0074 - Söldner des Teufels
Rezeptionisten, ob er wisse, wo diese Demonstrationen stattfanden.
Auch mit dieser Auskunft konnte der Sheraton-Mann dienen.
»Im East Potomac Park«, gab er bekannt. »Ganz in der Nähe des Jefferson Memorial.«
Zamorra gab ihm ein gutes Trinkgeld und ließ sich dann noch einen Leihwagen bestellen. Gestern war er den ganzen Tag mit dem Taxi gefahren, aber diese Beförderungsmethode empfahl sich heute ganz und gar nicht.
Der Leihwagen kam schnell. Es ging halt nichts über eine gute Hotelorganisation.
Der Professor bestieg das Fahrzeug, einen geräumigen Dodge. Bevor er losfuhr, überprüfte er die Funktionstüchtigkeit seines Revolvers. Er trug die Waffe nicht immer bei sich, heute aber würde er sie höchstwahrscheinlich brauchen. Den Revolver und sein Amulett, das beruhigend auf der Brust pendelte.
Nicht viel später hatte er den Potomac Park erreicht. Er parkte den Wagen nahe dem Tidal Basin-Ufer und marschierte dann in die Grünanlage hinein.
Er brauchte nicht lange zu suchen, fand die Kinder des Lichts genau an der Stelle, die ihm der Rezeptionist beschrieben hatte. Vier Sektierer waren es, zwei davon Zombies, ein junger Mann und ein Mädchen. Sie waren von einer Gruppe von Gaffern umringt, Hauptsächlich jungen Leuten, wie der Professor feststellen konnte. Potentielles Zombie-Material, traurig aber wahr.
Der Professor bezog hinter einem unweit stehenden Ahornbaum Beobachtungsposten.
Er hatte bisher noch nie eine Offenbarung gesehen. Und obgleich sie als Bühne nur eine simple Parkbank benutzten, mußte er den Sektierern zugestehen, daß sie ihre Schau recht wirkungsvoll abzogen. Die Art und Weise, in der sich die beiden Zombies mit langen Stricknadeln und anderen spitzen Gegenständen stechen ließen und die ganze Zeit über dabei selig lächelten, war zweifellos faszinierend. Die geschwätzigen Parolen, die die beiden Drahtzieher dabei lauthals verkündeten, schwächten den Eindruck des Wundersamen für den Geschmack des Professors dabei allerdings ziemlich ab. Man mußte wohl jung, unerfahren und begeisterungsfähig sein, um letztlich darauf reinzufallen. Dennoch sah er, daß eine ganze Reihe von jungen Leuten vertraulich mit den Sektierern sprach. Möglicherweise werden hier bereits die Weichen für spätere Rekrutierungen geschaltet.
Die Geduld des Professors wurde auf eine harte Probe gestellt. Der faule Zauber dort drüben dauerte und dauerte, mehrere Stunden vergingen.
Endlich jedoch trat eine Pause ein. Die Schaulustigen verliefen sich langsam. Zombies und Drahtzieher setzten sich auf die Bank.
Zamorra fluchte vor sich hin. Wenn sie jetzt auch noch mitgebrachte Sandwiches auspackten und auf der Bank sitzenblieben, konnte er immer noch nichts unternehmen. Vier auf einmal waren ein bißchen viel.
Er hatte Glück. Nach ein paar Minuten stand einer der beiden menschlichen Sektenmitglieder auf, redete mit seinem Kumpan und entfernte sich dann von der Bank. Mit gemächlichen Schritten ging er in Richtung Kreisverkehr.
Darauf hatte Zamorra gewartet. Er löste sich von seinem Beobachtungsposten und ging dem Mann schnell nach. Bald war er nur noch wenige Schritte hinter ihm. Der Sektierer wandte sich nicht um, marschierte nonchalant weiter.
Der Professor wartete geduldig, bis möglichst wenige Passanten in Sichtweite waren. Dann handelte er.
Er steckte die Hand in die rechte Außentasche des leichten Sommermantels, in der er die Pistole aufbewahrte. Fest umklammerte er den Kolben. In Sekundenschnelle war er neben dem Sektenmitglied, drängte sich seitlich ganz dicht an den Mann heran und bohrte ihm durch den Mantelstoff hindurch die Revolvermündung in die Rippen.
»Bleib ganz ruhig, Freund«, sagte er.
Der Mann zuckte zusammen, als habe ihn hinterrücks ein Pfeil durchbohrt. Er wollte stehenbleiben, aber als ihm der Professor »Weitergehen!« zuraunte, setzte er etwas schleppend seinen Weg fort.
»Was… was wollen Sie von mir?« stotterte er.
Es handelte sich bei ihm um eine ziemlich miese Type, lang, dürr und rattenhaft. Nicht gerade eine Werbung für eine Sekte, die das große Glück versprach.
Von diesem Kerl wollte Zamorra zweierlei. Erstens wollte er ihn aus dem Verkehr ziehen, und zum zweiten wollte er sein Gewand.
Beides erledigte er im Handumdrehen. Als er sich ziemlich sicher war, daß kein Passant auf ihn und den Rattenhaften achtete, drängte er diesen blitzschnell in ein Gebüsch, holte den Revolver aus der Manteltasche und hieb dem Kerl die Waffe über den Schädel. Der
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