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0073 - Gegen eine ganze Stadt

0073 - Gegen eine ganze Stadt

Titel: 0073 - Gegen eine ganze Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gegen eine ganze Stadt
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ich.
    Als ich mein Zimmer verließ, tauchte Phil gerade aus seinem auf.
    »Links die Seitenstraße!«, keuchte er atemlos, während wir die Treppe hinabstürzten.
    »Ich weiß.«
    Wir durchquerten die Eingangshalle und kamen an eine verschlossene Tür. Wir sahen keinen Schlüssel.
    Mit ein paar Sätzen war ich am Anmeldepult, trommelte mit den Fäusten darauf und rief: »Hallo! Aufmachen! Hallo! Ist denn niemand im Haus? Hallo!«
    Es war sinnlos. Niemand rührte sich.
    Wir sahen uns um.
    »Die Fenster!«, rief Phil.
    Verdammt, daran hätten wir auch ein paar Sekunden früher denken können. Wir schoben uns hastig durch ein paar aufgestellte Tische und Stühle und rissen eines der Fenster nach vorn zur Straße auf.
    Wir befanden uns in einer Art Hochparterre, und der Sprung hinab zur Straße war ein Kinderspiel.
    Im Laufschritt fegten wir um die Ecke in die Seitenstraße hinein. Ganz unten am Ende der Gasse brannte eine trübe Straßenlaterne. In ihrem Lichtschein sah ich ein paar Gestalten laufen.
    Wir hetzten ihnen nach.
    »Da!«, rief Phil plötzlich und deutete auf die linke Straßenseite.
    Ich warf einen raschen Blick hinüber und zuckte zusammen.
    An einem Laternenpfahl, dessen Laterne aber nicht brannte, lehnte eine weiße Gestalt.
    Wir preschten hin.
    Weder Phil noch ich hatten die Taschenlampe eingesteckt in der Eile. Aber Phil hatte sein Feuerzeug bei sich.
    Er knipste es an.
    Es war eine Negerin, die mit einer Wäscheleine an den Laternenpfahl gefesselt war. Sie war zwischen vierzig und fünfzig Jahre alt. Aus ihrem Mundwinkel sickerte ein dünner Blutstreifen.
    Sie trug eine Art leinenes Nachthemd, das an mehreren Stellen zerrissen war.
    »Verdammte Schweinerei!«, brüllte plötzlich jemand hinter uns.
    Wir fuhren herum.
    Sheriff Holder kam herbeigehetzt. Auch er war nur notdürftig bekleidet. Aber er hatte eine Taschenlampe bei sich.
    »Hier, Sheriff!«, riefen wir. »Leuchten Sie!«
    Er leuchtete uns.
    Wir gaben uns die redlichste Mühe, so schnell wie möglich die Knoten zu lösen, weil wir auch kein Messer bei uns hatten, womit wir die Stricke hätten zerschneiden können. Die Frau regte sich überhaupt nicht, aber es kam mir nicht so vor, als ob sie tot wäre.
    Mittendrin sagte Phil plötzlich: »Holen Sie doch inzwischen schon einen Arzt, Sherriff. Das hier können wir zwei auch allein.«
    »Okay, ich kann es versuchen«, knurrte Holder und setzte sich in Trab.
    Endlich fiel der letzte Knoten.
    Ich lud mir die Frau über die Schulter. Phil leuchtete umher.
    Direkt vor dem Laternenpfahl befand sich ein kleines Juweliergeschäft. Die Schaufensterscheibe war zerschlagen.
    Auf dem Bürgersteig lagen Ringe und Uhren und Armbänder.
    Die Ladentür war völlig zersplittert. Ich drängte mich mit der Frau hindurch, während mir Phil leuchtete.
    Im Laden selbst sah es wüst aus.
    Der gläserne Ladentisch bestand nur noch aus dem Metallrahmen und einigen Splittern. Sämtliche Wandschränke waren zerschlagen.
    Mitten im Laden lag ein grauhaariger Neger, der nur mit einem Schlafanzug bekleidet war. Rings um ihn breitete sich langsam eine Blutlache aus.
    Phil hatte den Lichtschalter entdeckt und knipste die Lampen an. In der flutenden Helle sah das wüste Bild der Zerstörung noch unheimlicher aus.
    Im Hintergrund war eine Tür, die offen stand. Wir gingen hindurch und gelangten in ein Wohnzimmer, wo es nicht viel besser aussah als im Laden. Sogar einige Familienbilder hatte man von den Wänden gerissen und zerschlagen.
    Das Fernsehgerät war nur noch ein Wrack.
    Durch die nächste Tür gelangten wir ins Schlafzimmer. Die Betten waren mit Messern zerfetzt worden. Die Kleiderschranktüren standen offen.
    Mitten im Zimmer lag ein Berg von Kleidungs- und Wäschestücken. Darüber hatte man einen Eimer mit Teer ausgekippt.
    Mit dem Fuß fegte ich die zerfetzten Bettdecken beiseite und ließ die Frau vorsichtig auf die Matratzen sinken.
    »Kümmere du dich inzwischen um den Mann«, rief ich Phil zu.
    »Okay, Jerry!«
    Er lief zurück in den Laden. Ich untersuchte die Frau flüchtig. Sie hatte fast am ganzen Körper schwere Prellungen und Quetschwunden.
    Am Kopf waren vier große Beulen.
    Der Himmel mochte wissen, was man mit ihr gemacht hatte.
    Blutungen nach außen fand ich nicht. Aber sie musste irgendwo innen bluten, weil aus ihrem Mund stoßweise helles, schaumiges Blut kam.
    Verdammt, wie lange brauchte Holder denn, um einen Arzt zu holen?
    Ich konnte bei der Frau im Augenblick nichts weiter tun, denn meine

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