0074 - Söldner des Teufels
Bisher hatte alles viel besser geklappt, als eigentlich zu erwarten gewesen war. Dennoch gab er sich keinen Selbsttäuschungen hin. Das schwerste Stück Arbeit stand ihm noch bevor.
Zuerst stand aber noch ein kleines Intermezzo auf dem Programm.
Wieder auf der Westseite des Potomac River angekommen, hielt Zamorra Ausschau nach einem Friseurgeschäft. Sein Gesicht war im Gebäude der Kinder des Lichts bekannt. Eine gewisse Maskerade war schon erforderlich.
Er fand, was er suchte. Smith & Samwell, Hairdressers.
Nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß sein Beifahrer noch ein Weilchen schlafen würde, stieg er aus und betrat den Laden. Er traf auf eine reichliche Auswahl. Perücken und Bärte aller Art. Nicole wäre verrückt geworden vor Begeisterung. Nach einigem Suchen entschied er sich für eine langhaarige schwarze Perücke und einen Bart, der Oberlippe, Wangen und Kinn vollkommen bedeckte. Er sah aus wie ein echter Hippie.
Diese Maskerade war ziemlich ideal. Er durfte wohl davon ausgehen, daß den Drahtziehern im Tempel nicht jedes Zombie-Gesicht auf Anhieb vertraut war. Mit etwas Glück konnte es ihm also durchaus gelingen, durch die Halle zu kommen, zumal er sich in Begleitung eines vertrauten Gesichtes befand.
Er kehrte zum Wagen zurück und nutzte auch gleich die Gelegenheit, seine Maskerade zu vervollständigen, indem er sich den weißen Faltenumhang überstreifte, den er von dem anderen Kerl erbeutet hatte.
Dann fuhr er nach Arlington Heights und parkte den Dodge unweit vom Zielobjekt.
Er mußte noch ein Weilchen warten, bis der Sektierer aus seiner Bewußtlosigkeit erwachte. Aber er wurde für sein Warten entschädigt. Der Blick des Mannes, als er erkannte, was da für eine Gestalt neben ihm saß, war es wert.
Jetzt wurde es ernst.
Zamorra machte dem Mann noch einmal klar, daß er nichts zu verlieren hatte und ohne Gnade schießen würde, wenn er sich dazu veranlaßt sah. Er konnte nur hoffen, daß seine Worte auch wirklich auf fruchtbaren Boden fielen.
Sie verließen den Wagen und näherten sich, dicht nebeneinander gehend, dem Treppenaufgang.
Zamorras Begleiter war sichtlich nervös. Der Professor zischte ihm zu, daß er sich gefälligst zusammennehmen solle, und befahl ihm dann, das Goldglasportal zu öffnen.
Der Sektierer kam dem Befehl nach und stieß die Glastür auf. Gemeinsam betraten er und Zamorra die Halle.
Unwillkürlich hielt der Professor den Atem an. Würde es klappen?
Es sah tatsächlich so aus. Mehrere Blicke trafen die Ankömmlinge, aber niemand offenbarte spontanes Mißtrauen.
»Weiter!« raunte Zamorra.
Wieder gehorchte der Mann, ging langsam in die Halle hinein. Der Professor folgte ihm auf dem Fuße.
Dann aber war es mit dem Gehorsam des Sektierers ganz plötzlich vorbei.
Mit blitzschnellem Antritt löste er sich von Zamorra und machte einen wilden Satz nach vorne.
»Alarm!« gellte seine Stimme durch die Halle.
Der Professor kam nicht mehr dazu, zu reagieren.
Der Fußboden zu seinen Füßen tat sich auf und verschluckte ihn.
***
Die Söldnerarmee des Iskabaal marschierte.
Ein irrwitziger Haufen war es, bestehend aus Ungeheuern, die in keinem menschlichen Alptraum vorkamen.
Und eines der Ungeheuer war Bill Fleming.
Irrwitzig war auch die Landschaft, durch die sie marschierten.
Feuerlohen waberten, Funken stoben wie Blitze und der blutrote Untergrund glühte.
Dies jedoch war heimisches Gebiet. Die Macht des Feuers war die Macht ihres Herrn und konnte ihnen nichts anhaben.
Weiter vorne aber lag das Reich des Feindes, das Reich des Esterroth, des Herrn der Fließenden Wasser.
Schon sahen sie die Schrecken des Feindeslandes. Gewaltige Brecher, die turmhoch in die Luft schossen und donnernd wieder zusammenstürzten. Gischt schäumende Wellen, die mit rasender Geschwindigkeit heranbrausten. Strudel die sich wie wahnsinnig drehten und absolute Bodenlosigkeit erkennen ließen.
Die Armee der Söldner marschierte weiter, Bill Fleming jedoch zögerte. An das Feuer hatte er sich gewöhnt. Sein Verstand hatte ihm gesagt, daß Iskabaal wohl nicht die eigenen Sklaven verbrennen würde, die seinen Krieg gewinnen sollten. Diese ungeheuren Gewalten des Wassers jedoch hörten auf den Befehl des Rivalen seines Sklavenhalters. Dieser Körper, der nicht der seine war, fürchtete das Wasser mit jeder Faser, empfand eine tiefe, kreatürliche Angst davor.
Bill blieb stehen, ließ die anderen allein weiterziehen.
Und wieder geschah das Furchtbare.
Die Qual ergriff Besitz
Weitere Kostenlose Bücher