0074 - Die Geister-Braut
Myxin. Aber auch Asmodina, die ich zwar noch nie gesehen hatte, die mir jedoch durch Serena Kyle, einer Hexe, schon angekündigt worden war. [1]
All diese Feinde lagen auf der Lauer, und wenn ich ehrlich und realistisch darüber nachdachte, konnte ich leicht schwermütig werden. Zum Glück jedoch hatte ich mir in meinem Leben eine gesunde Portion an Optimismus bewahrt, und so überstand ich auch die manchmal depressiven Stunden.
An diesem ersten August allerdings war ich leicht sauer. Nicht wegen meines Jobs, nein, das Kantinenessen beim Yard sagte mir überhaupt nicht zu.
Und Glenda Perkins erging es ähnlich. Allerdings hatte sie mich nicht in das winzige Restaurant begleitet, weil sie im Büro bleiben wollte und ihren Joghurt aß.
Sollte sie.
Ich jedenfalls freute mich auf mein Rumpsteak.
Der Gastwirt kannte mich und hatte mir auch einen Platz ganz in der Ecke freigehalten. An der kleinen, kreisrunden Theke drängten sich die Mittagspäusler und tranken ihr dunkles Bier.
Ich hatte mir auch ein Glas Ale bestellt und wartete auf mein Essen.
Der Chef persönlich servierte.
Das Rumpsteak war zwar groß wie eine Schuhsohle, aber nicht so zäh. Auf der Oberseite schmolz die Butter, und die Pommes Frites sahen knusprig aus und rochen nicht nach verbrauchtem Fett.
Ich aß langsam und genußvoll. Mein Jackett hatte ich über die Lehne gehängt. Es war ein warmer, aber auch schwüler Tag, wie ich ihn nun gar nicht liebe. Die Sonne hing als blasser Kreis am Himmel, trotzdem waren ihre Strahlen heiß und sengend.
Gar nicht blaß war die blondhaarige Frau, die plötzlich das kleine Restaurant betrat.
Wie an der Schnur gezogen, drehten sich die Männerköpfe in ihre Richtung, doch die Blonde hatte nur Augen für mich. Lächelnd und zielstrebig steuerte sie meinen Tisch zu.
Ich ließ das Besteck sinken und erhob mich.
»Bleib ruhig sitzen«, sagte Jane Collins, pustete eine Haarsträhne aus der Stirn und nahm Platz. »Himmel, ist das heiß.«
»Möchtest du was trinken?« fragte ich.
»Ja, ein Tonic.«
Ich bestellte.
»Iß du nur weiter«, sagte Jane. »Was ich dir zu erzählen habe, kann ich hinterher auch noch berichten.«
»Okay.«
Janes Getränk kam, und ich ließ es mir schmecken. Hin und wieder beobachtete ich die blondhaarige Privatdetektivin. Sie sah wieder hervorragend aus. Jane trug eine ärmellose Leinenbluse und einen leichten Sommerrock. Die Bluse war hellrot, der Rock weiß. Eine gute Kombination, fand ich. Die Detektivin hatte ihr Haar hochgesteckt, und nur zwei geschickt gelegte Rollen berührten ihre Haut am Hals.
Ich aß alles. Sogar die Schale mit den Pommes Frites. Dann lehnte ich mich aufseufzend zurück.
»John, kannst du essen!« sagte Jane.
»Wer arbeitet muß auch satt werden«, erwiderte ich.
»Seit wann arbeitest du?«
»Keine Unterstellungen, bitte.«
Jane Collins lachte und griff nach meinen Zigaretten, die auf dem Tisch lagen. Sie bot mir ein Stäbchen an. Ich hatte das Rauchen zwar eingeschränkt, aber nach dem Essen tat eine Zigarette ganz gut.
Feuer gab ich. »So«, sagte ich, »nun mal raus mit der Sprache. Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs?«
»Es geht um eine Einladung, die wir bekommen haben.«
Ich nahm einen Schluck Bier. »Wir?«
»Kenne ich die Dame oder den Herrn?«
»Madame Altari.«
Das Bier es befand sich schon auf halbem Weg zwischen Mund und Magen wollte zurück. So sauer stieß mir die Antwort auf. »Jane, tu mir das nicht an. Nicht die.«
»Doch, John, wir gehen hin.«
»Wieso denn?« Ich dämpfte meine Stimme etwas. »Diese Frau ist eine Betrügerin, da gehe ich nicht hin.«
»Hast du Beweise?«
»Nein, aber…«
Jane lächelte. »Na bitte…«
Ich gab mich halb geschlagen. Jane Collins hatte einen umwerfenden Charme, auch die größten Zweifler damit zu überzeugen. »Okay«, sagte ich, »worum handelt es sich also?«
»Schon besser, mein lieber John. Madame Altari rief mich an. Sie sagte mir, daß sie von dir gehört habe, sich aber nicht traue, dich anzurufen. Sie ist unter anderem auch ein Medium, und während einer Sitzung tauchte ein Geist auf. Eine Frauengestalt. Mehr war nicht aus ihr herauszubekommen, aber die Frau hatte ihr gesagt, daß sie wiederkommen würde, und zwar am folgenden Tag in der Sitzung. Sie würde von einem Verbrechen berichten und uns eine Warnung zukommen lassen. Das ist alles, was ich weiß.«
»Wenig genug.«
»Sei doch nicht so voreingenommen«, warf Jane mir vor. »Ich kann mich gut an Fälle
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