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0073 - Gegen eine ganze Stadt

0073 - Gegen eine ganze Stadt

Titel: 0073 - Gegen eine ganze Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gegen eine ganze Stadt
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Nacht.«
    Er verschwand vom Balkon.
    Okay. Wenn er es nicht anders haben wollte.
    Ich wollte jedenfalls nicht daran schuld sein, dass zwei unschuldige Menschen starben, nur weil ich zu weich war, mich einem Doktor gegenüber durchzusetzen, der die Ehrenbezeichnung Arzt überhaupt nicht verdiente.
    Ich stellte mich in Positur.
    Mit dem rechten Fuß nahm ich Maß, zog ihn zurück und trat dann zu, indem ich mein ganzes Körpergewicht in den Tritt hineinwarf.
    Das Schloss krachte, und die Haustür flog auf, dass ich beinahe hinterher gestürzt wäre.
    Mit einem Handgriff hatte ich zum Glück auch schon den Lichtschalter gefunden. Weiter hinten führte die Treppe zum Obergeschoss hinauf.
    Ich stürmte die hölzernen Stufen hinauf, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, wer vielleicht sonst noch im Haus schlafen mochte.
    Mir war überhaupt und endgültig nicht mehr nach Rücksicht zumute in dieser Stadt.
    Oben öffnete sich eine Tür. Der Doc stand in einem Hausmantel auf der Schwelle.
    »Sind Sie wahnsinnig geworden?«, bellte er mich an.
    »No«, erwiderte ich atemlos. »Ich bin G-man Jerry Cotton. Ich brauche Ihre ärztliche Hilfe, Doc!«
    »Für die Neger, nicht wahr?«
    »Allerdings. Aber…«
    »Tut mir leid, mein Lieber«, unterbrach er mich schroff. »Neger behandle ich nicht. Dafür ist dieser - dieser schwarze Arzt in Heureka zuständig. Ich habe seinen Namen vergessen.«
    Ich atmete ganz langsam aus.
    »Okay, Doc!«, sagte ich dann leise. »Und ich vergesse innerhalb einer halben Minute meine gute Erziehung und eine Menge anderer Sachen, wenn Sie nicht sofort mitkommen!«
    Er wich erschrocken zurück.
    »Wollen Sie mich bedrohen?«
    Ich zog meine Kanone aus dem Schulterhalfter und schrie wütend: »Über den Haufen schießen werde ich Sie, wenn Sie nicht augenblicklich kommen!«
    Natürlich hätte ich es nicht getan, aber mir war im Augenblick ziemlich danach zumute.
    »Ich werde mich über Sie beschweren!«
    »Mann«, lachte ich verächtlich, »wenn mein Chef die Gründe Ihrer Beschwerde erfährt, wird sie in seinen Augen für mich eine Auszeichnung sein. Und Ihnen würde diese Beschwerde Ihr Arztdiplom kosten. Noch etwas? Ich habe es nämlich verdammt eilig!«
    Ich hob die Mündung der Waffe etwas. Das machte ihn mobil.
    »Ich werde in einer Minute fertig sein!«, rief er erschrocken und hüpfte in das Zimmer zurück.
    Er brauchte fast sechs Minuten, aber ich sah, dass er vor Aufregung manches ungewollt langsam tat.
    Endlich war es soweit.
    Unterwegs versicherte er mir unaufhörlich, dass er es nur täte, weil er sich der Gewalt beugte. Ich sagte gar nichts.
    Trotz seiner Meckerei konnte er aber den Arzt nicht verhehlen. Als er erst einmal die Verletzten erblickt hatte, scheuchte er uns durch die Wohnung, dass uns heiß wurde.
    »Warmes Wasser! Heißes Wasser! Kochendes Wasser! Weiße Tücher! Besorgen Sie mir einen Topf zum Sterilisieren! Mann, stehen Sie nicht herum, besorgen Sie mir lieber aus der Apotheke mehr Mull! Nun machen Sie schon!«
    So bellte er uns eine geschlagene Stunde lang an, dann wischte er sich den Schweiß von der Stirn und murmelte: »Die beiden werden wahrscheinlich durchkommen. Ich habe mein Möglichstes getan. Aber sagen Sie mal, wer hat denn diese Bude hier so demoliert?«
    Ich sah ihm offen ins Gesicht.
    »Leute wie Sie, Doc.«
    »Wie ich? Was soll das heißen?«
    »Leute, die keine Neger mögen.«
    Er stutzte, dann rieb er sich verlegen übers Kinn.
    »Okay. Sie haben recht. Das war mir eine Lehre hier. Wenn Sie mich wieder brauchen, meine Telefonnummer ist 4506. Gute Nacht. Ich werde morgen Mittag vorbeischauen. Also heute Mittag, es ist ja schon lange nach Mitternacht.«
    Wir sahen ihn an.
    »Was ist denn los?«, rief er ungeduldig.
    »Sind Sie sicher, dass Sie vorbeikommen werden?«, fragte Holder.
    Der Arzt schüttelte unwillig den Kopf.
    »Mein lieber Holder, Sie mögen ein verdammt guter Sheriff sein, aber was im Kopf eines Arztes vorgehen muss, wenn er solches Barbarentum sieht, davon verstehen Sie herzlich wenig.«
    Er wandte sich zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um.
    »Gute Nacht, Gentlemen!«
    Wir riefen zu dritt wie aus einem Mund: »Gute Nacht, Doc!«
    ***
    Der Doc hatte dem Ehepaar eine Spritze mit einem Schlafmittel gegeben, sodass sie schon nach kurzer Zeit einschliefen, nachdem sie wieder zur Besinnung gekommen waren.
    Sheriff Holder erbot sich, die Nacht bei den Leuten zu schlafen, um sie vor eventuellen weiteren Überfällen zu bewahren.
    Vorher lasen wir auf

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