicht. Man fand zertrampeltes Gras und viele Fußspuren, die aber nicht deutlich genug waren, dass sich ein Ausgipsen gelohnt hätte. Trotz genauester Untersuchung der ganzen Umgebung war nichts Handfestes zu finden.
    Um fünf Uhr gestatteten wir das Abrücken der Mordkommission.
    Phil und ich machten uns die Mühe, selbst noch einmal den ganzen Boden abzusuchen, aber es war aussichtslos. Zerschlagen und übermüdet fuhren wir mit dem Sheriff gegen halb sieben abends zurück.
    Wir quartierten uns in der Nähe des Sheriffs ein.
    Ein mittelgutes Hotel hatte zwei nette Einzelzimmer für uns frei. Wir badeten, holten das versäumte Essen nach und legten uns gegen neun zu Bett. Uns saßen noch die Strapazen einer Zweitausend-Meilen-Reise in den Gliedern.
    ***
    Ich wurde wach, weil ich durch das offene Fenster einen Heidenradau hörte. Glas splitterte, Stimmen riefen, und dazwischen gellte das schrille Zetern einer Frau. Zuerst dachte ich, ich träumte irgendeinen Unsinn.
    Aber dann vernahm ich wieder das Schreien der Frau. Und da wusste ich, dass ich nicht träumte.
    Mit einem Satz war ich aus dem Bett und stand am offenen Fenster.
    Das Lärmen kam aus einer Seitenstraße, wenn ich recht hörte.
    Ich fuhr in die Kleidung und legte mir schnell das Schulterhalfter mit der Pistole um. Auf ein Jackett verzichtete

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